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Brandenburg: Warten auf das Virus

Vogelgrippe: Zahl der Untersuchungen erhöht

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Vogelgrippe: Zahl der Untersuchungen erhöht Potsdam - In Brandenburg gibt es bisher keine Anzeichen für ein außergewöhnliches Sterben von Zugvögeln. Das erklärt der Sprecher des Umweltministeriums, Jens-Uwe Schade gestern. „Es gibt keine Fälle wie in Rheinland-Pfalz.“ Dort war am Montag eine größere Zahl verendeter Graugänse aufgefunden worden, die nach ersten Untersuchungen ähnliche Symptome wie bei Vogelgrippe aufweisen. Der Leiter des Landeslabors in Frankfurt (Oder), Roland Körber, sagte, dass bei Untersuchungen das gefährliche Vogelgrippe-Virus H5N1 bei Zugvögeln nicht festgestellt worden. Nach Angaben von Körber hat das Landeslabor die Untersuchung von Wildvögeln und Geflügel auf das Virus deutlich verstärkt, wobei man verschiedene Wege geht: So werden Speichel- und Kotproben von Wildvögeln untersucht, die Naturschützer bei Beringungsaktionen auf den Sammelplätzen nehmen, außerdem Köpfe und Hälse von Wildvögeln, die von Jägern geschossen wurden. Vor allem aber wird derzeit Geflügel von Tierhaltern stichprobenartig untersucht. Insgesamt habe das Landeslabor in den letzten Wochen über 400 solcher Untersuchungen auf Vogelgrippe vorgenommen. Die Rastplätze der Zugvögel auf ihrem Herbstflug werden, wie der Sprecher des Umweltministeriums sagt, systematisch beobachtet: durch Naturwächter, Jäger, Vogelwarten. Man sei so über den Zustand der Tiere informiert. Die wenigen Graugänse, die auf dem Weg zur Nordsee in Berlin und Brandenburg einen kurzen Zwischenstopp machen, seien ohnehin seit Anfang Oktober schon wieder weg, sagt Harro Strehlow vom Naturschutzbund Deutschland (NABU). Von ihnen ging auch nur eine geringe Gefahr aus, da sie sehr früh ziehen: „Als das Virus nach Moskau kam, hatten die Graugänse das Gebiet schon verlassen.“ Ein größeres Risiko stellen laut Strehlow Saat- und Blessgänse dar, die zurzeit die Region überqueren. Etwa eine Million von ihnen, so schätzt Severin Zillich vom Umweltverband BUND, überwintern in der Region, viele im Naturpark Untere Havel. Die Tiere kommen aus dem Moskauer Raum, dem Ural und Westsibirien – also aus Gebieten, in denen bereits Fälle der Vogelgrippe gemeldet wurden. Ebenfalls bereits eingetroffen sind Pfeif- und Reiherenten. Der größte Teil von ihnen überfliegt Berlin und Brandenburg zwar nur auf dem Weg zur Ostsee, ein paar aber bleiben bis zum Frühjahr hier. Noch unterwegs sind derzeit die Krick- und Tafelenten, wenn ihre Zahl auch deutlich geringer ist als die der Gänse. Die Enten überwintern überwiegend in Brandenburg, ein paar beziehen aber auch an den großen Berliner Seen ihr Quartier. Ebenfalls noch nicht eingetroffen sind Dohlen und Saatkrähen – und es ist überhaupt unbekannt, ob sie sich mit dem tödlichen Virus infizieren können: Sie sind Singvögel. Sollten sie sich anstecken können, wären vermutlich eher die Saatkrähen gefährlich: Sie kommen unter anderem aus dem Moskauer Raum, dem Baltikum und Sibirien und halten sich vor allem abends wegen der milden Witterung in Städten auf. Im vergangenen Jahr hätten viele am Potsdamer Platz geschlafen, so BUND-Biologe Zillich. Auch Kraniche gelten nach heutigem Wissenstand als nicht durch die Vogelgrippe gefährdet. Diese Zugvögel kommen aus Skandinavien und Sibirien hierher. Derzeit sind sie an ihren Sammelplätzen in Brandenburg zu beobachten. Mitte November führt ihr Weg die Kraniche weiter nach Spanien. Nach Einschätzung des Brandenburger Umweltministerium könnte das größere Problem im Frühjahr drohen. Dann kommen die Zugvögel zurück – und in der Zwischenzeit könnte sich unter ihnen das Virus vermehrt haben.Nicole Diekmann, Michael Mara

Nicole Diekmann, Michael Mara

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