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Brandenburg: Zweifel am harten Vorgehen der Polizei Debatte um Einsatz gegen Bewaffneten in Berlin

Berlin - Nach den Schüssen auf einen bewaffneten Mann in Berlin-Wedding gibt es zum Teil scharfe Kritik am Vorgehen der Polizei. Die Piratenfraktion will den Vorfall im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses am kommenden Montag thematisieren, vor allem, warum der Gewalttäter nicht ohne scharfe Munition habe gestoppt werden können.

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Berlin - Nach den Schüssen auf einen bewaffneten Mann in Berlin-Wedding gibt es zum Teil scharfe Kritik am Vorgehen der Polizei. Die Piratenfraktion will den Vorfall im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses am kommenden Montag thematisieren, vor allem, warum der Gewalttäter nicht ohne scharfe Munition habe gestoppt werden können. „Warum wurde nicht versucht, den Mann mit alternativen polizeilichen Mitteln zu überwältigen? Warum kam das SEK nicht zum Einsatz oder entsprechend geschulte Psychologen?“, fragte der innenpolitische Sprecher Christopher Lauer.

Wie berichtet war die Polizei am Sonnabend gerufen worden, weil ein mit zwei Messern und einer Axt bewaffneter Mann in Wedding unterwegs war. Der Einsatz von Pfefferspray und Knüppel war erfolglos, zwei Polizisten feuerten mehrmals auf den Mann, der danach trotz Wunden immer noch mit einem Messer in der Luft herumfuchtelte. Ein Passant hatte den Einsatz gefilmt. Auf dem Video im Internet ist zu sehen, wie die Beamten dem Mann in den Oberschenkel schießen, ihn mit Pfefferspray besprühen, in den Nacken treten, mit Schlagstöcken traktieren und einen Diensthund auf ihn loslassen, als er bereits angeschossen am Boden lag, jedoch noch ein Messer in der Hand hielt. Auf Ansprachen, den Einsatz von Pfefferspray sowie Warnschüsse hatte der 50-Jährige zuvor nicht reagiert. Er ist der Polizei wegen kleinerer Vergehen bekannt.

Dem Vernehmen nach macht die Staatsanwaltschaft nach ersten Ermittlungen den schießenden Beamten keinen Vorwurf. Wie üblich ermittelt die Mordkommission. Der 50-Jährige liegt unter Polizeibewachung in einer Klinik. Er war von mehreren Schüssen in die Beine und den Bauch verletzt, ist inzwischen aber außer Lebensgefahr. Unklar ist weiterhin, ob er unter Drogen oder Alkohol stand.

Der Innenexperte der Grünen, Benedikt Lux, sagte, ob der Tritt in den Nacken und so viele Schüsse notwendig waren, müsse jetzt gewissenhaft geklärt werden. Sobald eine Person kampfunfähig sei, dürften Polizisten nur noch Sicherheitsmaßnahmen anwenden, keine körperliche Gewalt.

Die Polizeigewerkschaft DPolG verteidigte das Vorgehen. Die Situation sei für die Beamten lebensgefährlich gewesen und die besondere Hartnäckigkeit des Täters habe das „gesamte Repertoire polizeilicher Eingriffsmöglichkeiten“ erfordert. Zudem forderte die Gewerkschaft eine breitere Ausstattung der Polizei mit Elektroschockgeräten. Mit einem „Taser“ hätte der Einsatz gegen den 50-Jährigen „wesentlich schneller und effizienter erledigt werden können“ – sowohl für die Polizisten als auch für den Täter. Jörn Hasselmann (mit dapd)

Jörn Hasselmann (mit dapd)

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