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AUTO DES MINISTERS GERIET BEI HEFTIGEN REGENFÄLLEN INS SCHLEUDERN: Woidke nach Autounfall weiter im Krankenhaus „Land unter“ in Frankfurt (Oder)

Unwetter setzte ganze Straßenzüge unter Wasser / Feuerwehr im Daueralarm / Radfahrer vom Blitz erschlagen

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Brandenburgs Agrar- und Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) muss nach seinem Verkehrsunfall auf der Autobahn A 15 weiterhin im Krankenhaus bleiben. Er werde dort ärztlich behandelt, „nach derzeitigem Stand auf jeden Fall bis Montag“, heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums vom Sonntag. Woidke fühle sich den Umständen entsprechend, „ist aber optimistisch“. Er bedanke sich für die vielen Genesungswünsche und wolle zügig wieder seine Arbeit aufnehmen. Woidke war am Samstagmittag bei einem Unfall auf der A 15 bei Vetschau in Richtung Berlin verletzt worden.

Das Ministerium machte zu den Verletzungen keine Angaben. Der Polizei zufolge erlitt Woidke ein Schleudertrauma, Prellungen an der Schulter sowie Platzwunden im Gesicht. Die Insassen des anderen Autos, eine 27-jährige Fahrerin aus Berlin und ihr 55 Jahre alter Vater aus Lübbenau, trugen nur leichte Blessuren davon.

Der Minister war nach Angaben der Polizei am Samstag um 12.40 Uhr zwischen Vetschau und Boblitz (Oberspreewald-Lausitz) bei heftigen Regenfällen ins Schleudern geraten und gegen die Mittelleitplanke geprallt. Ein weiteres Fahrzeug fuhr auf den Wagen des Ministers auf und ging später in Flammen auf. Woidke und sein Fahrer konnten noch selbstständig ihr Fahrzeug verlassen. Alle Unfallbeteiligten wurden in ein Krankenhaus gebracht. Nachdem Woidkes Auto zum Stehen kam, geriet auch der andere aus Richtung Cottbus kommende Wagen auf nasser Fahrbahn ins Schleudern und prallte ins Heck des Ministerfahrzeugs. Bei dem anschließenden Feuer brannte der Wagen völlig aus. Die Insassen konnten ihn noch rechtzeitig verlassen.

Woidkes Fahrer erlitt eine Platzwunde im Gesicht, wurde im Krankenhaus aber nur ambulant behandelt. Die Autobahn war am Samstag für mehrere Stunden gesperrt. dpa

Frankfurt (Oder) - Einem reißenden Bach gleich strömen am Samstagnachmittag schmutzig graue Wassermassen aus einem Eisenbahntunnel zum tiefer gelegenen Carthausplatz im Süden von Frankfurt (Oder). Autos stehen Dutzende Zentimeter tief im Wasser, müssen zwangsweise stoppen. Eines der Fahrzeuge kommt aus eigener Kraft nicht wieder los. Als auch noch mehrere Zentimeter dicke Hagelkörner auf die Erde prasseln, flüchten die wenigen Fußgänger in die Hauseingänge.

Noch am Vormittag scheint drückend heiß die Sonne, über die Stadtbrücke drängen die Menschen hinüber zum Einkauf in das polnische Slubice. Gegen Mittag verdunkelt sich plötzlich der Himmel. Über mehrere Stunden tobt das Unwetter über Frankfurt. Unablässig blitzt und donnert es, fallen Unmengen von Regen. Immer wieder schlagen Blitze ein, Keller laufen binnen kurzer Zeit mit Wasser voll, der Straßenbahnverkehr bricht zusammen. Im Norden der Stadt gilt in ganzen Innenhöfen „Land unter“. Bei manchem Frankfurter werden angesichts überfluteter Straßen die Erinnerungen an das Oder-Hochwasser von 1997 wieder wach.

„Wir hatten schon öfter Überschwemmungen in der Stadt“, sagt der Abteilungsleiter Einsatz bei der Frankfurter Berufsfeuerwehr, Ralf-Dietmar Selchow. Er könne sich aber nicht erinnern, dass schon einmal bis zu 100 Liter Regen pro Quadratmeter in so einer kurzen Zeit gefallen seien. Das ist deutlich mehr als eine Badewannenfüllung. Da seien die Gullis einfach überfordert.

Am Nachmittag ruft die Feuerwehr den Ausnahmezustand aus. Binnen einer Stunde waren bei der Leitstelle über 300 Anrufe eingegangen. Vordringlich rücken die Feuerwehren zu den drängendsten Einsätzen aus. Insgesamt werden in Frankfurt bis Sonntagmorgen 3.00 Uhr laut Selchow 176 Einsätze registriert. Auf der Bundesstraße 112 nördlich der Stadt in Richtung Lebus stürzt ein Baum auf ein Auto. Eine Frau wird dabei leicht verletzt. Weniger Glück haben ein 42-jähriger Mann aus Sachsen und eine 22-jährige Berlinerin, die mit dem Rad unterwegs sind und bei Alt Tucheband im Oderbruch Schutz unter einem Baum suchen. Als dort ein Blitz einschlägt, wird der Mann tödlich verletzt, seine Begleiterin ins Frankfurter Klinikum gebracht.

Am Sonntagmorgen scheint in Frankfurt die Sonne. Die Spuren des Unwetters sind noch an vielen Stellen zu sehen. Einzelne Straßen sind wegen Absackungen vorläufig gesperrt.Jörg Schreiber

Jörg Schreiber

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