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Brandenburg: Zwei Startbahnen sollen reichen

Flughafenchef Mehdorn sieht auch bei einer Erweiterung des BER keine Notwendigkeit für eine weitere. Das Passagierwachstum wirkt sich bei Arbeitsplätzen aus. In Tegel und Schönefeld entstanden neue Jobs

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Berlin - Flughafenchef Hartmut Mehdorn hält den Bau einer dritten Start- und Landebahn am neuen Berliner Hauptstadtflughafen für unnötig. Das erklärte Mehdorn am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Tegel. Es war sein erster öffentlicher Auftritt, nachdem am Wochenende vertrauliche Flughafenpläne für BER-Erweiterungen publik geworden waren. Sie enthielten bereits eine mit Kosten von rund einer Milliarde Euro bezifferte dritte Startbahn, die Berlin, Brandenburg und Bund aber ausschließen. „Es sind uralte Papiere“, erklärte Mehdorn dazu. „Das finden Sie in keiner aktuellen Planung von uns!“ Nach seinen Worten reichen zwei Start- und Landebahnen auch langfristig. So bewältige der Londoner Großflughafen Heathrow auf zwei Bahnen jährlich 95 Millionen Passagiere. „Warum sollen wir das nicht auch können?“ Auf den Flughäfen Tegel und Schönefeld werden dieses Jahr voraussichtlich 27 Millionen Passagiere abgefertigt, das entspricht der geplanten BER-Startkapazität. Der neue Flughafen ist für rund 40 Millionen Passagiere genehmigt.

Im Aufsichtsrat haben die dort unbekannten Papiere das Misstrauen gegen Mehdorn wachsen lassen. In einem aktuellen Schreiben an die Kontrolleure versucht der Flughafenchef die Wogen zu glätten. Es seien „Auszüge aus einer internen strategischen Generalplanungsunterlage der FBB aus dem Jahr 2013“, eine „Diskussionsgrundlage mit einem strategischen Ausblick über das Jahr 2035 hinaus, also für mehr als 50 Millionen Passagiere“, heißt es.  Es handle „sich also nicht um Mehrkosten, sondern um grobe Termin- und Investitionsabschätzungen der langfristigen Kapazitätserweiterungen“. Und die, so legt sich Mehdorn gegenüber dem Aufsichtsrat fest, will die Flughafengesellschaft selbst bezahlen, ohne öffentliche Kapitalspritzen. „Für die nach BER-Eröffnung notwendigen strategischen Investitionen für anstehende Kapazitätserweiterungen bedarf es keiner weiteren Gesellschaftermittel“, heißt es nach Informationen dieser Zeitung im Schreiben.

Auch öffentlich bekräftigte Mehdorn am Donnerstag, dass Kapazitätserweiterungen am BER – er wird schon zur Eröffnung zu klein sein – rechtzeitig in Angriff genommen werden müssen.

Dieser Umgang mit dem Wachstum wäre, so die eigentliche Botschaft der Pressekonferenz, für die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg mit positiven Job-Effekten verbunden. Gemeinsam mit dem Unternehmerverband Berlin-Brandenburg (UVB) präsentierte Mehdorn neue Zahlen, wonach schon jetzt 21 362 Vollzeitarbeitsplätze von den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld abhängen. Dabei handelt es sich um Jobs bei Airlines, Dienstleistern, Mietern und dem Flughafen selbst. Es seien bereits 1978 mehr als noch 2012.

„Der Trend ist eindeutig: mehr Passagiere, mehr Jobs“, sagte Mehdorn. An den Flughäfen entstünden täglich zwei neue Arbeitsplätze. „Wir sind ein Job-Motor für Berlin-Brandenburg“ Den größten Anteil daran hat aktuell noch Tegel mit rund 12 000 Jobs. Am alten Schönefelder Flughafen sind es rund 8000, am BER, „einem Flughafen ohne Flugbetrieb“ (Mehdorn), sind es bereits 765 Jobs. Tatsächlich sind die Jobs an den Flughäfen nach der fortgeschriebenen Arbeitsstättenerhebung seit 1992 stets im Gleichklang mit den Passagierzahlen gestiegen. Zum Vergleich: 2001 waren es noch 12 964 Jobs bei 12,6 Millionen Passagieren. Größte Arbeitgeber sind aktuell die Lufthansa (3071), Air Berlin (2796), der Dienstleister WISAG (2087) und die Flughafengesellschaft selbst (1868).

Mehdorn und die Wirtschaft erwarten, dass mit dem erwarteten Wachstum auf 35 bis 40 Millionen Fluggäste im Jahr 2025 parallel wie bisher – genau wie an anderen nationalen und internationalen Flughäfen – sich die Arbeitsplatzeffekte fortsetzen. Um den Flughafen werde es fast Vollbeschäftigung geben, sagte Mehdorn. UVB-Hauptgeschäftsführer Christian Amsinck wies darauf hin, dass es gerade für Brandenburg mit seinen demografischen Problemen kein Vorhaben mit vergleichbaren Wirkungen gebe. „Es ist ein Jahrhundertprojekt.“ Er forderte deshalb, die aktuellen Regierungsbildungen in Berlin und Brandenburg für eine Professionalisierung des Flughafen-Aufsichtsrates zu nutzen. Dort müsse es mehr Sach- und Fachverstand geben und weniger Politiker. „Das täte dem BER gut“, sagte Amsinck. Um für den Vorsitz hochkarätige Persönlichkeiten zu gewinnen mit Managementerfahrung bei großen Bauprojekten, sei eine angemessene Vergütung nötig.

Mehdorn hielt sich zurück, wies aber darauf hin, dass mit der Struktur von drei Eigentümern ein professioneller Aufsichtsrat noch wichtiger sei. Mehdorn sagte, die Regierungswechsel in Berlin und Brandenburg böten auch Chancen für die Besetzung des Flughafen-Aufsichtsrats. „Je professioneller ein Aufsichtsrat besetzt ist, umso professioneller kann er auch arbeiten.“

nbsp;Thorsten Metzner

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