Brandenburg: Vorsicht Kröten!
Millionen von Amphibien wandern in den nächsten Wochen zu ihren Laichplätzen
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Millionen von Amphibien wandern in den nächsten Wochen zu ihren Laichplätzen Von Jule Scherer Potsdam. Ein paar Grad über Null, und keiner kann sie halten. In den ersten lauen Frühlingsnächten machen sich in ganz Brandenburg Millionen von Erdkröten, Moorfröschen, Knoblauchkröten und Teichmolchen auf die Wanderschaft. Und dieser Weg ist gefährlich. Jedes Jahr verlieren tausende Amphibien auf Brandenburgs Straßen ihr Leben. Und jedes Jahr investieren zahlreiche ehrenamtliche Helfer Zeit und Elan in die Mission Krötenrettung. Fast alle Amphibien überwintern an Land. Da sie ihre Eier ins Wasser legen, müssen sie im Frühling zu den Laichgewässer. Diese können schon mal einige Kilometer vom Winterquartier entfernt liegen. Bei Temperaturen unter fünf Grad Celsius verfallen die Wechselblüter in eine Winterstarre, kaum kommen die ersten warmen Tage – und vor allem Nächte –, machen sie sich mit großen Sprüngen auf zu neuen Ufern. Durch das hohe Verkehrsaufkommen in Brandenburg ist es für die Amphibien schwierig, zu den Gewässern zu kommen, sagt Norbert Schneeweiß, Leiter der Naturschutzstation des Landesumweltamtes in Linum. Nach einer Umfrage seines Amtes existieren im Land etwa 120 geschützte Amphibienwechsel und rund 50 stationäre Anlagen, durch die die Tiere auf die andere Straßenseite gelangen können. „Es gibt jedoch auch etwa 140 ungeschützte Stellen, wo in jedem Jahr besonders viele Tiere überfahren werden“, sagt Schneeweiß. An den geschützen Amphibienwechseln stehen in der Regel so genannte Krötenzäune. Dabei handelt es sich um etwa 25 Zentimeter hohe Kunststofffolien, die parallel zur Straße aufgebaut sind. In regelmäßigen Abständen sind Fangeimer eingegraben. Jeden Abend und Morgen kommen die ehrenamtlichen Krötenhelfer und tragen den „Fang der Nacht“ auf die andere Straßenseite, wo der Weg zu den Laichgewässern fortsetzt werden kann. Daneben gibt es an besonders stark frequentierten Stellen stationäre Anlagen. Doch diese werden häufig nicht von den Tieren angenommen, sagt der Sprecher der Herpetologen Brandenburg im Nabu, Reinhard Baier. Diese Tunnel unter den Straßen seien meist nicht richtig voruntersucht und schlecht gewartet. Auch erwiesen sie sich oft als zu lang und zu trocken. Sinnvoller ist es, die Kröten schon vor dem Bau einer Straße an ihre neuen Wege zu gewöhnen. Die Amphibien haben eine sehr enge Bindung an ihren Laichplatz. Dort, wo sie als Kaulquappen geschlüpft sind, wollen sie auch ihre Eier wieder ablegen. Und dort, wo sie das erste Mal ihren „Landurlaub“ verbracht haben, werden sie immer wieder hinhüpfen. So seien etwa schon im Vorfeld des Baus der Ortsumgehung Brandenburg/Havel Zäune aufgestellt worden, um den Tieren ihren neuen Weg „anzutrainieren“, erzählt Baier. Am häufigsten kann man Erdkröten beim Überqueren der Straße beobachten. „Die etwas seltenere Rotbauchunke und den Laubfrosch sieht man kaum, sie sind nur vier bis fünf Zentimeter groß,“ erläutert Schneeweiß. Wer das Verkehrsschild mit der großen Kröte sieht, sollte den Fuß vom Gas nehmen. Schon die Druckwelle vorbeifahrender Autos könne die Kröten töten, erläutert der Naturschützer. Vorsicht sei an solchen Stellen auch geboten, weil die Krötenhelfer meist nachts arbeiteten und manchmal schwer auszumachen seien.
Jule Scherer
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