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Im Gurkenland. Burg profitiert vom Tourismus im Spreewald.

© Patrick Pleul/dpa

Brandenburg: Zwischen Senfgurke und Kurbetrieb

Burg im Spreewald feiert 700-jähriges Bestehen – Stadt leidet unter Autoverkehr und Personalmangel

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Burg - Spreewald? Klar, eingelegte Gurken und Kahnfahrten. Diese Klassiker bescheren dem Biosphärenreservat zwischen Berlin und Cottbus volle Hotels und Touristen-Trauben an den kleinen Häfen. Die Kähne gleiten zurzeit im Akkord durch das kleinteilige Wassernetz. An den Ufern gibt es Gurkenhappen und Schmalzbrote. Vor allem Lübbenau zieht viele Tagestouristen an. Aber auch das Dorf Burg weiter südlich hat sich einen Namen gemacht. Es setzt auf Gesundheitstourismus und Naturerlebnisse abseits der Hauptschlagadern des Fremdenverkehrs. Das Konzept zieht, aber der Tourismus hat auch Probleme gebracht.

Burg feiert in diesem Jahr ebenso wie Lübbenau seinen 700. Geburtstag. Ab dem morgigen Samstag gibt es eine Festwoche mit Umzug und Trachtenfest. Eigentlich leben schon viel länger Menschen im Burger Raum, wie aus der Festschrift des Amtes Burg hervorgeht. Demnach gab es bereits seit etwa 4000 vor Christus dort eine Siedlung. Eine Verkaufsurkunde aus dem Jahr 1315 wird als Ersterwähnung des Dorfes gewertet.

Nach der Wende entwickelte sich der Spreewald zu einem bundesweiten Touristenmagneten. Rund 600 000 Gäste kamen laut Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 2014 in die Region, es gab gut 1,5 Millionen Übernachtungen in Hotels und Unterkünften ab neun Betten. Allein auf Burg entfiel nach Angaben des Tourismusverbands Spreewald ein Drittel der Spreewald-Übernachtungen des vergangenen Jahres. Die Zahlen steigen.

„Trotz der vielen Touristen verteilt sich alles. Burg ist Deutschlands größte Streusiedlung. Die Gehöfte stehen nicht geballt“, sagt Bürgermeisterin Ira Frackmann (CDU).  Seit 2005 ist das zum sorbischen Siedlungsgebiet gehörende Dorf mit etwa 4300 Einwohnern staatlich anerkannter Ort mit Heilquellen-Kurbetrieb. Es gibt eine Rehaklinik und eine Therme. Unter Burg lagert warmes, salzhaltiges Wasser. Bohrungen gab es laut Festschrift schon Ende der 90er-Jahre.

131 touristische Firmen sind zurzeit in Burg ansässig, wie die Industrie- und Handelskammer Cottbus (IHK) mitteilt. Durch die Therme werde ein ganzjähriges Angebot geschaffen. Damit setzt Burg den Akzent klar auf den Gesundheitstourismus. Aber auch die Kahnfährleute verlassen sich nicht mehr allein auf klassische Gruppen-Kahnfahrten. „Das Individuelle wird gesucht. Die Leute wollen in Burg das Verträumte“, sagt der stellvertretende Hafenmeister am Spreehafen Burg, Thomas Petsching. Kahnfahrten zu zweit bei Sonnenaufgang oder abseits der großen Fließe zum Beispiel.

Der Tourismus brachte auch Probleme. Personalmangel etwa. Um Auszubildende für die Gastronomiebranche zu gewinnen und an die Region zu binden, planen Firmen deshalb laut IHK derzeit den Bau einer regionalen Übernachtungsherberge für sie. Und da ist dann noch der Verkehr. Die Erreichbarkeit von Burg mit öffentlichen Verkehrsmitteln sei beschwerlich. Durch den Kurort fahren zudem viele Autos. Anna Ringle

Anna Ringle

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