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Brandenburg: Zukunfts-Szenarien für die Agrarlandschaft

Müncheberger Forscher feiern 75-jähriges Jubiläum des Wissenschaftsstandorts im Osten Brandenburgs

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Müncheberger Forscher feiern 75-jähriges Jubiläum des Wissenschaftsstandorts im Osten Brandenburgs Von Jörg Schreiber Müncheberg. Hat der Spreewald auch künftig noch genug Wasser? Angesichts regenarmer Sommer und der Flutung von Tagebauen mit Spreewasser befürchten nicht nur Umweltschützer Veränderungen dieser reizvollen Landschaft. Wissenschaftler des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschafts- und Landnutzungsforschung (ZALF) im ostbrandenburgischen Müncheberg rechneten jetzt verschiedene Varianten durch. „Der Spreewald wird der Spreewald bleiben“, beruhigt Jörg Steidl vom Institut für Landschaftswasserhaushalt, einem von sieben ZALF-Instituten. Allerdings bestehe die Gefahr, dass vor allem etwas höher gelegene Gebiete zu trocken werden und sich landschaftlich verändern, schränkt er ein. Das Institut habe daher ein Bewirtschaftungsmodell erstellt, dass von Landesumweltämtern angefordert werden kann. Entscheidend sei, dass das Nachbar-Bundesland Sachsen immer ausreichend Wasser aus den Speicherbecken die Spree abwärts fließen lasse. Die Zukunft des Spreewalds ist eines aus einer Vielzahl von Forschungsprojekten, die die 84 Wissenschaftler am ZALF untersuchen. Der Wissenschaftsstandort feiert am Freitag sein 75-jähriges Jubiläum. 1928 hatte der Vererbungsforscher Erwin Baur dort das Kaiser-Wilhelm-Institut für Pflanzenzüchtung gegründet. Die zentralen Gebäude des 20 Hektar großen Komplexes stammen aus dem Gründerjahr. Zu DDR-Zeiten war dort zur Bodenfruchtbarkeit geforscht worden, 1992 entstand das ZALF. Probleme der Landwirtschaft würden heute vielerorts wissenschaftlich untersucht, sagt ZALF-Sprecher Claus Dalchow. Meist gehe es aber nur um einzelne Nutzungselemente wie etwa Getreideanbau, Gewässerqualität oder die Entwicklung des Waldes. „Wir kümmern uns um die Landschaft insgesamt“, erläutert er und fügt an: „Unser Anspruch ist, alle Elemente einer Agrar-Landschaft in Nordmitteleuropa zu berücksichtigen.“ Dabei würden insbesondere die Wechselwirkungen verschiedener Landschaftselemente und mögliche Konflikte untersucht. So erkunden die Forscher, wie die Natur nicht mehr bewirtschaftete Felder verändert, was passiert, wenn Pflanzenschutzmittel in Gewässer geraten oder ob die pfluglose Bodenbearbeitung Schimmelpilze im Boden begünstigt. Auch ganz praktische Fragen, wie die Kürzung der EU-Zuschüsse für Roggen den Ackerbau und die Landschaft insgesamt verändern könnte, werden untersucht. „Wir rechnen dabei verschiedene Szenarien durch und geben Einschätzungen ab, was das für Auswirkungen auf die Landschaft haben könnte“, sagt Dalchow. Er schränkt ein: „Auch wir können die Zukunft nicht voraussehen.“ Die computergestützten Berechnungen - die auf den Daten aller ZALF-Institute beruhen - - könnten aber Entscheidungshilfen geben. Im ZALF forschen unter anderen Biologen, Wasserbauer und Meteorologen, aber auch Soziologen und Ökonomen. „Die Landschaft hat keine Mauern“, sagt Dalchow. Deshalb stehe das Wissenschaftszentrum am Rande der Märkischen Schweiz im Austausch mit Spitzenforschungseinrichtungen der ganzen Welt. Enge Kontakte gebe es zum Beispiel nach Polen, zumal das Hauptforschungsfeld das nördliche Mitteleuropa sei. Sandige, nährstoffarme Böden, Niederschlagsarmut und Kahlfrost im Winter würden die gesamte Region bis in die baltischen Staaten prägen. Ein Forschungsverbund „NordMittelEuropa 2020“ solle Grundlagen für eine nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums in diesem Gebiet liefern. Am Freitag können sich die Besucher mit den Forschungen des ZALF vertraut machen. Nach einem Festakt und dem Richtfest für ein neues Institutsgebäude mit Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) werden ab 14.00 Uhr bei einem Tag der offenen Tür neue und originelle Projekte vorgestellt. So können die Gäste Brandenburgs Regionen am Computer im dreidimensionalen Geländemodell erkunden, Labor und Windkanal besichtigen, per TV die Spur eines Regenwurms verfolgen oder sich informieren, wie Schimmelpilze Lebensmittel gefährden. Weiteres im Internet unter: www.zalf.de

Jörg Schreiber

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