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Arbeitsmarkt in Brandenburg: Weniger Selbstständige
In Brandenburg wagen immer weniger Menschen den Sprung in die Selbstständigkeit. Das liegt auch am Beschäftigungsangebot. Es gibt allerdings Ausnahmen.
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Potsdam - In Brandenburgs Arbeitswelt schwinden die Selbstständigen. „Seit 2010 ist die Zahl der Selbstständigen als auch die Zahl der neuen Existenzgründungen leicht rückläufig“, sagte der Sprecher der Arbeitsagentur-Regionaldirektion Berlin-Brandenburg, Dennis Hoffmann. So seien im Jahr 2014 von den über eine Million erwerbstätigen Brandenburgern 130 600 selbstständig gewesen, 0,7 Prozent weniger als noch 2013.
Aufschluss über den Trend geben auch Zahlen des Statistischen Landesamtes. Demnach lag die Zahl der Gewerbeneuanmeldungen im Land mit 4250 im dritten Quartal 2015 um 1,5 Prozent niedriger als noch im Vorjahr.
Kein Grund zur Sorge
Der Rückgang der Gründungen resultiere vor allem aus der stabilen Beschäftigungssituation mit einer hohen Fachkräftenachfrage und weniger Existenzgründungen aus der Arbeitslosigkeit, erklärte Hoffmann. Allerdings gebe es anders als bei Vollerwerbsgründungen einen Aufwärtstrend bei Nebenerwerbsgründungen. „Der leichte aber stetige Rückgang der Selbstständigen in Brandenburg lässt aufhorchen, bietet aber keinen Grund zur Sorge“, meinte der Sprecher. Die Selbstständigen-Quote verharre in Deutschland seit Jahren auf einem Niveau zwischen 10 und 11 Prozent. Auch die Häufigkeit von Insolvenzen habe 2014 in Brandenburg relativ niedrig und sogar unter dem Bundesdurchschnitt gelegen.
Bei Unternehmensgründungen führen Metropolen wie Berlin die Rangliste an. Doch Brandenburg habe sich in den vergangenen Jahren unter den 16 Bundesländern stark verbessert. „Mittlerweile liegen wir auf Platz 12“, sagte Hoffmann. Vor sieben Jahren sei man noch Schlusslicht in der deutschlandweiten Rangliste gewesen. Um eine sinnvolle Bündelung und Ansiedlung von Unternehmen und Selbstständigen zu erreichen, gingen die Landkreise den Weg, regionale Wachstumskerne zu identifizieren und wirtschaftlich zu fördern.
Brandenburgs Unternehmer werden immer älter
Für die Politik ist mittlerweile die Unternehmensnachfolge ein zunehmend wichtiger werdendes Thema, denn Brandenburgs Unternehmer werden immer älter. „Hierauf werden wir in der Zukunft noch stärker unser Augenmerk legen“, kündigt eine Sprecherin des Potsdamer Arbeitsministeriums an.
Tatsächlich erfolgt laut Hoffmann nur jede zehnte Existenzgründung durch die Übernahme eines Unternehmens nach Erbfolge, Kauf oder Pacht. Dienstleistungen und Handel dominierten die Szene. „Gründungspotenzial besteht insbesondere bei Frauen und Migranten, denn bisher ist der überwiegende Teil der Gründer immer noch männlich“, sagt Hoffmann. Herausforderung sei eine verbesserte schulische Gründungsausbildung.
Selbstverwirklichung für junge Menschen
„Vor allem junge Menschen wollen mit ihren Ideen selbstbestimmt ihrer Tätigkeit nachgehen und nicht in erster Linie aus einer ökonomischen Not heraus gründen“, erklärt Sarah-Madeleine Diedrich von der Potsdamer Gründerwerkstatt „Enterprise“, mit deren Hilfe sich in den vergangenen 15 Jahren bereits 500 junge Brandenburger erfolgreich selbstständig gemacht haben. Selbstverwirklichung sei dabei mehr denn je ein starker Motivator - auch und insbesondere aus der Arbeitslosigkeit heraus. (dpa)
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Christian Bark
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