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Brandenburg: Wie weltmeisterlich präsentiert sich die Hauptstadt zur WM?

Presslufthammer hier, Baukräne dort – Berlin ist eine Stadt, in der viel gebaut wird

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Presslufthammer hier, Baukräne dort – Berlin ist eine Stadt, in der viel gebaut wird Von Caroline Bock Berlin - Am Brandenburger Tor rattert der Presslufthammer. Kräne und Bauzäune versperren den Blick auf das Berliner Wahrzeichen. Gut ein Dreivierteljahr vor der Fußball-Weltmeisterschaft wird in der Hauptstadt kräftig gebaut. Der Tiergartentunnel ist immer noch nicht fertig, die „Kanzler-U-Bahn“ nicht in Betrieb, und der marode Palast der Republik steht noch: Berlin streitet, ob sich die Metropole zu dem Großereignis auch weltmeisterlich präsentiert. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) pocht darauf, dass die Stadt mit ihren Baustellen vorankommt. Die Berliner CDU nennt die WM-Vorbereitung des rot-roten Senats „mangelhaft und chaotisch“. Der WM-Koordinator des Senats, Jürgen Kießling, weist das weit von sich: Die Stadt sei „auf sehr gutem Weg“, sagt er. Die Diskussion erinnert ein wenig an das chaotische Athen vor den Olympischen Spielen 2004. Den Vergleich findet Manuela Damianakis, Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, gar nicht so despektierlich, schließlich seien die griechische Stadt pünktlich fertig und die Spiele gelungen gewesen. Und überhaupt: „Berlin ist eine Stadt, in der gebaut wird, und darauf sind wir stolz.“ Seit dem Mauerfall wurden die großen Bauprojekte am Potsdamer Platz und im Regierungsviertel über Jahre als Touristenattraktion, als „Schaustelle“, verkauft. Und Berlin, das bekanntlich „niemals ist und immer wird“, verändert sich weiter von Jahr zu Jahr. Es entstehen immer mehr Hotels oder neue Einkaufszentren wie am Alexanderplatz oder in Marzahn, und die Amerikanische Botschaft am Brandenburger Tor ist auch noch nicht fertig. Der Abriss des Palastes der Republik wird zur WM (9. Juni bis 9. Juli) in vollem Gange sein. Auf den großen Straßen der Innenstadt soll es aber möglichst keine Baustellen geben, auch der riesige Hauptbahnhof nahe dem Regierungsviertel dürfte fertig sein. So sieht es jedenfalls die Planung vor. Nach Chaos klingt das bislang nicht. Die Berlin Tourismus Marketing GmbH blickt dem WM-Spektakel gelassen entgegen. „Es passiert an allen Ecken und Kanten jede Menge“, sagt Koordinator Gerhard Buchholz. Er sieht die Stadt auf einem „guten Weg“, die Vorbereitungen für die 750-Jahr-Feier 1987 seien viel schwieriger gewesen. Die Baustellen empfindet er nicht als Problem. „Es stört keinen Fan, wenn der Palast abgerissen wird, das wird eher als Event wahrgenommen.“ Buchholz jongliert mit Begriffen wie „City-Dressing“ und „Public Viewing“. Derzeit wird überlegt, wie sich die an einigen Ecken schmuddelige und Hundekot-geplagte Stadt mit Flaggen, Gebäudebeleuchtung und großen Reinigungsaktionen herausputzen kann. Für ausreichend Großleinwände soll gesorgt sein. Allein im Spreebogenpark sei Platz für 80.000 Fans, berichtet Buchholz. Vor dem Reichstag baut eine Versicherung ein kleines Olympiastadion auf. Der Pariser Platz am Brandenburger Tor wird sich als „gute Stube“ zeigen, verspricht Buchholz. Dort wird dann André Hellers riesiger Multimedia-Fußball-Globus aufgebaut. Während Buchholz die Diskussion um die Baustellen eher mit dem medialen Sommerloch begründet, gibt sich die Berliner CDU nicht zufrieden. „Wenn die Welt im nächsten Jahr bei uns zu Gast ist, sind Bilder von Baustellen und mangelhaften Verkehrsverbindungen verheerend für das Ansehen Berlins“, mahnt der CDU- Fraktionsvorsitzende Nicolas Zimmer mit Blick auf die Arbeiten an der U-Bahnlinie 55 und den Schlossplatz. Er findet das Verhalten des Senats schlicht „amateurhaft“. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) müssen bis zur WM jedenfalls Gas geben, so dass der Presslufthammerlärm am Brandenburger Tor wie versprochen vorbei ist.

Caroline Bock

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