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Entwickelt Euch weiter. Wildaus Bürgermeister Uwe Malich (o.) hat Ärger wegen seiner Glückwunsch-Anzeige (l.) zum Frauentag.

© Promo

Von Thorsten Metzner: „Wir Wildauer Männer sehen Euch gern an“

Mit einer Anzeige gratulierte Wildaus Bürgermeister Uwe Malich (Linke) zum Frauentag – jetzt steht er als „Chauvi“ da

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Potsdam - Plötzlich steht er als „Macho“ und „Chauvi“ da. Und selbst Parteifreunde schütteln den Kopf, die Aufregung ist groß. Es geht um den Bürgermeister der Stadt Wildau, Uwe Malich, einer von 13 hauptamtlichen Linke-Stadtoberhäuptern im Land, der sich just mit einer Glückwunsch-Anzeige zum heutigen Internationalen Frauentag einigen Ärger und noch mehr Spott eingehandelt hat. Die Frauen-Union des Landkreises Dahme-Spreewald wirft dem Linke-Kommunalpolitiker gar ein „chauvinistisches Frauenbild“ vor, wie Kreischefin Elisabeth Prott am Montag erklärte.

Nun ja, den Anlass, man kann auch sagen, die Steilvorlage dafür hat Malich mit einer in einem Lokalblatt geschalteten amtlichen Anzeige selbst geliefert. Mit dem Logo der Stadt, unterschrieben „Ihr Bürgermeister“ und wie in den Vorjahren wohl finanziert aus dem Stadtsäckel. Die Anzeige liest sich wie ein politisch-literarisches Novum: Malich gratuliert dort den „Damen, Frauen und Mädchen“ Wildaus zum „Kampf- und Feiertag“. Für die Mädchen folgt allerdings gleich eine Alters-Einschränkung, „ab 18, wenn das neue Kommunalwahlgesetz da ist, ab 16“. Dann aber griff er richtig in die Tasten. „Liebe Wildauerinnen, entwickelt Euch weiter. Wir Wildauer Männer sehen Euch gern an, hören Euch gern zu (oft jedenfalls) und wir versprechen Euch, weiter hart an uns zu arbeiten, damit wir noch attraktiver für Euch werden“, so der Bürgermeister. „Denn nur gemeinsam sind wir stark.“

Für Prott sind das „beschämende, beleidigende und abfällige“ Worte, aus denen ein „rein männlichkeitsorientierter Blick“ spreche. Sie forderte am Montag eine Entschuldigung des Bürgermeisters „bei den Wildauer Frauen.“ 

Dazu sieht Malich freilich keinen Grund, wie er sagte. Er stehe zu der Anzeige, ihm sei es darum gegangen, dass Ganze „nicht so bierernst abzuhandeln“, „es hat eben einen scherzhaften Unterton“. Die Aufregung, die Kritik finde er „reichlich übertrieben“. Es gebe zwar immer noch einiges zu tun, doch habe sich die „Lage der Frauen in Deutschland, in Brandenburg, in Wildau“ in den letzten 100 Jahren verbessert. „Männer und Frauen, das ist nun einmal auch ein spannungsgeladenes Verhältnis. Das muss man nicht immer so verbissen sehen.“

Freilich, glücklich mit den Formulierungen ist auch der Vorsteher der Gemeindevertretung, Peter Mittelstedt (Linke), nicht so recht. Er sagte zum Fauxpas: „Ich kann nur bedauern, dass Wildau und der Bürgermeister in diese Situation gekommen sind.“ Der Text sei „sicher mit einem Augenzwinkern zu verstehen, er hat es ganz gewiss nicht so gemeint“, sagte Mittelstedt – und fügt hinzu. „Hätte er mich gefragt, hätte ich abgeraten.“ Rathaus–Sprecherin Katja Luetzelberger nimmt ihren Chef gegen den Chauvi-Vorwurf in Schutz: Wer ihn kenne, wisse, dass das nicht „einmal ansatzweise beleidigend oder gar böse gemeint“ sei, sagte sie. „Es ist ein Glückwunsch zum Frauentag. Das macht sonst ja kaum ein Bürgermeister.“ Es sei ironisch gemeint. Malich habe auch früher schon Anzeigen geschaltet, im letzten Jahr etwa, danach seien „Dankeschön-Schreiben“ eingegangen. Da hatte Malich Wildaus Frauen eine „tolle“ Feier gewünscht, mit dem Nachsatz: „Besonders schön wäre es natürlich, wenn dabei auch die Wildauer Männer die eine oder andere Rolle spielen würden.“

Freilich, Ironie ist eine Kunst, die man nicht nur wollen, sondern auch können muss. Die Fettnäpfe, in die der Wildauer Parteifreund mit seiner Anzeige trampelte, kommentierte Linke-Landtagsfraktionschefin Kerstin Kaiser so: Sie sei sich sicher, dass Malich „nett und charmant sein wollte“. Doch „zeige seine Anzeige schon, dass wir noch mindestens 100 Jahre einen Frauentag brauchen“.

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