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INTERVIEW: „Wir wehren uns gegen einen Naturschutz von oben herab“

Herr Wercham, der Bauernbund lehnt das neue Landesnaturschutzgesetz ab. Was haben Sie gegen Naturschutz?

Stand:

Herr Wercham, der Bauernbund lehnt das neue Landesnaturschutzgesetz ab. Was haben Sie gegen Naturschutz?

Gar nichts, wir stellen nur fest, dass es Konflikte mit der Landwirtschaft gibt. Beispielsweise bedroht eine ungehinderte Ausbreitung des Wolfs die in Brandenburg verbreitete, sehr artgerechte Weidetierhaltung. Leider sieht das Umweltministerium nur den Wolf und ignoriert unsere Interessen. Bei den Vogelschutzgebieten kritisieren wir vor allem die Ausweisung per Gesetz. Bei einer Rechtsverordnung hätte man die betroffenen Landwirte beteiligen müssen, doch das ist offensichtlich nicht gewollt.

Warum schließen sich Vogelschutzgebiete und Landwirtschaft aus?

Vogelschutzgebiete haben wir auf fast einem Viertel der Landesfläche und natürlich findet dort auch weiter Landwirtschaft statt. Nur eben mit Einschränkungen, etwa bei der Entwässerung, Bodenbearbeitung oder Düngung. Da würden wir gerne mitreden. Wir wehren uns gegen Naturschutz von oben herab, der uns Landwirte ohne Entschädigung mit enteignungsgleichen Auflagen überzieht.

Die Änderung sieht außerdem vor, dass künftig Feuchtwiesen unter Schutz gestellt und aus der Produktion genommen werden können. Was stört Sie daran?

Dass wir auf Grünland Rinder, Schafe und Pferde halten, also produzieren wollen. Alles Grünland ist zu nass zum Ackern. Ist es deshalb aber eine Feuchtwiese? Das Landesumweltamt trägt mit seiner mangelnden Gewässerunterhaltung dazu bei, dass Grünlandflächen immer nasser werden, und jetzt gibt das Gesetz ihm auch noch die Möglichkeit, diese Flächen unter Schutz zu stellen.

Neben einem Ausgleich für Wolfsrisse fordern Sie auch Schadensersatz für Biberschäden. Wie lassen sich diese beziffern?

Im Oderbruch sind die ungehinderte Ausbreitung des Bibers und die vernachlässigte Unterhaltung des Hauptabflusses Alte Oder verantwortlich für das Hochwasser, das vor zwei Jahren riesige Flächen unter Wasser gesetzt hat. Die Schäden betrugen mehrere hundertausend Euro. Ganz zu schweigen von der Landschaftszerstörung. Ein Kollege hat nach der Wende knapp 500 Bäume gepflanzt. Fragen Sie lieber nicht, wie viele davon der Biber übrig gelassen hat.

Die Fragen stellte Matthias Matern

Manfred Wercham (59), Landwirt aus

Wilhelmsaue

(Märkisch-Oderland) und Vorstand des Bauernbundes Brandenburg.Im Oderbruch betreibt er Ackerbau.

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