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Brandenburg: Wie im Urlaub

Auf der ITB zeigen Berlin und Brandenburg ihre Attraktionen – die Gemeinsamkeit war schon größer

Stand:

Berlin - Wie müssen wir uns diese ITB eigentlich vorstellen, so aus Profi- Sicht? „Das ist das große Lagerfeuer“, sagt Burkhard Kieker, Chef von Visit Berlin, der sich in verschiedenen Funktionen seit 1990 daran alljährlich wärmt. „Da kommen alle Stämme zusammen und erzählen sich, was es so Neues gibt.“

Einer dieser Stämme sind natürlich die Berliner Stadtindianer, die sich zusammen mit den lose verbündeten Brandenburger Adlern in Halle 12 präsentieren, dort also, wo eigentlich jeder Besucher mal strandet im Labyrinth unterm Funkturm. Kieker hat gleich sein neues Markenzeichen in fetten roten Zahlen aufgestellt. „365/24“ steht als leuchtend rote Schranke im Raum und flimmert von diversen Bildschirmen, man kommt nicht daran vorbei. Brandenburg schließt sich an mit seinen bekannten Attraktionen, nimmt die Hälfte einer langgezogenen Theke ein, deren anderes Ende Berlin besetzt hält. Darüber flimmern schrillbunte Animationen auf einer Leuchtwand, die man sich per Touchscreen aussuchen kann. Aber: „Die beiden Länder waren hier schon mal enger verbunden“, erinnert sich Kieker, „das ist politisch im Moment ja nicht so gewollt.“

Richtig: Wo ist eigentlich der Flughafen? Man muss sehr genau hinschauen, um den winzigen Stand zu entdecken, weil oben „FBB“ dransteht, das irgendwie seltene Kürzel für „Flughafen Berlin-Brandenburg“. Ein paar Bilder sind zu sehen, wir erfahren, dass ein Löschwagen in 120 Sekunden 12 000 Liter Wasser abfeuert, ganz winzig sind auch ein paar Flugzeuge im Bild. „Erleben Sie den Flughafen hautnah“, heißt es, nun ja, es ist halt noch der alte in Schönefeld. Diese kleinlaute Bescheidenheit fällt vor allem deshalb auf, weil die Kollegen der funktionierenden Flughäfen Köln-Bonn oder Frankfurt halbe Hallen nutzen, um sich so richtig aufzumuskeln für den nächsten Reiseboom.

Aber in Treptow-Köpenick freut man sich offiziell auf den neuen Flughafen – dies ist der einzige Berliner Bezirk, der sich separat präsentiert, als eine Art Wassersportparadies. Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) hält gerade Hof und haut mächtig aufs Blech, während neben ihm der alte Mann mit Schnauzbart und Uniform etwas melancholisch daherschaut – ihm steht in diesem Jahr das 110. Hauptmann-von-Köpenick-Jubiläum bevor, das wird vermutlich anstrengend.

Der Rest der etwa 60 Stände ist ohne Konzept zusammengewürfelt – so erfährt man, dass es in feinster Lage am Großen Wannsee ein Gästehaus namens „Blumenfisch“ gibt. Auf der Brandenburger Seite verteilen Kremmen und Rheinsberg und Neuruppin, der Spreewald und die Dahmeseen und andere ihre Prospekte.

Nun sind hier, den gefürchteten Publikums-Sonnabend mal ausgenommen, nur Profis unterwegs, und denen muss kein Aussteller großes Halligalli bieten. Die weltberühmte Berliner Clubszene passt deshalb in eine einzige, silbern gestrichene Telefonzelle, die als „Teledisko“ angepriesen wird. Zwei bis drei sehr schlanke Abtänzer passen hinein, kein Türsteher stellt sich ihnen in den Weg, Tür zu, dann findet drinnen das Normale statt: Fünf Minuten Musik, Glitzerlicht, Diskonebel in drangvoller Enge, praktisch wie im Berghain, nur jugendfrei.

Die alte Arbeitsteilung zwischen Berlin und Brandenburg läuft ja ohnehin darauf hinaus, dass die Stadt für den Rummel und das Land für die gelassene Kontemplation zuständig ist, und so geschieht es auch hier, dass der Besucher, wenn er den richtigen Einlass findet, sogleich in einen Panoramafilm des Küstriner Bachs bei Lychen eintaucht. Vögel zwitschern, Enten schnäbeln, zwischen Wasserpflanzen perlen Spinnennetze, ein Ort für innere Einkehr mit Baumstamm-Sitzen aus Schaumstoff. Kein Polizeiorchester, keine sauren Gurken, keine Räucherwürste – hier lässt es sich besser aushalten als auf der Grünen Woche. Bernd Matthies

Am Wochenende, 12. und 13. März, dürfen Neugierige zur ITB. Die Messehallen sind am Samstag und Sonntag geöffnet, von 10 bis 18 Uhr. Die Eintrittskarten kosten 15 Euro, ermäßigt acht Euro. Kinder unter 14 Jahren in Begleitung eines Erwachsenen haben freien Eintritt. Parkplätze sind rar, S- und U-Bahn bieten sich an.

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