Brandenburg: Wie in der Toskana
Immobilientechnisch gibt es die besten Chancen in den Randgebieten der Mark – sagt die LBS
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Potsdam - Entvölkerte Landstriche, verwaiste Gewerbegebiete und herunter gekommene Plattenbauten, wo in naher Zukunft nur noch Rentner, Arbeitslose und eine Handvoll Aussteiger zuhause sind - Demographen zeichnen oft ein erschreckendes Bild von der Zukunft den peripheren Randlagen Brandenburgs. Vom Gegenteil ist zumindest Wolfgang Lis überzeugt. Lis ist Geschäftsführer der LBS Immobilien Potsdam, der Immobilienmaklergesellschaft der ostdeutschen Sparkassen. Seiner Meinung nach könnten selbst die Randgebiete der Mark bald zu einer attraktiven Wohn- und Urlaubsregion avancieren.
Lis muss es wissen. Seit mehr als 35 Jahren ist er im Immobiliengeschäft tätig, seit der Wende beobachtet er den „interessanten Markt“ im Osten Deutschlands. Wenn er an die Zukunft der hiesigen Regionen denkt, vergleicht Lis gerne die Mark Brandenburg mit der italienischen Toskana. „Dort konnte man Anfang der 80er noch günstig eine alte Bauern-Kate kaufen“, weiß er. Heute seien das hochpreisige Gegenden. Und auch in Frankreich habe man geglaubt, dass Landstriche fernab der Metropolen aussterben, sagt Lis. „Wo man vor 25 Jahren noch n Appel und ein Ei bezahlt hat, muss man sich heute teuer einkaufen.“ So soll es seiner Meinung nach auch in Brandenburg kommen. Wo es im Sommer schließlich jetzt schon manchmal heißer sei als auf Mallorca.
Doch nicht nur wegen des Klimawandels kann sich der Immobilienexperte eine ähnliche Entwicklung für die Mark und hauptstadtferne Teile Ostdeutschlands vorstellen. Günstige Telefon- und Internetverbindungen tragen seiner Meinung nach immer mehr dazu bei, dass Leute nicht mehr jeden Tag ins Büro fahren müssen. „Ein Meeting, ein oder zwei Mal pro Woche, reicht doch meist.“ Den Rest der Zeit könnten die Mitarbeiter, die ohnehin wollen, dass ihr Kinder naturnahe aufwachsen, in ihrer günstigen Immobilie auf dem Land verbringen – Webcam und Flatrate sei Dank. Lis Optimismus ist verständlich: Immerhin hat die Immobilien-GmbH der LBS in den neuen
Bundesländern im Jahr 2007 ihren Umsatz um 15 Prozent steigern können. Mit 2953 verkauften Einheiten haben die Mitarbeiter zwei Millionen Euro mehr Courtage als im Vorjahr erzielt und damit seit zehn Jahren das beste Ergebnis in den neuen Bundesländern geschafft.
Und das obwohl die Bevölkerung dort in den vergangenen 15 Jahren um knapp acht Prozent geschrumpft ist. Doch Lis sieht noch einen Beweis, dass es immobilientechnisch in den Neuen Bundesländern aufwärts geht: Den Bedarf. „Im Westen hat ein Elternpaar im Alter von 50 Jahren zwei Kinder, die noch zuhause wohnen“, erklärt er. Und jedes Elternteil habe meist nur noch je einen Vater oder eine Mutter. „Dafür werden also drei Wohnungen gebraucht.“ Im Gegensatz zu den Neuen Bundesländern, wo fünf Wohnungen für die gleiche Konstellation gebraucht werden. Dort nämlich kamen die durchschnittlich zwei Kinder früher zur Welt, zogen also früher aus. Und die Großeltern sind meist auch noch komplett vorhanden. Remanenzeffekte nennen die Experten das. „Und weil die Menschen immer älter werden, wird das noch verstärkt.“
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