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Brandenburg: Warum ein parfümierter Misthaufen nicht wohlig riecht

Brandenburgs Landes-CDU sieht beim politischen Aschermittwoch in Doberlug-Kirchhain Rot bis Doppel-Rot

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Doberlug-Kirchhain – Wer von Lagerbildung in Brandenburgs CDU spricht, hat schlichtweg keine Ahnung. Beim achten politischen Aschermittwoch in der Stadthalle von Doberlug-Kirchhain – bereits zum vierten Mal in Elbe-Elster – vermittelte allein das ländliche Protokoll einen offenbar völlig abwegigen Eindruck: Direkt vor der Tribüne, immer im Blickwinkel von Zeremonienmeister Torsten Hannemann oder eben des Redners, sind drei lange Tische platziert. Zur rechten Parteichef Ulrich Junghanns mit den Ministerinnen Johanna Wanka und Beate Blechinger, Fraktionschef Thomas Lunacek und Generalsekretär Rolf Hilke. In der Mitte eine mit Gästen und Sponsoren besetzte Festzeltgarnitur. Und am linken Tisch der im Wettstreit um den Parteivorsitz nur um Haaresbreite unterlegene Partei-Vize Sven Petke mit dem Europaabgeordneten Christian Ehler, der Fraktionsgeschäftsführerin Saskia Funck und dem Landtagsabgeordneten Dieter Dombrowski sowie der Bundestagsabgeordneten Katherina Reiche.

Zufall, dass dies genau die Protagonisten des Lager-Wahlkampfes von vor einem Jahr sind. Und Zufall auch, dass genau zu dem Zeitpunkt, als Junghanns in die Bütt geht, den linken Tisch nur leere Biergläser zieren. Später sagt er noch, „die CDU sieht sich zu Unrecht dem Vorwurf der Zerstrittenheit ausgesetzt“. Und er fügt hinzu: „Von Ulrich I. muss man regiert werden wollen.“

Was immer er damit gemeint haben mag – die rund 900 Gäste stört das kaum. Es gibt Freibier, 1000 Liter sind bereits nach zwei Stunden getrunken. Und noch ehe ein Gast am Biertisch brummt, dass ihn dies alles hier noch nicht vom Hocker reiße, „er den roten Faden vermisst“, legt „General“ Hilke den Köder aus: Die Linkspartei – erst recht mit Lafontaine – und rot-rote Bündnisse werden nicht nur auf Korn genommen. Sie sind an diesem Abend im Elbe-Elster-Land schlichtweg ein Schreckgespenst für Deutschland, das mit allen rechtsstaatlichen Mittel bekämpft werden muss. Mit ihren unfinanzierbaren sozialen Forderungen „macht die Linke den Sozialstaat kaputt“, ruft Hilke und wendet sich an den Potsdamer Koalitionspartner SPD, der wie beim Wettlauf zwischen Hase und Igel den Linken pausenlos hinterherhechele. Aber, fügt er hinzu: „Wer sich parfümiert neben einen Misthaufen stellt, der darf sich nicht wundern, wenn der Misthaufen trotzdem nicht wohlig riecht.“

Junghanns, der Vize-Regierungschef und Wirtschaftsminister, nimmt Hilkes Vorlagen gegen links genüsslich auf, teilt gegen den Koalitionspartner aber viel moderater aus. Natürlich habe die SPD – nachdem die Linke in Brandenburg jüngst an der CDU vorbeigezogen ist – mit Blick auf die Landtagswahl 2009 zwei Alternativen zur Regierungsbildung, räumt der Parteichef ein.

Dennoch rügt er: „Die SPD spielt mit der Macht, mit der Koalition.“ Es gibt Beifall, was Junghanns nutzt, um die Frage in den Saal zu schreien: „Wollt Ihr in Brandenburg Rot-Rot?“ „Neiiin“, hallt es zurück, woraufhin der Parteichef klarstellt, dass „die Zukunft Brandenburgs in einer Koalition mit der CDU liegt“.

Bis Hauptredner Friedbert Pflüger, der mit zwei Stunden Verspätung eintrifft, sagen kann, warum dies so ist, wird geschunkelt und die Hände gehen zum Himmel. Dann weiß der CDU-Fraktionschef im Berliner Abgeordnetenhaus ganz genau, „dass es den Menschen dort, wo Rot-Rot regiert, schlecht geht. Und dort, wo die Union regiert, geht es ihnen besser“. So einfach ist das. Deshalb hofft Pflüger, dass Ministerpräsident Platzeck weiter der Versuchung widerstehen kann, und auch nach 2009 die Arbeit von Ulrich Junghanns, „dem erfolgreichsten Wirtschaftsminister in den neuen Ländern“, fortgesetzt werden kann.

Übrigens: Niemand scheint an diesem Abend Ex-Parteichef Jörg Schönbohm zu vermissen, der in Cottbus eine Aschermittwochsrede hielt. Aber, an welchem Tisch in Doberlug-Kirchhain hätte er auch Platz nehmen sollen.

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