Brandenburg: „Wir lassen die Spulen schweben“
Der Physiker Uwe Meyer über Testflüge eines neuartigen Messballons in der Döberitzer Heide
Stand:
Herr Meyer, die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe testet ab Donnerstag in der Döberitzer Heide einen neuartigen Messballon. Warum dort?
Das ist zum einen vor allem eine Standortfrage. Der Bereich Bodengeophysik der Bundesanstalt hat seinen Sitz in Berlin-Spandau, also gleich um die Ecke. Das ist ein klarer logistischer Vorteil. Andererseits handelt es sich bei der Döberitzer Heide um ein Bundeswehrgelände, das wenig genutzt wird, zugänglich und frei von Störquellen jeglicher Art ist.
Zum Beispiel? Immerhin leben dort jetzt mehrere Przewalski-Pferde und Wisente.
Die stören uns nicht und werden uns hoffentlich nicht auf die Hörner nehmen. Störquellen können dagegen dicke Stromleitungen im Erdboden oder Hochspannungsleitungen sowie Radarantennen sein. Während Hochspannungsleitungen und Radarantennen den Empfang stören können, verzerren Erdkabel das Abbild des Untergrundes.
Was suchen Sie überhaupt?
Normalerweise setzen wir die sogenannte Transienten-Elektromagnetik, die auf dem Einsatz von Sende- und Empfangsspulen basiert, ein, um Grundwasserleiter zu finden, sowohl in Europa als auch in trockenen Regionen wie in Afrika. Dabei geht es nicht nur um die Trinkwasserversorgung für die lokale Bevölkerung, sondern auch um die Viehhaltung und Landwirtschaft. Außerdem können wir die Schichtungen im Untergrund bestimmen und daraus bestenfalls Erze detektieren. Es ist also auch ein mögliches Instrument zur Rohstofferkundung.
Neu ist der Heliumballon, der die Spulen trägt. Worin besteht der Vorteil?
Normalerweise müssen wir die Spulen am Boden auslegen. Das ist in einigen Gebieten kaum möglich, weil alles zugewachsen ist und erst gerodet werden muss. Jetzt können wir die Spulen über dem Boden schweben lassen.
Wollen Sie mit dem Ballon auch Geld verdienen?
Nein, wir selbst wollen damit kein Geld verdienen, aber wir wollen ihn der Industrie zur weiteren Nutzung anbieten, wenn er sich bewährt hat. Wir haben schon einen Interessenten, der sich die Testergebnisse angucken wird. Dabei handelt es sich um eine Firma aus Jena, die Sensoren entwickelt. Der Ballon soll später als neuer Sensorträger genutzt werden.
Wo wurde der Ballon entwickelt?
Bei uns in der BGR, zuerst am Standort Hannover und später in Berlin.
Was hat der Ballon gekostet?
Die bisherigen Entwicklungskosten liegen bei etwa 50 000 Euro.
Wie lange läuft das Projekt und finden alle Tests in der Döberitzer Heide statt?
Ja, alle weiteren Tests werden auf dem Gelände durchgeführt. Zunächst wird das Projekt bis Ende des Jahres betrieben und dann abschließend bewertet. Auf dieser Grundlage entscheiden wir dann, ob das Projekt fortgesetzt wird oder nicht.
Das Interview führte Matthias Matern
Uwe Meyer (52) ist Diplom-Physiker und
Fachbereichsleiter Geophysikalische Erkundung-Technische Mineralogie in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe.
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