
© Kitty Kleist-Heinrich
Brandenburg: Warten auf die Laborergebnisse
Es könnte noch Wochen dauern, bis feststeht, was die Welle von Magen-Darm-Erkrankungen ausgelöst hat. Einen Verdacht aber gibt es schon
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Potsdam/Berlin - Ungewissheit, weiter Ungewissheit: Brandenburgs Verbraucherschutzministerin Anita Tack (Linke) schließt nun mehr nicht aus, dass Erkenntnisse über den Auslöser der rätselhaften Magen-Darm-Massenerkrankungen an Schulen erst in drei bis vier Wochen vorliegen werden. Gegenüber den PNN erklärte dies Tack am Donnerstag mit den objektiv langwierigen Untersuchungen, da die für die Feinanalyse nötige Züchtung von Bakterien- und Virenkulturen so lange dauere. „Das ist so, da wird nichts gebremst.“ Im gemeinsamen Landeslabor Berlin-Brandenburg werde „durchgehend gearbeitet“, Proben zu analysieren, so Tack. Allerdings gebe es noch keine signifikanten Ergebnisse, hieß es. In Brandenburg waren wie berichtet zuletzt 3122 Menschen betroffen, zum Großteil Kinder, die von der Firma Sodexo geliefertes Schulessen gegessen hatten, aber auch danach angesteckte Familienangehörige. Inzwischen spricht das Ministerium von 3500 Erkrankten.
Allerdings bezweifeln die Fachleute, dass alle nachgemeldeten Fälle tatsächlich jenen zugerechnet werden können, die in der vergangenen Woche nach dem Verzehr des vom Caterer gelieferten Essens erkrankt sind. Darunter seien sicherlich auch viele Eltern, deren Kinder die für die Jahreszeit typischen Durchfallerkrankungen bekommen haben. Das Robert-Koch-Institut arbeitet derzeit eine Falldefinition aus, um exakte Fallzahlen zu bekommen.
Seit mehr als einer Woche versucht eine Task Force von Robert-Koch-Institut, Bund und Behörden der betroffenen Bundesländer zu ergründen, was den Massenausbruch der Magen-Darm-Infektionen ausgelöst hat, von denen in Ostdeutschland zehntausend Kinder betroffen sind. Inzwischen gibt es erste Entwarnungen. Nach einer Telefonkonferenz betroffener Bundesländer kamen laut Potsdamer Verbraucherschutzministerium auch am Donnerstag keine neuen Krankheitsfälle hinzu. Die Behörden gehen davon aus, dass die erkrankten Kinder – sie haben Schulferien – inzwischen auch wieder gesund sind. Im Krankenhaus muss in Brandenburg kein Kind mehr behandelt werden. Doch noch immer stehen die Experten und Behörden vor einem Rätsel, was der Erreger war. Das Potsdamer Verbraucherschutzministerium wiederholte die Auskunft der letzten Tage: Ob es sich um eine virale oder bakterielle Erkrankung handelt, sei offen. Möglicherweise sei ein bakterieller Giftstoff (Toxin) die Ursache. Zugleich verweist das Ministerium auf die Ehec-Krise im Frühjahr 2011, als erst nach sechs Wochen feststand, dass mehrere Tausend Menschen sich durch den Verzehr von Sprossenkeimlingen mit E-Coli-Bakterien infiziert hatten.
Nach Angaben der Amtsärztin von Potsdam-Mittelmark, Johanna Aulich, kann weder bestätigt noch ausgeschlossen werden, dass es sich beim Erreger um das Noro-Virus handelt. Die Zahl von rund zehn Noro-Virus-Infektionen im Landkreis sei für die Jahreszeit aber eher gering. Ein Zusammenhang mit der Erkrankungswelle ergebe sich daraus nicht zwingend. Die Stuhlproben der Sodexo-Mitarbeiter aus Treuenbriezen seien inzwischen alle ausgewertet – und negativ. Die Ergebnisse der Proben aus Werder (Havel) stehen noch aus. Die Suche nach den Ursachen geht indes weiter, die Behörden konzentrieren sich laut Aulich dabei weiter auf die beiden seit Dienstag unter Verdacht stehenden Gerichte. Dabei handelt es sich um sogenannte Fischli – eine Art Fischstäbchen, serviert mit Rohkost – und um Grießbrei mit Erdbeeren. thm/alm/axf
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