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Brandenburg: Wieder Anschlag in Nauen Reifen von Mikado-Bus zerstochen

Potsdam - Nachdem kürzlich im havelländischen Nauen eine Neonazi-Zelle ausgehoben wurde, hat es in der Nacht zu Mittwoch offenbar einen erneuten Anschlag gegen Flüchtlingsunterstützer gegeben. Wieder wurde der zivilgesellschaftlich aktive Jugendverein „Mikado“, der sich gegen rechts engagiert, zur Zielscheibe.

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Potsdam - Nachdem kürzlich im havelländischen Nauen eine Neonazi-Zelle ausgehoben wurde, hat es in der Nacht zu Mittwoch offenbar einen erneuten Anschlag gegen Flüchtlingsunterstützer gegeben. Wieder wurde der zivilgesellschaftlich aktive Jugendverein „Mikado“, der sich gegen rechts engagiert, zur Zielscheibe.

Dabei wurden einer Polizeisprecherin zufolge zwei Reifen eines Vereinswagens zerstochen. An den Reifen seien „Einstiche eines Messers“ erkennbar, hieß es aus dem Umfeld des Vereins. Die Polizeisprecherin sagte: „Wir gehen sehr sensibel mit der Sache um.“ Über die Hintergründe der Tat sei noch nichts bekannt, hieß es von der Polizei. Gleichwohl habe der Staatsschutz die Ermittlungen wegen Sachbeschädigung übernommen.

Die Beschädigung an dem Fahrzeug sei am Mittwoch bereits um 11.30 Uhr festgestellt, der Polizei aber erst gegen 17 Uhr gemeldet worden, sagte die Sprecherin. Ein Drohschreiben wie im April 2015 sei diesmal aber nicht gefunden worden. Auch damals hatte es einen Anschlag auf ein Mikado-Auto gegeben. Es wurden alle vier Reifen des Fahrzeugs zerstochen, auf dem Drohbrief der Täter stand: „Liebe Asylantenfreunde, Tröglitz ist auch hier! Bis bald!“ Einen Tag zuvor war der Wagen bei einer Demonstration gegen Asylgegner eingesetzt worden. Anmelder der asylfeindlichen Demo war der Nauener NPD-Politiker Maik Schneider, der als Kopf der ausgehobenen Neonazi-Zelle gilt. Seit einer Razzia Anfang März sitzt er in Untersuchungshaft.

Dem rechtsextremistischen Zusammenschluss rechnen die Ermittler „etwa fünf“ Personen zu. Der Zelle werden eine ganze Reihe von Anschlägen vorgeworfen, sie wird für mindestens sieben Straftaten verantwortlich gemacht. Gegen Schneider wurde nun der Haftbefehl erweitert. Bislang war er nur dringend tatverdächtig, den Brandanschlag auf das Auto eines Polen begangen sowie eine kriminelle Vereinigung gebildet zu haben. Nach der Razzia und der Auswertung beschlagnahmter Speichermedien steht er nun auch im dringenden Tatverdacht, an dem Brandanschlag auf eine Nauener Sporthalle im August 2015 beteiligt gewesen zu sein, die temporär als Notunterkunft für Flüchtlinge genutzt werden sollte. Außerdem werden der Gruppe ein Sprengstoffanschlag auf einen Discounter, Attacken auf ein Linke-Büro sowie die Stürmung der Stadtverordnetenversammlung, die über Asylunterkünfte beriet, zugerechnet. Seitdem die Ermittlungen wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung bekannt wurden, ist die Stimmung in der Stadt äußerst angespannt. René Garzke

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