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Von Tanja Buntrock: Zum zweiten Mal ein Baby ausgesetzt

Mutter des getöteten Säuglings im Kleidercontainer schon 1999 verurteilt

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Berlin - Sie hat schon einmal ein Baby ausgesetzt, vor über zehn Jahren: damals überlebte der Säugling, diesmal erstickte die Mutter das Kind. Am Donnerstagabend hat die Polizei in Berlin die 41-jährige Carmen B. festgenommen; gestern wurde ein Haftbefehl wegen Totschlags beantragt. Die Frau wurde bereits 1999 zu zwei Jahren Haft verurteilt, weil die damals sechsfache Mutter ihr siebtes Baby ausgesetzt hatte. Sie hatte das Mädchen im Badezimmer ihrer Wohnung in Weißensee geboren und dann im Keller abgelegt. Das Kind wurde lebend entdeckt, obwohl es zwei Tage ohne Nahrung war.

Es scheint, als ob sich nun, zehn Jahre später, fast alles wiederholt hat: Nur diesmal hat Carmen B. ihren neugeborenen Sohn offenbar einen Tag nach der Geburt erstickt und dann in einem Altkleidercontainer in der Charlottenburger Güntzelstraße abgelegt. Laut Staatsanwaltschaft hatte sie den Jungen am 6. März ohne fremde Hilfe in ihrer Wilmersdorfer Wohnung gesund zur Welt gebracht. Sie hatte ihre Schwangerschaft nach Angaben eines Justizsprechers geheim gehalten. Ihr aktueller Lebensgefährte Thorsten T. habe nichts von der Geburt gewusst.

Nach PNN-Informationen war es ein Nachbar der Frau, der die Fahnder auf die Spur führte. Er soll „Babygeräusche“ aus der Wohnung im Seitenflügel gehört und sich zunächst nichts dabei gedacht haben. „Erst als die Polizei mit Lautsprecherdurchsagen und Zetteln nach der Mutter fahndete, ist ihm das Ganze im Nachhinein komisch vorgekommen", sagte ein Ermittler.

Auch im Juni 1998 waren es Nachbarn, die das neugeborene Mädchen im Keller in Weißensee fanden. Das Kind lag in einer Tüte mit alten Kleidern – es lebte, obwohl es seit der Geburt keine Betreuung und Nahrung hatte. Lisa wurde später zur Adoption freigegeben. Im Januar 1999 musste sich Carmen B. für ihre Tat vor Gericht verantworten. Damals sagte die Mutter aus, sie könne sich die Geschehnisse nicht erklären. Auch ein halbes Jahr nach der Geburt hatte sie alles verdrängt. Angeblich habe die damals sechsfache Mutter Angst davor gehabt, was ihr Lebensgefährte zu einem weiteren Kind sagen würde. Weil Schulden das Paar gedrückt hätten, habe sie die Schwangerschaft verschwiegen. Drei Kinder lebten damals in der Familie, drei weitere waren in einem Heim. Als die Wehen einsetzten, sei ihr Freund bei der Frühschicht gewesen. Auch damals hat Carmen B. ihr Baby heimlich und allein auf die Welt gebracht. Die älteste Tochter sei in der Schule gewesen, die anderen Kinder spielten nebenan. Später habe sie den Säugling dann in den Kellerverschlag gelegt. Als die Nachbarn das Wimmern des Babys im Keller hörten, hätten sie Carmen B. und ihren Freund zur Rede gestellt. Zunächst tat auch die Mutter ahnungslos. Der Polizei offenbarte sie sich im Verhör. Ihr Lebensgefährte verließ daraufhin die Familie.

Ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes hatte am Montag gegen 7.10 Uhr beim Leeren des Altkleidercontainers in der Güntzelstraße den toten Säugling entdeckt. Der Junge, 51 Zentimeter groß und 2900 Gramm schwer, war gesund und vollständig entwickelt zur Welt gekommen. Das Kind war mit einem Handtuch und einem Kopfkissenbezug mit Sonnenuntergangsmotiv in einer Plastiktüte in dem Container abgelegt worden.

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