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Brandenburg: „Zur Not geht auch Katzenstreu“

THW-Präsident zur Idee des Berliner CDU-Chefs Henkel, das THW zum Räumkommando zu machen

Stand:

Herr Broemme, als früherer Berliner Feuerwehrchef sind Sie bestens mit der Stadt vertraut. Was ärgert Sie am eiskalten Winter 2009/2010 am meisten?

Natürlich sind die glatten Gehwege ein Ärgernis, daran sind säumige und verantwortungslose private Winterdienste schuld. Die scheren sich um das menschliche Schicksal des einzelnen Verletzten wenig, sondern bitten einfach ihre Haftpflichtversicherung, den Schaden zu tragen. Das war’s.

In vielen Städten Deutschlands sind die Bürgersteige gerade Schlittschuhbahnen...

Ja, aber Berlin ist im bundesweiten Vergleich schon sehr schlecht gestreut. Aber wissen Sie, was mich besonders verwundert? Diese berlinuntypische Lethargie bei vielen. Die Großstädter haben sich offenbar angewöhnt, kein eigenes Engagement mehr an den Tag zu legen – die zeigen auf den Staat oder sonst wen, der ihnen alle Verantwortung abnehmen soll.

Es gibt ja jetzt einige Initiativen. Aber muss nicht auch das Technische Hilfswerk in einer solchen Notlage helfen?

Wir haben keine Katastrophenlage, wir haben einen besonders schneereichen Winter, nicht mehr und nicht weniger. Aber natürlich kommt das THW in ganz Deutschland den Bitten etwa der Feuerwehr nach, bei sicherheitsrelevanten Lagen mit anzupacken. So haben wir gefährliche Eiszapfen, die eine tödliche Gefahr sein können, abgeschlagen. Oder vor der israelischen Botschaft in Berlin einen großen Schneehaufen abgetragen, bevor Staatspräsident Schimon Peres zu Gast war. Aber selbst wenn wir die Leute hätten, um alle Eisflächen der Stadt zu beseitigen, wären wir wohl zeitlich gesehen frühestens im Oktober damit durch.

Sollen die Berliner selbst zum Presslufthammer greifen? Oder haben Sie Tipps für Hausmittel gegen Glätte parat?

Also: Wenn wir gebeten werden, leisten wir bei besonderen Gefahrenlagen selbstverständlich unseren Einsatz. Und trotzdem appelliere ich an die Berliner: Streuen Sie zur Not einfach selbst Katzenstreu als Schlitterschutz. Oder Sägemehl. Oder Blumenerde. Und klingeln Sie bei älteren Nachbarn, ob Sie Ihnen mal an die frische Luft helfen oder etwas für sie einkaufen können. Das ist gerade mindestens so wichtig wie Schneeschieben.

Fragen: Annette Kögel

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