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Brandenburg: Wann guckst du?
Die Schulen in Brandenburg und Berlin wollen bei der Fußball-WM großzügig sein. Kleine Fans sollen früh nicht gleich Klausuren schreiben
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Potsdam/Berlin - In der Sonne vor der Fanny-Hensel-Grundschule in Berlin-Kreuzberg kicken ein paar Jungs einen Fußball hin und her. Daneben wartet Izabella Janecka auf ihren Sohn. „Die Schule nach hinten zu verschieben ist eine gute Idee“, sagt die 33-Jährige. „Mein Sohn hat praktisch die Windeln gegen Fußballschuhe getauscht und das wird nicht leicht, ihn vom WM-Gucken abzuhalten.“ So schwer wird es offenbar auch nicht.
Fußballbegeisterte Schulen können auf Milde hoffen, wenn sie den Unterricht nach nächtlichen WM-Spielen erst ein oder zwei Stunden später anfangen lassen. „Das liegt in der Verantwortung der Schulen“, machten die Bildungsbehörden von Berlin und Brandenburg am Dienstag klar. Allerdings müssen die versäumten Stunden nachgeholt werden, hieß es aus der Berliner Senatsverwaltung für Bildung. Das sieht auch Brandenburg so. „Eine Sonderregelung und besondere Erlaubnis ist dafür aber gar nicht nötig“, sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums in Potsdam. „Das kann vor Ort am besten entschieden werden.“
Tatsächlich dürfte ein späterer Schulstart gerade im ländlichen Raum und auch am Berliner Stadtrand logistische Probleme bereiten. In der Uckermark ist es etwa keine Seltenheit, dass Schüler teils bis zu einer Stunde mit dem Bus unterwegs sind, um zur Schule zu kommen. Der gesamte Schülerverkehr auch am Nachmittag ist fein abgestimmt, um Kinder und Jugendliche wieder in ihre Dörfer zu bringen. Das Bildungsministerium geht deshalb nicht davon aus, dass flächendeckend in Brandenburg der Unterricht eine Stunde später anfängt während der WM. „Andererseits werden Schulen sicher darauf achten, dass nicht gleich um acht Uhr eine Deutsch- oder Mathematik-Klausur angesetzt wird“, heißt es. Ähnlich soll in Berlin verfahren werden. Schulen überlegen bereits, auch Spiele nachmittags im Hort zu übertragen.
Dass die Schulen für jeden Spieltag bei der Fußball-WM – Anstoß ist häufig erst um 22 Uhr – den Unterrichtsstart verschieben, ist kaum zu erwarten. Denn vor allem geht es um die Spiele der deutschen Elf, doch allzu häufig spielt die gar nicht so spät. In der Vorrunde ist am Montag, dem 16. Juni, nach hiesiger Ortszeit um 18 Uhr Anpfiff. Am 21. Juni, einem schulfreien Samstag, geht es um 21 Uhr los. Das letzte Gruppenspiel der Deutschen findet am Donnerstag, dem 26. Juni, um 18 Uhr statt. Spät würde es hingegen ab dem Achtelfinale werden. Sollte die DFB-Elf es bis dahin schaffen, würde das Spiel am Montag (30. Juni) oder Dienstag (1. Juli) ab 22 Uhr im deutschen Fernsehen laufen. Bei Verlängerung und Elfmeterschießen könnte es dann bis nach Mitternacht dauern. Die möglichen Halbfinals am 8. und 9. Juli sind zwar erst um 22 Uhr, fallen aber mit dem Ferienbeginn zusammen, wenn es mit dem Ausschlafen sowieso keine Probleme mehr gibt.
Eine besondere Situation gibt es an den Schulen mit einem hohen Anteil von Schülern anderer Fußballnationen wie Kroatien, Bosnien oder Herzegowina. Hier müssen die Schulkonferenzen von Fall zu Fall entscheiden, ob sie den Unterricht verschieben. Für die türkischstämmigen Schüler wird es keine Sonderregelung geben müssen, weil die Türkei bei der WM nicht mitspielt. pba, axf, sve
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