Brandenburg: Woelki verlässt Berlin
Kardinal wird Erzbischof in Köln. Papst Franziskus soll Ernennung am Freitag bekannt geben
Stand:
Berlin - Am Mittwoch haben sich Hinweise verdichtet, wonach der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki auf den Bischofsstuhl nach Köln wechselt. Auch wenn es eine offizielle Bestätigung weder aus Köln noch aus Berlin gab, erwarten Kirchenkreise eine Ernennung bereits an diesem Freitag.
Der 57-jährige Kardinal Woelki galt seit Februar als einer der Favoriten für die Nachfolge von Kardinal Joachim Meisner in Köln. Er stammt aus Köln, seine Eltern leben in Mühlheim. Im Kölner Erzbistum war dort zwölf Jahre lang Weihbischof und Geheimsekretär von Kardinal Meisner. 2011 hatte ihn Papst Benedikt XVI. an die Spitze des Berliner Erzbistums berufen. Kurze Zeit später ernannte er ihn zum Kardinal. Woelki ist einer von drei Kardinälen in Deutschland und einer der jüngsten Kardinäle weltweit.
Woelki kommt mit seiner authentischen Art und seinem Engagement für sozial Benachteiligte nach anfänglichem Fremdeln bei den Berlinern gut an. Auch dass er im sozialen Brennpunkt in Wedding wohnt, hat viele beeindruckt. Innerhalb der Kirche hat er energisch Strukturreformen angestoßen – wofür er allerdings auch viel kritisiert wurde. Vor einer Woche stellte das Bistum Pläne für den Umbau der St. Hedwigs-Kathedrale vor, den er persönlich mit einem Architekturwettbwerb angestoßen hat.
Auf die Frage, ob er gerne nach Köln zurückgehen würde, hatte sich Woelki zunehmend zurückhaltend geäußert. Aus seinem Umfeld war zu hören, dass er lieber in Berlin bleiben würde. Von Kardinal Meisner und dessen Kölner Seilschaften hat sich Woelki emanzipiert. Spätestens durch seine behutsam liberalen Äußerungen zu homosexuellen Partnerschaften oder zu wiederverheirateten Geschiedenen soll sich das Verhältnis sehr abgekühlt haben. Woelki steht für einen moderaten Reformkurs innerhalb der katholischen Kirche, wie ihn auch Papst Franziskus vertritt. Auch Franziskus’ Fokus auf soziale Fragen und seine Forderung einer „Kirche für die Armen“ liegen ganz auf Woelkis Linie.
Das Kölner Erzbistum ist eines der reichsten Bistümer weltweit und das mächtigste Bistum in Deutschland. Einen größeren Karriereschritt könnte es kaum geben. Auch schon deshalb wird Woelki den Ruf nach Köln annehmen. Außerdem widersetzt sich ein Kardinal nicht den Wünschen des Papstes.
Eine andere Frage ist, wie willkommen Woelki in Köln ist. Bei der Wahl eines Bischofs erstellen das Domkapitel, der Nuntius und die römische Bischofskongregation Listen mit Wunschkandidaten. Der Papst stellt daraus eine Liste mit drei Favoriten zusammen – wobei er natürlich auch seine eigenen Wunschkandidaten berücksichtigt. Aus der Liste des Papstes wählt schließlich das Domkapitel den neuen Mann.
Wie der Kölner Stadt-Anzeiger aus Kirchenkreisen erfahren haben will, gehörte Woelki nicht zu den bevorzugten Kandidaten des Kölner Domkapitels. Das 15-köpfige Gremium soll den Dresdner Bischof Heiner Koch, den Trierer Bischof Stephan Ackermann und den jetzigen Bistumsverwalter Stefan Heße vorgeschlagen haben. Eben jener Dresdner Bischof Heiner Koch wird nun als ein aussichtsreicher Anwärter auf den Berliner Bistumssitz gehandelt. Claudia Keller
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: