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Brandenburg: Würstchen, Karpfen und Gesang

vielleicht auch Geschnetzeltes, Flugente und Ostseespaziergang: Wie Brandenburgs Politiker Weihnachten feiern

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vielleicht auch Geschnetzeltes, Flugente und Ostseespaziergang: Wie Brandenburgs Politiker Weihnachten feiern Von Ronald Bahlburg, W eihnachten steht vor der Tür, und auch Brandenburgs Politik macht eine Weile Pause. Nach dem Krach um die Chipfabrik und dem letzten Sitzungsmarathon des Landtages in diesem Jahr sehnt sich das märkische Führungspersonal durchweg nach Ruhe und Entspannung. Brandenburgs Erster Mann, Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), will sich am Heiligabend mitsamt Großfamilie über den gewohnten Heringssalat hermachen. Am ersten Weihnachtstag serviert er dann der 13- bis 15-köpfigen Gesellschaft einen Gänsebraten. Der zweite Feiertag ist seit jeher einem Frühschoppen mit Potsdamer Sportlern reserviert. Ähnlich familiär geht es bei Platzecks Stellvertreter, Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) zu. Mit einem seiner beiden Söhne schmückt er den Weihnachtsbaum, nachdem er wie immer Polizisten und Feuerwehrleuten seine Aufwartung gemacht hat. Außerdem besucht Schönbohm am Heiligabend die Messe im Berliner Dom. Auf dem Esstisch steht dann Fondue und am Tag darauf eine knusprige Gans. Viel vorgenommen hat sich der Chef der PDS-Landtagsfraktion und Film-Liebhaber Lothar Bisky: Acht Streifen des Regisseurs Stanley Kubrick warten darauf, über die Festtage angesehen zu werden. „Karpfen blau“ und „Schweinekruste“ Außerdem ist für einen Lexikon-Verlag etwas zum Stichwort „Informationsgesellschaft“ aufzuschreiben. Zur Stärkung stehen „Karpfen blau“ und eine „Schweinekruste“ auf dem Speisezettel, und Bisky hat noch eine Idee: „Ich denke, dass wir uns eine Pute machen.“ Weit weniger konkret sind die Pläne von Landtagspräsident Herbert Knoblich, der etwas essen will, „was Spaß macht“. Ansonsten besucht er seine Enkelkinder und sucht „einfach Ruhe“. Im Schoß der Familie mit Baum und Gans will auch Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) neue Kraft tanken. Erklärtermaßen beschaulich soll es bei Justizministerin Barbara Richstein (CDU) zugehen, die noch schwankt, ob sie erneut auf das verlockende kulinarische Angebot ihrer Eltern zurückgreift. Für ihre Kabinettskollegin, Finanzministerin Dagmar Ziegler (SPD) steht dagegen schon fest, dass es Heiligabend außer dem Kirchgang in ihrem Wohnort Lenzen (Prignitz) Karpfen blau und einen Tag später die unvermeidliche Gans gibt. Dieser Tradition setzt Agrarminister Wolfgang Birthler (SPD) Würstchen mit Kartoffelsalat beziehungsweise Sauerbraten entgegen. Nachdem er bereits am 23. Dezember den Baum geschmückt hat - „der gehört zur Überraschung“ - verstärkt Birthler den Chor in Schwedt mit seinem wohlklingenden Bass. Gleichfalls sangesfreudig und als Freund von Würstchen gibt sich Bildungsminister Steffen Reiche (SPD), der am Heiligabend mit der Familie Chorauftritte in Luckenwalde, Jüterbog und Trebbin (Teltow-Fläming) absolviert. Von Haus aus Pfarrer, leitet Reiche obendrein einen Gottesdienst in seinem Wohnort Bergholz-Rehbrücke (Potsdam-Mittelmark) und liest am Abend im Rahmen einer Christvesper in der Potsdamer Friedenskirche. CDU-Fraktionschefin Beate Blechinger freut sich schon auf Spaziergänge mit ihrem zweijährigen Enkel und trägt voraussichtlich im Kreis der Familie die biblische Weihnachtsgeschichte vor. Auf die Teller kommt wohl Geschnetzeltes nach einem slowakischen Rezept. Blechingers SPD-Amtskollege Gunter Fritsch hält sich hier bodenständig an Kartoffelsalat mit Würstchen und will nach Weihnachten in ein deutsches Mittelgebirge zum Ski-Langlauf aufbrechen. Vielleicht begegnet er dort dem Parlamentarischen Geschäftsführer der PDS-Landtagsfraktion, Heinz Vietze, der Ähnliches vorhat und unternehmungslustig mit seiner Frau den Harz erobern will: „Der Brocken ist meiner.“ Auch Bauminister Frank Szymanski (SPD) zieht es nach einigen feierlichen Stunden zu Hause ins polnische Gebirge. In eine ganz andere Richtung startet PDS-Landeschef Ralf Christoffers am zweiten Weihnachtstag: Er plant ausgedehnte Spaziergänge an der Ostsee. Dorthin wird Sozialminister Günter Baaske (SPD) erst zum Jahreswechsel samt Familie hinkommen, wenn er sich in Kühlungsborn mit rund 40 Freunden trifft. Zum Weihnachtsfest schart sich die Familie um die selbst geschlagene Kiefer. Die Flugente wird mit Thüringer Klößen und Rotkohl serviert. Gegen überflüssige Pfunde hat Baaske viel Sport eingeplant - je nach Wetter Radtouren, Kanufahren oder Eishockey.

Ronald Bahlburg

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