Brandenburg: Wiege der Mark im Sumpf gesichert
Der Brandenburger Dom war einsturzgefährdet – jetzt ist er gerettet
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Brandenburg/Havel - Karl Friedrich Schinkel hat sich geirrt, zum Glück. In einem denkmalpflegerischen Gutachten hatte Preußens großer Baumeister schon 1827 dem Dom St. Peter und Paul zu Brandenburg an der Havel attestiert, dass das imposante Bauwerk die Jahrtausendwende nicht mehr erleben werde. Was Schinkel zu der pessimistischen Prognose veranlasste: Der älteste Backsteinbau der Mark, stand zwischen Havelarmen der Dominsel auf sumpfig, unsicheren Fundamenten, woran sich trotz diverser Rettungsversuche im Laufe der Jahrhunderte nichts änderte. Im Gegenteil, so schlugen auch Mitte der 1990er Jahre Denkmalpfleger wieder Alarm: Das Wahrzeichen des Landes, die ursprünglich romanische und in der Spätgotik umgebaute, weithin sichtbare Kathedrale sei einsturzgefährdet, „SOS, Dom in Not“ – so lautete ein Spendenaufruf, der damals deutschlandweit für Aufsehen sorgte.
Nun, gut zehn Jahre später, konnte nach einer streckenweise dramatischen Rettungsaktion ein Happy End gefeiert werden: „Der Dom ist gerettet, dank einer großen gemeinsamen Anstrengung von Staat, Kirche und vielen Verantwortlichen der Gesellschaft“, sagte ein erfreuter Bischof Wolfgang Huber, Domdechant und Ratsvorsitzender der evangelischen Kirche in Deutschland beim Festakt in der Kathedrale vor einigen Tagen.
Tatsächlich haben sich seit 1995/1996 viele für das über Brandenburgs Grenzen hinaus bekannte Denkmal engagiert, dessen Grundstein im Jahr 1165 gelegt worden war: Der gebürtige Brandenburger Vicco von Bülow alias Loriot etwa, der Liberale Otto Graf Lambsdorff, der einst in der Ritterakademie auf dem Domareal studierte, das Land Brandenburg, das rund 14 Millionen Euro bereitstellte, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die Millionen beisteuerte.
Insgesamt flossen nach Angaben des Fördervereins in den letzten Jahren 36 Millionen Euro in das Domensemble, das als Wiege des Landes gilt: Am 11.Juni 1157 schlug Albrecht der Bär auf der Dominsel sein Banner auf. Das Datum gilt als Geburtsstunde der Mark Brandenburg, der Keimzelle des späteren preußischen Staates; wobei schon ein paar Jahrhunderte vorher der erste deutsche Kaiser Otto I., im Jahr 948, hier ein Bistum gegründet hatte.
Ein traditionsreicher Ort also, auf dem in den letzten Jahren Handwerker, Bauleute, Restauratoren alle Hände voll zu tun hatten. So wurde, um einen Einsturz des Domes zu verhindern, der Nordturm „nachgegründet“. Er bekam mit Betonpfeilern neue Fundamente – eine technische Meisterleistung. Da wurden Gewölbe mit Eisenankern stabilisiert, Dachstuhl und Dach saniert, der Obere Kreuzgang, der mit wertvollen Wandmalereien aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts restauriert. Und seit 2004 versorgt ein neues Hackschnitzel-Heizwerk mit Fernwärme die gesamte Domanlage, die nicht allein wegen der rührigen Kirchgemeinde ein lebendiger Ort ist.
Seit einigen Jahren gibt es hier eine evangelische Grundschule, im August wird auf dem Areal ein evangelisches Gymnasium eröffnen. Und der Dom-Förderverein hat weitere Pläne, wie Kurator Helmut Reihlen berichtet: Schließlich sei der Dom eine „ewige Baustelle“. So sollen als nächstes die Petri-Kapelle restauriert, und das Klausurgebäude saniert werden, um dort die „Schätze des Dommuseums angemessen präsentieren zu können.“ Es geht um wertvolle Textilien und historische Dokumente. In Brandenburg an der Havel, bis 1486 Chur- und Hauptstadt der Mark, lagert etwa die Gründungsurkunde Berlins.
Für Landeskonservator Detlev Karg ist der Dom nun erstmal kein Sorgenkind mehr: „Das läuft. Sorgen machen mir die vielen Dorfkirchen im Land, die vom Verfall bedroht sind.“
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