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Brandenburg: Weiter Unklarheit über tödlichen Absturz

Heftige Debatte über besseren Schutz des Regierungsviertels / Keine Spur von der vermissten Ehefrau

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Heftige Debatte über besseren Schutz des Regierungsviertels / Keine Spur von der vermissten Ehefrau Berlin/Frankfurt (Oder) - Die Hintergründe des tödlichen Absturzes eines Hobby-Piloten vor dem Berliner Reichstag blieben auch am Wochenende weitgehend im Dunkeln. Von der vermissten Ehefrau fehlte jede Spur. Die Polizei habe das Grundstück der Familie in Erkner (Oder-Spree) – auch mit Hilfe von Hunden – bisher erfolglos abgesucht, sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums Frankfurt (Oder), Peter Salender, am Sonntag. Der Absturz des Ultraleichtflugzeuges löste eine heftige Debatte über einen besseren Schutz des Regierungsviertels und eine wirksamere Kontrolle des Luftraums aus. Am Freitagabend war der Doppeldecker vom Typ „Roter Kiebitz“ im Berliner Regierungsviertel auf die Rasenfläche vor dem Reichstag gestürzt. Der 39-jährige Pilot Volker Klawitter, der bei der Berliner Stadtreinigung beschäftigt war, starb kurz nach dem Aufprall. Er hinterlässt einen 14 Jahre alten Sohn und eine 10 Jahre alte Tochter. Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) schloss einen terroristischen Anschlag aus. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) war zum Zeitpunkt des Unglücks nicht in seinem Amtssitz. Auch wenn die Behörden von einem Selbstmord ausgehen, gibt es dafür laut Polizeisprecher Salender noch keinen Beleg. So habe sich in der Wohnung der Familie bisher kein Abschiedsbrief gefunden. „Darum gehen wir ins Haus und drehen alles um.“ Erste Ergebnisse von der Obduktion der Leiche des Piloten wollte die Berliner Staatsanwaltschaft frühestens am Montag bekannt geben. Mit der Untersuchung wollen die Ermittler unter anderem herausfinden, ob der Mann während des Fluges möglicherweise einen Herzinfarkt erlitt. Es besteht der Verdacht, dass die 36-jährige Frau Christiane Klawitter einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist. Sie ist seit vergangenem Montag verschwunden. Zu ihrem Verbleib sind laut Salender bislang 15 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen, von denen fünf so wertvoll seien, dass sie genauestens geprüft würden. Am Freitag hatte die Polizei ein Foto von der Vermissten veröffentlicht. Bei der Suche auf dem rund 2000 Quadratmeter großen Grundstück in einer Bungalow-Siedlung wurde am Samstagabend auch eine Jauchegrube abgepumpt, berichtete Salender. Außerdem seien vorübergehend umliegende Gebäude evakuiert worden, da in dem Haus des Piloten zunächst Sprengstoff vermutet wurde. Experten des Landeskriminalamtes hätten jedoch nichts entdeckt. Nach Zeitungsberichten führte das Paar eine nach außen harmonische Ehe, in der es jedoch in jüngster Zeit wegen eines angeblichen Liebhabers der Frau gekriselt haben soll. Nach bisherigen Erkenntnissen startete der Pilot gemeinsam mit seinem Sohn vom Flugplatz Eggersdorf in Müncheberg (Märkisch- Oderland). Bei einem Zwischenstopp in Strausberg ließ er den Jungen zurück. Nachdem er dem 14-Jährigen persönliche Gegenstände übergeben und einen Selbstmord angedeutet haben soll, flog er um 19.55 Uhr nach Berlin weiter, wo er eine gute halbe Stunde später zwischen Parlament und Bundeskanzleramt abstürzte. Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) verlangte eine strikt überwachte Flugverbotszone für das Regierungsviertel. Der Zwischenfall offenbare „eine unglaubliche Sicherheitslücke“. Außerdem forderte er ein Flugverbot während des katholischen Weltjugendtages in Köln. „Dieses große Treffen von jungen Christen aus aller Welt könnte ein Anziehungspunkt für Attentäter sein“, sagte Schönbohm. „Wir müssen alles tun, damit das fröhliche Fest des Glaubens nicht von Terroristen in ein Blutbad verwandelt wird.“ Auch während der Weltmeisterschaft 2006 sollte an den Spieltagen ein Flugverbot über den jeweiligen Spielorten ausgesprochen werden. Auch sein bayerischer Amtskollege Günther Beckstein (CSU) forderte an „politisch sensiblen Orten“ der Republik „zwingend ganzjährige Überflugverbote“. „Geprüft werden muss der Einsatz von Luftabwehrraketen und Kampfhubschraubern. Wir müssen die Fähigkeit haben, mit jedem Flugobjekt fertig zu werden“, sagte Beckstein. dpa/PNN

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