Brandenburg: Wachmänner in der U-Bahn gefordert Immer neue Übergriffe im öffentlichen Verkehr
Erneut Attacke auf BVG-Mitarbeiter
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Berlin - Angesichts nicht abreißender Berichte über Übergriffe in öffentlichen Verkehrsmitteln der Bundeshauptstadt hält es BVG-Chef Andreas Sturmowski für wünschenswert, wenn abends und nachts in jedem U-Bahnzug ein Wachmann mitfahren würde. Eine Begleitung durch uniformiertes Personal in einem vorderen Wagen, etwa ab 21 Uhr, würde den Fahrgästen ein besseres Sicherheitsgefühl geben, sagte er am Sonntag. In anderen Städten funktioniere das mit Erfolg.
Die Kosten könnten die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) aber nicht aus eigener Kraft stemmen, sagte Sturmowski. Das landeseigene Unternehmen sei darauf angewiesen, dass entweder Polizisten mitfahren oder Geld für Wachpersonal aus der Landeskasse kommt.
Erst in der Nacht zum Sonntag wurde im Berliner Bezirk Spandau ein 24-Jähriger in einem U-Bahn-Zug der Linie U7 überfallen. Zwischen den Bahnhöfen Haselhorst und Altstadt Spandau raubten ihm zwei Unbekannte nach Polizeiangaben das Portemonnaie und einen MP3-Player. Dabei schlugen sie den 24-Jährigen und versetzten ihm einen Kopfstoß. Das Opfer erlitt eine Platzwunde im Gesicht, die Täter konnten entkommen.
Am Freitagabend war ein BVG-Mitarbeiter im Kreuzberger U-Bahnhof Schönleinstraße angegriffen worden. Er hatte einen Streit beobachtet und wollte einer Frau zu Hilfe kommen. Daraufhin griff ein Mann den Mitarbeiter an und stach ihm in den Arm. Der Täter konnte fliehen, der BVG-Mitarbeiter wurde ambulant behandelt.
Sturmowski sagte: „Wir haben in diesem Jahr schon zwei Millionen Euro in die Hand genommen und kaufen mehr Sicherheitsdienste - dafür bekommen sie 60 Leute der Firma Securitas.“ Dieses Personal sei vor allem auf bisher vernachlässigten Buslinien im Einsatz. „Bei der Menge an Verkehr, den wir haben, bräuchten wir wahrscheinlich 120 Leute, dann wären wir bei vier Millionen Euro. Das wäre ungefähr die Größenordnung, die man bräuchte, um das Gefühl zu vermitteln, da ist was in Sachen Sicherheit.“ Die BVG habe dies auch bei den Verhandlungen mit dem Senat über den Verkehrsvertrag angesprochen. „Wir haben aber lernen müssen, dass dafür kein Platz im Verkehrsvertrag war“, sagte der Vorstandschef.
Laut dem im November 2007 besiegelten Abkommen zahlt Berlin der BVG jährlich 250 Millionen Euro – davon 75 Millionen Euro für die Verkehrsleistungen und 175 Millionen für die Infrastruktur.
Sturmowski trat übersteigerten Ängsten im öffentlichen Nahverkehr entgegen. Die Vandalismusschäden in Bahnen, Bussen und Bahnhöfen würden zwar seit Jahren steigen. „Gleichzeitig haben wir aber - entgegen der öffentlichen Wahrnehmung - bei den Übergriffen auf unser Personal eine fallende Linie“, sagte der BVG-Chef.
Nach seinen Worten kam es in diesem Jahr bis Ende August zu 87 Übergriffen mit schweren und 149 mit leichten Folgen für die Betroffenen. Im gesamten Jahr 2007 seien es noch 138 schwere und 416 leichte Übergriffe gewesen. Schwerer Übergriff heißt, das der BVG- Mitarbeiter länger als drei Tage arbeitsunfähig war.
Leicht wird ein Übergriff genannt, wenn die Arbeitsunfähigkeit kürzer dauerte. Für 2006 weise die BVG-Statistik 203 (2005: 266) schwere und 409 (2005: 443) leichte Übergriffe aus. Die meisten Attacken träfen nicht die Busfahrer, sondern Sicherheitsleute und Kontrolleure.
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