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Brandenburg gilt als Wolfsland Nummer eins in Deutschland.

© dpa/Lino Mirgeler

Wolfsjagd in Brandenburg: Naturschützer kritisieren Ministerin

Abschusspläne sorgen für Einigkeit bei Jägern und Landwirten im Wolfsland Brandenburg  – und für Ärger bei Naturschutzverbänden.

Von Monika Wendel

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Jäger, Landwirte und Waldbesitzer dringen auf eine Bejagung des Wolfes in Brandenburg. Doch Naturschutzverbände stellen sich gegen die Forderungen, den Wolfsbestand deutlich zu verringern. Sie werfen Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) vor, sie schaffe Tatsachen, ohne eine offene Debatte zu führen.

„Denn wo Wölfe dabei gefilmt werden, wie sie Hoftore überwinden, Hundehalter beim Spaziergang am Ortsrand Wolfskontakt auf Nahdistanz haben und von Wölfen getötete Weidetiere zum traurigen Alltag zählen, schwindet die Akzeptanz für den Artenschutz“, so Bauernpräsident Henrik Wendorff in einer Mitteilung des Forums Natur, einem Zusammenschluss zahlreicher Verbände. Brandenburg sei inzwischen flächendeckend mit Wölfen besiedelt, es sei „ein günstiger Erhaltungszustand“ erreicht, betonte der Landesjagdverband.

Neue Wolfsverordnung am Start

Agrarministerin Mittelstädt will im Laufe des Jahres eine Regelung erzielen, um den Wolfsbestand reduzieren zu können. Bei einer Veranstaltung des Forums Natur diese Woche in Potsdam sagte sie, die Sorgen der direkt Betroffenen, der Nutztierhalter, müssten ernst genommen werden. „Eine neue Wolfsverordnung ist derzeit am Start, und wir werden auch den Wolf ins Landesjagdrecht aufnehmen.“

Die Überführung des Wolfes ins Jagdrecht mit willkürlichen Abschüssen und damit einhergehender Zerstörung der Rudelstrukturen wird das Problem nicht lösen.

Björn Ellner, Landesvorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu)

Forum Natur setzt sich in einem Forderungspapier unter anderem dafür ein, dass die Jägerschaft künftig das Wolfsmonitoring  – also die Beobachtung und Erfassung – übernehmen soll. Zentrale Anlaufstelle ist in Brandenburg bislang das Landesamt für Umwelt. Brandenburg gilt als Wolfsland Nummer eins in Deutschland.

Die Allianz Wolf in Brandenburg warf Mittelstädt vor, sie mache sich einseitig zum Sprachrohr der Interessen einzelner Lobbyverbände. Der Naturschutzverband Nabu fordert ein rasches Gespräch mit der Ministerin. Bislang gebe es aus ihrem Haus Terminangebote für Mitte Juli, dies sei aber zu spät, kritisierte der Verband. „Die Überführung des Wolfes ins Jagdrecht mit willkürlichen Abschüssen und damit einhergehender Zerstörung der Rudelstrukturen wird das Problem nicht lösen“, so der Nabu-Landesvorsitzende Björn Ellner. Gefordert wird mehr Herdenschutz, um Risse von Weidetieren einzudämmen.

Experte fordert bessere Ausbildung der Jäger

Vor einer Jagd auf Wölfe muss aus Sicht eines Wildtierexperten zuerst die Ausbildung der Jäger dafür verbessert werden. „Wir brauchen wieder Erfahrung und das müssen wir auch erst wieder aufbauen bei der Jägerschaft“, sagte Sven Herzog, Professor am Lehrstuhl für Wildökologie und Jagdwirtschaft an der Technischen Universität Dresden, in Potsdam.

„Wir reden zwar von der Bejagung, aber wir wissen noch nicht so richtig, welche Wissensgrundlage wir brauchen, wie die Ausbildung aussehen muss“, sagte er. Das müsse nun schnell entwickelt werden, damit einerseits die richtigen Tiere entnommen würden und andererseits ein Rudel nicht zerstört werde. „Das braucht, denke ich, eine sehr intensive und sehr zügige Ausbildung, wenn die Jägerschaft das tatsächlich übernehmen will.“

Das genaue Vorgehen, um Pläne für eine Verringerung des Wolfsbestandes umzusetzen, ist derzeit noch unklar. Diskutiert wird unter anderem über eine mögliche Quote, nach der Wölfe geschossen werden. Ein Ziel ist es, die Zahl der Nutztier-Risse durch Wölfe  – vor allem sind es Schafe  – einzudämmen.

Bis zu einer Neuregelung in Brandenburg werden noch zahlreiche Diskussionen folgen, auch ein Wolfsplenum ist laut Ministerium geplant. Am Ende muss das Kabinett und dann der Landtag entscheiden.

Die künftige Bundesregierung verfolgt laut Koalitionsvertrag von Union und SPD ebenso diesen Weg. Außerdem wollen sie einen Vorschlag der EU-Kommission für ein schärferes Vorgehen umsetzen. Der Schutzstatus des Wolfes würde damit von streng geschützt auf geschützt gesenkt. (dpa)

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