Brandenburg: Von Russendiskos und Schutzengeln
Matthias Schweighöfer tritt in der Verfilmung von Kaminers Bestseller auf, Til Schweiger gibt den Macho
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Berlin - Über das Thema „Berlin als Filmkulisse“ ließen sich mehrere Bücher schreiben. Die Schwierigkeit dabei: Ständig muss man neue Kapitel einplanen, denn immer wieder kommt Stoff hinzu. Allein am Mittwoch haben zwei der bekanntesten deutschen Darsteller, die auch schon gemeinsam vor der Kamera standen, ihre neuen Filme im Hotel Ritz-Carlton am Potsdamer Platz und im Soho House vorgestellt. Til Schweiger tritt bei „Schutzengel“ erneut als Regisseur, Produzent, Co-Autor und Hauptdarsteller in einer Person auf, Matthias Schweighöfer ist einer der drei Protagonisten in „Russendisko“, einer Verfilmung von Wladimir Kaminers Kurzgeschichtensammlung. Beide Produktionen wurden oder werden in Berlin gedreht – Aufnahmen für „Russendisko“ entstanden aber auch in Babelsberg.
Ein „modernes Großstadtmärchen“, eine Art russische „fabelhafte Welt der Amélie“ wollte Produzent Christoph Hahnheiser mit „Russendisko“ erschaffen (Regie: Oliver Ziegenbalg). Herausgekommen ist ein Märchen von einer längst vergangenen Zeit in einer Großstadt, in der noch alles möglich schien. Berlin brilliert in der Hauptrolle.
Im Sommer 1990 ist die Mauer gerade gefallen. „Russendisko“ versetzt den Zuschauer zurück in dieses grenzenlose Berlin, wo der Griff des Sozialismus sich schon gelöst, der Kapitalismus die Stadt aber noch nicht gepackt hat. In diesen Freiraum platzen die drei Freunde Wladimir (Matthias Schweighöfer), Mischa (Friedrich Mücke) und Andrej (Christian Friedel) aus der Moskauer Platte. Sie suchen, was sonst, ihr Glück. Natürlich finden sie die große Liebe (in der ausgezeichneten Peri Baumeister), stellen ihre Freundschaft auf eine harte Probe und am Ende geht alles einigermaßen glimpflich aus. Nein, Unerhörtes gibt es nicht zu sehen bei „Russendisko“. Das Team um Regisseur Oliver Ziegenbalg schafft es aber, ein diffuses Gefühl der Wehmut zu erzeugen, das den Film dann doch wieder sehenswert macht. Wehmut nach einem Berlin, in dem Multi-Kulti noch ein Versprechen und kein Schimpfwort war, das sich als Weltstadt fühlte und nicht einfach eine sein wollte.
Den Stoff für diese besondere Stimmung schrieb der russische Autor Wladimir Kaminer schon im Jahr 2000 in seinem gleichnamigen Buch. Im Film mussten nun die vielen Alltagsbeobachtungen und Absurditäten, die Kaminer in 52 Kurzgeschichten eingefangen hatte, zusammengeführt werden. Zehn Jahre ließ sich Rechteinhaber Hahnheiser deshalb mit der Arbeit am Drehbuch Zeit. Viele Jahre, in denen vor allem Berlin sich gewandelt hat. Die Henselmann-Bauten und die Karl-Marx-Allee etwa wurden für authentisch befunden, auch wenn hier und da am Computer nachretuschiert wurde. „Es musste nicht alles sklavisch so aussehen wie damals“, sagt Hahnheiser. Russendisko spielt deshalb auch in seiner eigenen kleinen Welt. Filmstart ist am 29. März.
Anders als „Russendisko“ ist „Schutzengel“ kein Märchen aus vergangenen Zeiten, sonder ein sehr aktueller Film, in dem Schweiger nach Ausflügen ins Komödienfach wieder zu dem kühlen Macho-Image zurückkehrt, das er zuletzt in Tarantinos „Inglourious Basterds“ kultiviert hat. Es geht um Krieg, um Afghanistan und darum, welche seelischen Verletzungen das Erlebte bei Soldaten hinterlassen kann.
Schweiger ist Max, der beim Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr eingesetzt war und jetzt die Vollwaisin Nina (gespielt von seiner 15-jährigen Tochter Luna Schweiger) vor einem aggressiven Verfolger (Heiner Lauterbach) schützen muss, wobei das Mädchen langsam Vertrauen zu seinem Beschützer fasst. Die Prominentenliste ist lang, auch Moritz Bleibtreu und Ilja Richter stehen darauf. Drehbeginn war im Januar, bis April soll es 45 Drehtage in Berlin und Brandenburg und einen im englischen Brighton geben, als Tag des Kinostarts ist der 27. September geplant. Ob Schweiger deshalb so viel und gerne in Berlin dreht, weil er hier seit einigen Jahren lebt? Die Stadt rollt ihm jedenfalls den roten Teppich aus: Vergangenes Jahr ist auf dem Boulevard der Stars am Potsdamer Platz sein Stern enthüllt worden.
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