Brandenburg: Zahl der Anschläge auf Rekordniveau Fahrzeuge aus politischen Motiven angezündet
Berlin - Die Zahl der wahrscheinlich politisch motivierten Brandanschläge in Berlin erreicht neue Rekordhöhen. In der Nacht zu Mittwoch zündeten Unbekannte in Friedrichsfelde mehrere Fahrzeuge einer Lieferfirma an.
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Berlin - Die Zahl der wahrscheinlich politisch motivierten Brandanschläge in Berlin erreicht neue Rekordhöhen. In der Nacht zu Mittwoch zündeten Unbekannte in Friedrichsfelde mehrere Fahrzeuge einer Lieferfirma an. Damit steigt die Zahl der angezündeten Fahrzeuge in den ersten zwei Juniwochen auf 27, wie die Innenverwaltung mitteilte. Zum Vergleich: Im Mai wurden 21 Fahrzeuge angezündet, im April 25. Meist waren Firmen betroffen, die nach der Logik linksautonomer Gruppen legitime Ziele darstellen. Im aktuellen Fall traf es Lieferwagen der Firma „Bärenmenü“, die Essen für Schulen, Kindergärten und Senioren herstellt. Nach Darstellung autonomer Gruppen soll die Firma zu einem Konzern gehören, der Dienstleistungen für Asylbewerber anbieten soll. Auf dem Gelände der Filiale in Lichtenberg – zwischen Grünflächen, Kindergärten und sanierten Plattenbauten – wurden in der Nacht zu Mittwoch zehn Lieferwagen in Brand gesetzt.
Neben den zerstörten Fahrzeugen im Firmenhof stehen bereits mehrere Mietwagen, die ab Donnerstag zur Essensauslieferung eingesetzt werden. Auch am Mittwoch erhielten alle Kinder und Senioren dank zügiger Unterstützung durch eine Transportfirma pünktlich ihre Mahlzeiten. Dass vor allem alte Menschen und Kinder von den Aktionen betroffen sind, ärgert die Mitarbeiter und Geschäftsführer Lienhard Eifert. „Warum ein Unternehmen wie unseres angegriffen wird, ist unverständlich“, erklärte Eifert. Sein Unternehmen rechnet mit etwa 300 000 Euro Schaden – inwieweit dafür Versicherungen aufkommen, wird noch geklärt.
Bereits in den vergangenen Tagen waren immer wieder Anschläge verübt worden, die mit den „Action Weeks“ zusammenhängen, bei denen linksautonome Gruppen und Einzeltäter noch bis zum Wochenende die „kapitalistische Aufwertung der Stadt“ bekämpfen wollen. Zum Programm gehört auch eine Besetzung des leerstehenden Tempelhofer Flughafengeländes. Daran wollen sich nach Ankündigung der Initiatoren bis zu 1000 Aktivisten beteiligen.
In der Landespolitik ein Streit darüber entbrannt, in welchem Verhältnis Parteien wie die Grünen oder die Linke zu Szene-Aktivisten stehen, die auch vor Gewalt nicht zurückschrecken. Die CDU kritisierte eine angebliche „ideologische Nähe“ dieser Parteien zu autonomen Gruppierungen. Grüne und Linke wiesen das zurück. Auch warf die CDU dem Senat und vor allem Innensenator Ehrhart Körting (SPD) vor, zu wenig gegen linksautonome Gewalttäter zu tun.
Körtings Sprecherin Nicola Rothermel wies die Kritik zurück. Allerdings sei es angesichts der sehr leicht und schnell zu begehenden Brandanschläge „besonders schwierig, Täter festzunehmen“. Die Behörden gehen davon aus, dass die Anschläge vor allem von Einzeltätern begangen werden. Allerdings sei nicht auszuschließen, dass einzelne Anschläge auch von Gruppen begangen wurden. Da diese sich aber nicht lange im Voraus besprechen, sei es für die Behörden schwierig, die Anschläge im Vorfeld zu vereiteln.
Politiker der Grünen und der Linken wiesen den Vorwurf zurück, die Anschläge nicht ausreichend zu verurteilen oder gar klammheimlich Sympathie zu empfinden. fet/leha/lvt
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