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Brandenburg: „Zutritt verboten – Seuchengefahr“

Landeslabor Frankfurt untersucht hunderte Wildvögel / Auch tote Schwäne dabei

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Frankfurt (Oder) - „Zutritt verboten – Seuchengefahr“ steht an der Tür zur Sektionshalle im Landeslabor im Frankfurter Vorort Markendorf. In dem rundum gefliesten Raum liegen auf zwei metallenen Tischen ein gutes Dutzend Plastiksäcke, in denen tote Wildvögel angeliefert wurden. Zwei mit Mundschutz, Kittel und Gummihandschuhen bekleidete Sektionsgehilfen schneiden die Säcke auf, holen die Kadaver hervor. Letztendlich liegen mehrere Hühner, einige kleinere Singvögel, ein Fasan und ein Schwan auf den Sektionstischen. Der tote Schwan wurde am Mittwoch an einem See im Landkreis Barnim gefunden, wie Virologe Andreas Hlinak vom Landeslabor sagt.

Vergangene Woche waren von demselben Gewässer schon Blesshühner angeliefert worden. Die damaligen virologischen Befunde waren alle negativ. Ob das auch auf den Schwan zutrifft, könne erst nach den Untersuchungen gesagt werden. Im Laufe des Donnerstags sollten auch die toten Schwäne ins Labor gebracht werden, die am Mittwoch in Karwe bei Neuruppin und in der Prignitz geborgen worden waren.

Seit dem Auftreten der Vogelgrippe in Deutschland herrscht im Frankfurter Landeslabor Hochbetrieb. Hier werden brandenburgweit alle erfassten toten Wildvögel untersucht. Zudem müssen bei Jagden einige erlegte Vögel eingesandt werden. Von September bis Dezember wurden hier nach Angaben des Agrarministeriums weit über 500 tot aufgefundene oder bei der Jagd geschossene Wildvögel untersucht. Seit Anfang des Jahres seien schon weitere 200 Tiere angeliefert worden, von denen bisher 138 getestet wurden. „Ich denke, jetzt werden vermehrt Schwäne eingesandt“, sagt Hlinak mit Blick auf die jüngsten Funde auf Rügen und in Nordwestbrandenburg. Allerdings sei zu erwarten, dass die meisten Schwäne angesichts wochenlang zugefrorener Gewässer verhungert seien.

Einige der angelieferten Vögel seien stark unterernährt. Schon in den vergangenen Tagen waren sechs oder sieben tote Schwäne aus dem Nordosten Brandenburgs untersucht worden, wie der Virologe sagt. Die Befunde ergaben, dass keiner von ihnen an Vogelgrippe verendet war.

Unterdessen greifen die beiden Sektionsgehilfen zu Zange, Sektionsschere und Pinzette. Mit geübten Handgriffen schneiden sie die Kadaver auf, entnehmen Schnabelschleimhäute, Lunge, Teile des Darms, mitunter auch Leber und Gehirn. Die Organe werden in durchsichtige Plastikdosen verpackt. Nach einer Begutachtung durch den Veterinär-Pathologen werden die Schachteln dann in die Abteilung für Virologie gebracht. Bei der molekularbiologischen Untersuchung gibt es nach etwa 24 Stunden ein Trendergebnis, wie Hlinak erläutert. Nach dem ersten Test wissen die Fachleute allerdings nur, dass das Tier an Influenza – also Grippe – erkrankt war. Es gebe davon 15 Hauptgruppen, von denen nur zwei tierseuchenrelevant seien, darunter der auch für Menschen gefährliche Typ H5N1. Bei Verdacht werden die Proben in das Referenzlabor des Welttierseuchenamtes auf der Ostsee-Insel Riems geschickt.

Dass die Vogelgrippe Deutschland erreicht hat, spüren die Mitarbeiter des Landeslabors auch an den vermehrten Anrufen besorgter Menschen, wie Hlinak berichtet. Professionelle Geflügelhalter meldeten sich eher selten, die würden angesichts der Meldungen über die Vogelgrippe höchstens Einbußen befürchten oder sich über die Stallpflicht ärgern. Viel mehr griffen Bürger zum Telefon, die eine tote Taube auf dem Balkon gefunden haben und nun nicht weiter wissen.

Jörg Schreiber

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