Brandenburg: Wasserspuren am Berliner Ensemble Einschränkungen nach der Sommerpause
Berlin - Die Theatergötter haben das Berliner Ensemble vor dem Schlimmsten bewahrt. „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, berichtet Stephan Besson, der technische Leiter der Bühne am Schiffbauerdamm.
Stand:
Berlin - Die Theatergötter haben das Berliner Ensemble vor dem Schlimmsten bewahrt. „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, berichtet Stephan Besson, der technische Leiter der Bühne am Schiffbauerdamm. Nachdem am Dienstagabend durch den verirrten Funkenflug einer Flex die Sprinkleranlage aktiviert worden war und über 80 000 Liter Wasser auf die Bühne hatte niedergehen lassen, sieht die Lage weniger dramatisch aus als befürchtet. „Das Hauptbedienpult für den Schnürboden ist hinüber, wir werden Züge verlieren“, sagte Besson in einer ersten Bestandsaufnahme. Der Schnürboden mit seinen Zügen dient zum Wechseln des Bühnenbildes. Die Lichtanlage habe Schaden genommen. Auch der legendäre rote Samtvorhang aus der Produktion „Dreigroschenoper“, der zum Zeitpunkt des unerwarteten Regens hing, sei hinüber und müsse weggeworfen werden. Doch trotz eines Schadens, der in die Hunderttausende gehen könnte, spricht der technische Leiter von „Glück im Unglück“.
Wohl zu Recht. In der Unterbühne des Berliner Ensembles, wo unter anderem der Zentralrechner und die Dimmeranlage stehen, ist es nicht zur Katastrophe gekommen. Weil im Zuge des Aushubs einer Baugrube auf dem benachbarten Grundstück schon einmal der Keller vollgelaufen war, sind dort Pumpen installiert. Sie haben den Großteil der Wassermassen, die durch den Bühnenboden einströmten, bewältigt. Zudem konnte die Sprinkleranlage bereits nach vier Minuten gestoppt werden. „Hätte es 10 Minuten oder eine Viertelstunde lang geregnet, hätten wir das Theater für mindestens ein halbes Jahr schließen müssen“, sagt Besson. Er und seine Kollegen aber waren im Haus, um den Aufbau des Sets von Kurt Krömers „Late Night Show“ zu überwachen und konnten reagieren.
Die Aufzeichnung der Krömer-Show geht nun mithilfe von Notstromaggregaten über die Bühne. Das Set – das die volle Dusche abbekommen hat – werde „so beleuchtet, dass man die Schäden nicht wirklich sieht“, erklärt Besson. „Zum Glück hat es ja ohnehin einen morbiden Charme und besteht nicht aus Flokatis.“ Im Anschluss müsse das Bühnenbild dann allerdings verschrottet werden.
Ebenfalls wie vorgesehen soll die Premiere des Rolf-Hochhuth-Stücks „Sommer 14“ am 1. August stattfinden. Das Stück über den Ersten Weltkrieg wird in der Regie von Torsten Münchow derzeit im Ballhaus Rixdorf geprobt, ab dem 24. Juli will man ins BE übersiedeln. „Wir gehen davon aus, dass wir dort eine Lösung finden“, sagt Produktionsleiterin Anna Maria Gadebusch. Geplant sind fünf Vorstellungen bis zum 9. August, just konnte mit Ottfried Fischer als Darsteller von Kaiser Wilhelm noch ein Star zum Ensemble hinzugewonnen werden.
Derweil beginnen die Sachverständigen, den Vorfall zu untersuchen. Geklärt werden muss, welche Versicherung für den Schaden aufkommt. Verursacht wurde er durch eine externe Schlosserfirma, die eine Stahltür am Bühnenturm reparieren sollte.
Der Spielbetrieb im Berliner Ensemble wird nach der Sommerpause ab dem 28. August wohl eingeschränkt aufgenommen werden können. „Ein Großteil der Anlagen dürfte allerdings noch nicht wieder funktionsfähig sein“, sagt Stephan Besson. Patrick Wildermann
Seite 1
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: