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Brandenburg: „Wer schießt denn auf ein Kind?“ Neunjähriger in Berlin schwer verletzt

Berlin - „Es hätte auch mein Kind treffen können“, sagt Maria (Name geändert). Sie sitzt mit einem Baby auf dem Arm in ihrer gemütlich eingerichteten Wohnung in einem Hochhaus an der Straße der Pariser Kommune in Berlin-Friedrichshain.

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Berlin - „Es hätte auch mein Kind treffen können“, sagt Maria (Name geändert). Sie sitzt mit einem Baby auf dem Arm in ihrer gemütlich eingerichteten Wohnung in einem Hochhaus an der Straße der Pariser Kommune in Berlin-Friedrichshain. Ihr Zweitältester gehörte zu den Kindern, die am Donnerstagabend vor dem Haus spielten, als ein Schuss fiel. Er traf den neunjährigen Sohn von Marias Nachbarin in den Bauch.

Der Junge habe sehr viel Glück gehabt, sagt eine Polizeisprecherin am Freitag. Er sei noch am Donnerstagabend operiert worden und ist außer Lebensgefahr. Es hätte auch anders kommen können, wenn der Schütze das Kind an Kopf oder Hals getroffen hätte.

Der Schütze ist nach jetzigem Ermittlungsstand ein 47-jähriger Familienvater, der im selben Haus wie Maria wohnt. Die Kinder hatten den Polizisten sagen können, aus welchem Fenster der Schuss abgegeben worden war, die Polizei fand dort ein Luftgewehr und nahm alle in der Wohnung Anwesenden mit.

Am Tag darauf gab der 47-Jährige an, dass er geschossen habe. Ob gezielt oder nicht, ließ er ebenso offen wie das Motiv. Er sollte am Freitagabend einem Haftrichter vorgeführt werden. Seine 45-jährige Ehefrau sowie drei seiner Söhne im Alter von 16, 19 und 22 Jahren sollten ebenso wie ein weiterer 22-Jähriger, der offenbar bei der aus Polen stammenden Familie zu Besuch war, noch am Freitag freigelassen werden. Unter den Festgenommenen war auch die 13-jährige Tochter, die von der Polizei dem Kindernotdienst übergeben wurde.

„Wir kennen hier alle die Familie“, sagt Maria, „bisher gab es nie Probleme. Aber jetzt haben viele Angst um ihre Kinder.“ Das erzählen auch andere Frauen, die am Freitag – einen Tag nach dem Vorfall – vor dem Haus an der Ecke am Wriezener Bahnhof Müll und Zigarettenkippen zusammenkehren. Großer Hausputz ist derzeit angesagt, ein junger Mann streicht die graue Fassade bunt. Er stamme aus Bukarest, erzählt er, sei Rumäne und Roma wie die meisten hier.

Keiner von ihnen kann sich vorstellen, dass der Schuss aus dem Fenster der polnischen Familie gezielt abgegeben wurde. „Wer schießt denn auf ein Kind?“, fragt eine Roma-Frau im gelben Kopftuch: „Wahrscheinlich haben die was getrunken und wussten nicht mehr, was sie taten.“ Die Umstehenden nicken bestätigend. „Die sind oft betrunken oder rauchen irgendwas“, sagt ein junger Mann: „Aber so etwas ist noch nie passiert.“ S. Dassler

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