Nachgefragt: Wann war die Wende?
Brandenburgs SPD-Chef Matthias Platzeck hat in mehreren Interviews Rot-Rot in Brandenburg damit gerechtfertigt, dass es sinnvoll sei, „im dritten Jahrzehnt nach der Wende“ nicht weiter zuzulassen, „dass eine große Gruppe von Menschen auf Dauer ein Stück von der Gestaltung dieser Gesellschaft“ ausgeschlossen werde. Hat Platzeck das nur gesagt, weil „drittes Jahrzehnt“ nicht so nah klingt wie 20 Jahre nach dem Mauerfall – der sich ja auch erst am 9.
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Brandenburgs SPD-Chef Matthias Platzeck hat in mehreren Interviews Rot-Rot in Brandenburg damit gerechtfertigt, dass es sinnvoll sei, „im dritten Jahrzehnt nach der Wende“ nicht weiter zuzulassen, „dass eine große Gruppe von Menschen auf Dauer ein Stück von der Gestaltung dieser Gesellschaft“ ausgeschlossen werde. Hat Platzeck das nur gesagt, weil „drittes Jahrzehnt“ nicht so nah klingt wie 20 Jahre nach dem Mauerfall – der sich ja auch erst am 9. November zum 20. Mal jähren wird –, oder sind wir tatsächlich schon im „dritten Jahrzehnt nach der Wende“? Schließlich war doch die Wende im Oktober 1989 noch voll im Gange und das Jahr 2009 ist noch nicht rum.
Dr. Hartmut Schachtzabel, Mathematik-Dozent an der Universität Potsdam:
„Ich muss leider antworten, wie ein Politiker: Jein. Denn: Der Begriff Wende ist schwammig, Matthias Platzeck definiert den Zeitraum Wende ja nicht näher. Daher kann er Recht haben, wenn er davon ausgeht, dass die Wende ja schon Jahre vor dem Mauerfall begann. Die Wende in der DDR war ja ein Prozess, der schon vor 1989 anfing, und lässt sich nicht auf ein Datum festlegen, und der Großteil des Prozesses wäre dann schon vorbei gewesen vor 20 Jahren. Daher auch meine ungenaue Antwort.
Andererseits verlief die Wende ja bis ins Jahr 1990 hinein Dann also hätte, ebenso, wie beim Mauerfalldatum 9. November 1989, dass dritte Jahrzehnt jetzt noch nicht begonnen.
Das hat er also schon schlau gemacht mit der Formulierung. Kein Wunder: Platzeck ist ja auch Naturwissenschaftler und hat was gelernt, – auch auf dem Mathematik-Gymnasium in Kleinmachnow. Dort war er 1971 für ein halbes Jahr auch mein Schüler.“
Nachfrage: Da hätte Platzeck aber auch sagen können „im ersten Jahrtausend nach der Wende“..
Dr. Schachtzabel: „Und das wäre auch nicht falsch gewesen.“(Fragen: pet)
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