zum Hauptinhalt

Brandenburg: Woidke: Vorläufiges Ende für die Freilandhaltung

Die Vogelgrippe hat Brandenburg erreicht. Worauf müssen sich die Brandenburger jetzt einstellen?

Stand:

Die Vogelgrippe hat Brandenburg erreicht. Worauf müssen sich die Brandenburger jetzt einstellen?

Derzeit auf zwei Dinge: Erstens, dass die Stallpflicht rigoros und kompromisslos kontrolliert und durchgesetzt wird. Und zweitens, muss den Menschen bewusst sein, dass es keine Maßnahmen gegen die Vogelgrippe gibt, die uns die Seuche im Sprint bewältigen lassen. Wir müssen uns auf einen Marathon einstellen. Die Schutzmaßnahmen - etwa die Stallpflicht, das Wildvogelmonitoring und die Seuchenschutzmaßnahmen bei der Geflügelhaltung - können über Jahre hinweg bestehen bleiben.

Einige Experten gehen davon aus, dass die Vogelgrippe wegen der Vogelzüge und der nun aufgetretenen Infizierung bei Nicht-Zugvögeln über Jahrzehnte ein Problem bleibt.

Das ist möglich.

Ist mit einer flächendeckenden Ausbreitung der Vogelgrippe im Land zu rechnen?

Wir müssen wohl davon ausgehen. Unsere Notfall- und Krisenplanungen gehen jedenfalls schon davon aus.

Bisher galt die Stallpflicht, wie etwa für Nutz- und Wirtschaftsgeflügel nur für die Zeit der großen Vogelzüge. Jetzt ist das Virus aber, wie bei den Schwänen auf Rügen, auch bei Vögeln aufgetreten, die das ganze Jahr hier leben, das Virus also ganzjährig übertragen und verbreiten können. Wird es also die Stallpflicht jetzt ganzjährig gegen müssen, da das Virus nicht mehr nur durchzieht?

Ja, wir müssen uns bei der gegenwärtigen Bedrohungslage darauf einstellen, dass die Stallpflicht unbegrenzt bestehen bleiben muss. Das müssen aber die Länderminister mit dem Bundeslandwirtschaftsminister noch beraten. Es sieht aber ganz danach aus.

Bedeutet das nicht faktisch das Ende der Freilandhaltung?

Bei einer solchen Bedrohungssituation ist die Freilandhaltung in der nächsten Zeit – auch über das Ende des Vogelzugs im Frühling hinaus – schwer vorstellbar.

Also auch das Ende des Freiland-Eis?

De facto vorläufig wohl leider: Ja.

Bei der Tierseuchenbekämpfung wurde bisher immer von Seuchen ausgegangen, die unter Nutztieren ausbrechen - etwa BSE und Schweinepest. Jetzt ist eine Seuche in der freien Wildbahn ausgebrochen und droht auf die Nutztiere überzugreifen. Sind die alten Seuchenbekämpfungspläne noch ausreichend?

So etwas wie jetzt bei der Vogelgrippe gab es in Europa noch nicht. Alle Seuchenbekämpfungsstrategien in der EU, im Bund und bei den Ländern waren ausgerichtet auf den Seuchenfall unter Nutztieren, nicht auf die Ausbreitung unter Wildvögeln und die Übertragung durch diese auf die Nutztierbestände. Der einzig vergleichbare Fall war die erfolgreiche Bekämpfung der Schweinepest bei den Wildschweinen. Bei Wildvögeln ist die Bekämpfung ungemein schwieriger. Das ist etwas völlig neues, da müssen wir uns EU-weit, im Bund und mit den Agrarministern der Länder zusammensetzen und uns in der Tat überlegen, ob die alten Strategien noch ausreichen. Meines Erachtens reichen sie nicht mehr aus. Man muss aber auch sagen, dass es de facto praktisch unmöglich ist, die Zugvögel flächendeckend zu kontrollieren und die Seuche in der freien Wildbahn effektiv zu bekämpfen.

Mit Brandenburgs Agrar- und Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) sprach

Peter Tiede

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })