Brandenburg: Von der Hoffnung des Scheiterns
Der Potsdamer Regisseur Andreas Dresen stellte gestern auf der Berlinale seinen neuen Film „Willenbrock“ vor
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Der Potsdamer Regisseur Andreas Dresen stellte gestern auf der Berlinale seinen neuen Film „Willenbrock“ vor Berlin – Es sei der „deutscheste aller deutschen Filme“ auf dem Festival und es sei schade, dass er nicht im Wettbewerb laufe. Dieses Kompliment eines Journalisten während der Berlinale-Pressekonferenz gestern Nachmittag konnte Andreas Dresen nur mit einem Lächeln quittieren. Der Potsdamer Regisseur stellte auf dem Filmfestival seinen neuen Film „Willenbrock“ vor. Doch im Rennen um die Bären ist Dresen, der 2002 für „Nachtgestalten“ die silberne Trophäe bekam, diesmal nicht. „Willenbrock“ läuft im Panorama, Premiere hatte er gestern Abend im „Zoopalast“. (Filmkritik PNN vom 15.2.) Er erzähle mit „Willenbrock“ – nach Romanvorlage von Christoph Hein - die Geschichte eines kleinen Mannes, die aber „politische Dimension“ habe, sagte Dresen. Die Hauptfigur Willenbrock, ein Gebrauchtwagenhändler, dessen Welt nach einem nächtlichen Überfall aus den Fugen gerät, lebe so wie viele Menschen: Er habe sich Wohlstand erarbeitet, auch auf Kosten anderer, fühle sich sicher. Das Elend sei für ihn immer das Elend der anderen. „Die Figuren im Film gucken permanent weg – wir gucken hin, das tut weh“, sagte Dresen. Und die Person Willenbrock scheitert. Kläglich, aber nicht ohne Hoffnung. Wie eigentlich immer bei Dresen. Der Regisseur zitiert dazu Beckett: Wieder versuchen, wieder scheitern, besser scheitern. Doch die Idee, diesen Film zu machen, hat anderen Ursprung. „Ich hatte das Buch im Sommer 2000 gelesen und dann widerfuhr mir und meiner Freundin im Griechenland-Urlaub etwas sehr ähnliches: Plötzlich stand nachts jemand im Hotelzimmer.“ Ob Dieb oder Spanner, das habe sich nie aufgeklärt. Doch er sei wochenlang verängstigt gewesen. „Eine merkwürdige Erfahrung.“ Gedreht hat Dresen „Willenbrock“ in der Nähe von Magdeburg, die Hauptrolle spielt, wie bereits in seinem sehr erfolgreichen Film „Halbe Treppe“, Axel Prahl. Sie beide hätten eine ähnliche Weltsicht, einen ähnlichen Humor, seien über die Arbeit Freunde geworden, erklärte Dresen. Daher könne er beim Dreh an einem „substanziellen Punkt“ ansetzen, auf einer höheren Stufe beginnen. Das sei ein „großer Schatz“. Obwohl er, so betonte Prahl, nicht gleich von Anfang an für die Rolle des Willenbrock vorgesehen gewesen sei. „Es gab ein Casting.“ Produziert hat „Willenbrock“ die in Babelsberg ansässige Ufa, Ko-Produzent ist neben anderen Studio Babelsberg. Dresen schaffe es, den Zuschauer mit sozialen und zwischenmenschlichen Problematiken zu konfrontieren, ihn aber nicht in die Hoffnungslosigkeit zu entlassen, sagte Ufa-Chef Norbert Sauer. Dies finde man bei Filmemachern in Deutschland nicht oft, deshalb habe er unbedingt wieder mit dem Potsdamer Regisseur zusammenarbeiten wollen. Sollte „Willenbrock“ tatsächlich der „deutscheste aller deutschen Filme“ der Berlinale sein – viel Aufmerksamkeit bekam er gestern nicht. Grund: Popstar George Michael stellte zeitgleich seine Filmbiographie vor. Den halb leeren Pressekonferenzsaal fand Schauspieler Axel Prahl äußerst kritikwürdig: „Ich wünsche mir mehr Unterstützung für den deutschen Film.“
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