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Brandenburg: Weitere Prozesse gegen „Pillen-Bande“

Ab September / Oktober soll der mutmaßliche Bandenchef vor Gericht stehen

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Potsdam - Der Umsatz entsprach laut Anklage dem eines mittelständischen Unternehmens. Drei Jahre lang soll eine Bande gefälschte Potenz- und Schlankheitsmittel über das Internet verkauft haben. Nun kommen die Beteiligten nach und nach vor Gericht. Mit einem weiteren Prozess gegen mutmaßliche Mitglieder der „Pillen-Bande“ hat die Justiz die Aufklärung des Millionenbetrugs fortgesetzt.

Seit dem gestrigen Donnerstag müssen sich vier 29 bis 33 Jahre alte Männer im Alter wegen banden- und gewerbsmäßigen Betruges vor dem Landgericht Potsdam verantworten. Sie sollen als Betreuer der Internetseiten am Verkauf von gefälschten Potenz- und Schlankheitsmitteln für weit mehr als 21 Millionen Euro beteiligt gewesen sein. Seit März stehen bereits sieben Männer und eine Frau vor Gericht.

Ende September oder Anfang Oktober soll nach dpa-Informationen der Prozess gegen den mutmaßlichen Bandenchef beginnen. Der 44-Jährige aus Frankfurt/Main hatte sich im April 2011 – nachdem die „Pillen-Bande“ aufgeflogen war – ins Ausland abgesetzt. Er wurde jedoch in Uruguay gefasst und sitzt seit vergangenem März in Brandenburg/Havel in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Potsdam hat im Juli Anklage erhoben. Sie wirft dem Mann unter anderem gewerbsmäßigen Betrug, Bildung einer kriminellen Vereinigung und bandenmäßigen Schmuggel vor.

Die vier Männer, gegen die nun der Prozess begonnen hat, wollen zu den Vorwürfen aussagen. Als einziger von ihnen saß ein 29-Jähriger bis vor wenigen Wochen in Untersuchungshaft. Während eines Haftprüfungstermins habe er jedoch umfassend ausgesagt und sei unter Auflagen auf freien Fuß gekommen, berichtete der Vorsitzende Richter Andreas Dielitz zum Prozessauftakt. Bei dem Webmaster geht es laut Anklage um eine Schadenssumme von rund 600 000 Euro, etwa die Hälfte soll er eingeräumt haben.

Das Gericht hat zunächst insgesamt sechs Prozesstage eingeplant, ein Urteil könnte demnach am 26. September gesprochen werden. Das parallel laufende Verfahren zieht sich dagegen hin. Vor Anfang November ist derzeit nicht mit einem Urteil zu rechnen. Zu den acht Angeklagten gehört auch ein Mann aus Treuenbrietzen (Potsdam-Mittelmark), der für den Handel ein Bezahlsystem entwickelt haben soll.

Weitere Ermittlungen und Prozesse gibt es in Österreich. So war vor Kurzem bekannt geworden, dass ein weiterer mutmaßlicher Drahtzieher (40) ebenfalls in Uruguay gefasst wurde. Der österreichische Staatsbürger wurde laut Bundeskriminalamt in Wien von Zielfahndern aufgespürt und befindet sich in Auslieferungshaft. dpa/PNN

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