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Brandenburg: Ziegenkäse für Berlin

Auf märkischen Höfen rollt nach der Lämmerzeit die Milchproduktion an / Ziegenzucht bleibt Nische

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Potsdam - 20 gierige Mäuler warten jeden Morgen auf Roger Lempke. Im Ziegenstall des Karolinenhofes bei Kremmen herrscht emsiges Treiben. „Routine gibt es im Moment nicht“, sagt der Landwirt, der seine Zuchtlämmer mit der Hand großzieht. Jeden Tag werden Neue geboren. Erst Mitte Februar kehrt wieder Ruhe auf dem Hof ein. Dann kommen die ersten Zicklein zum Schlachter und die Ziegenmilch fließt wieder in die hauseigene Käserei. Auch wenn Brandenburg mit rund 7000 Tieren kein typisches Ziegenland ist, gibt es einen kleinen Markt für die Produkte.

„Die meisten Halter sind Privatpersonen“, sagt Christoph Behling vom Schafzuchtverband Berlin-Brandenburg. Es gebe in der Mark lediglich etwa 10 Betriebe mit mehr als 50 Ziegen. In den vergangenen Jahren seien mehr Tiere dazugekommen. Dennoch bleibe die kommerzielle Ziegenhaltung eine Nische. „Ein Großteil der Bauern verkauft die Milchprodukte direkt am Hof oder in der Region. Es lohnt sich für sie nicht, die Milch sehr weit zu liefern“. Zwar sei die Nachfrage nach Ziegenprodukten vorhanden. Doch der Aufwand für die Bauern sei erheblich.

Die Meierei im uckermärkischen Ökodorf Brodowin hat gezielt nach einem nahegelegenen Milchlieferanten gesucht. „Deshalb haben wir vor vier Jahren auf Ziegen umgerüstet“, sagt Landwirtin Anke Pörschke.

Mittlerweile kümmert sich die 41-Jährige auf ihrem Demeter-Hof in Brodowin gemeinsam mit ihrem Mann um fast 120 Ziegen. Auch dort ist derzeit der Melkbetrieb eingeschränkt. Denn die neugeborenen Zicklein haben ein Vorrecht auf die Milch. „Ab Ostern geht wieder die Milchsaison los“, erklärt Pörschke. Dann liefert jede Ziege täglich zwei bis drei Liter für die Meierei des Ökodorfes.

Auch auf dem Karolinenhof wird die Milch in erster Linie zu Bio-Käse verarbeitet. „Unsere Kunden kommen zum größten Teil aus Berlin oder dem Speckgürtel“, sagt Lempke. Nur ein Drittel sei aus der Mark. In der Stadt sei die Kaufkraft für Bio-Produkte einfach größer. „Wir betreiben den Hof seit 1991 und die Nachfrage war schon immer da“, erinnert sich der 43-Jährige.

Die Besitzer des Ziegenhofes bieten in einem Hofladen eigene Produkte an und haben im Jahr 2000 auch ein Restaurant eingerichtet. „Unsere Kunden haben immer wieder nach einer Kleinigkeit zum Essen gefragt“, sagt Lempke. Wer die Speisekarte des „Wiesencafes“ aufschlägt, findet den hauseigenen Ziegenkäse in vielen Variationen zubereitet.

Im Landkreis Märkisch-Oderland ziehen mit Schäfer Wilfried Vogel aus Dolgelin neben seinen insgesamt 1050 Mutterschafen etwa 50 Ziegen auf die Weide. Während die Hammel auch im Winter draußen bleiben, verbringen die 25 Mutterzicken die kalte Jahreszeit mit ihren Lämmern im Stall. Der 55-Jährige hält die Tiere ausschließlich zur Landschaftspflege. „Die Ziegen nagen gern an Hölzern und drängen dadurch die Büsche zurück“, erklärt er. Einen stabilen Markt für Ziegenfleisch sieht er für sich nicht. „Wir haben keine Selbstvermarktung und verkaufen lediglich zu Ostern ein paar Lämmer an Bekannte“. Ein Ausbau der Ziegenherde wäre nicht rentabel.

Das bestätigt auch Roger Lempke. „Eine reine Zucht lohnt sich nicht“, betont der Landwirt. Zwar gebe es eine gute Nachfrage für Bio-Lammfleisch. Das spüre er schon weit vor dem Saisonstart Mitte Februar: „Fast alle Tiere sind bereits verkauft, bevor sie überhaupt geboren sind“, sagt Lempke. Doch bei Verkaufserlösen von höchsten 200 Euro pro Tier rechne sich die Zucht nicht.

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