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Steffi Pyanoe.

© A. Klaer

PYAnissimo: ... was eine Harke ist

Hier ist was für unter den Christbaum. Eine Harke.

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Hier ist was für unter den Christbaum. Eine Harke. Oder ein Rechen. Je nachdem, auf welcher Seite der Benrather Linie Sie wohnen. Jedenfalls so ein Ding, das es früher in jedem Garten gab. Harke, die, ist eine quere Holzleiste, wahlweise aus Metall, 40 oder 50 Zentimeter breit. An ihr sind, im rechten Winkel und in regelmäßigen Abständen von wenigen Zentimetern, kurze Holz- oder Metallstifte angesetzt. Von den Seiten oder mittig ist ein langer Haltegriff angebracht, in diesem Fall manchmal zur Verstärkung mit zwei seitlichen Stützstreben. Der Benutzer kann das ganze Gerät an dem Stiel in einem Winkel von etwa 45 Grad über den Boden ziehen. Dadurch wird loses, nicht mit dem Untergrund verbundenes Material vom Boden eingesammelt, es verbleibt also unterhalb des Kopfes der Harke. Das zusammengeharkte Material muss dann regelmäßig ausgelagert werden, auf einem Haufen beispielsweise. Anschließend wird es, gern mit Hilfe eines kurzen Laubbesens – ein Verwandter der Harke –, in einen Korb oder Sack geschichtet und kann danach problemlos fachgerecht entsorgt werden.

Das Gerät eignet sich hervorragend zum Zusammenharken von abgestorbenem Pflanzenmaterial, wie es sich in der vorletzten Klimaperiode im mitteleuropäischen Jahresverlauf häufig auf dem Boden ansammelt. Das Benutzen erfolgt nahezu geräuschlos, ein leises Rascheln kann allerdings nicht ausgeschlossen werden. Es ist leicht zu erlernen, nach nur wenigen Minuten Übung kann jeder mit einer Harke umgehen. Der Einsatz des Geräts ist CO2-neutral. Die Energiezufuhr erfolgt direkt und kabellos über den Anwender. Man rechnet mit einem Verbrauch von 280 Kalorien pro Stunde. Das entspricht etwa einem Stück Käsekuchen.

In Gegenden mit hohem Anteil an verrottendem organischem Material auf dem Erdboden erfreut sich der Benutzer einer Harke wieder zunehmender Beliebtheit unter seinen Mitmenschen. Auch wenn es immer noch Versuche gibt, das erprobte Werkzeug durch elektrische Neuerungen mit Verbrennungsmotor zu ersetzen. Hierbei ist allerdings eine erhebliche Lärm- und Abgasemission unvermeidbar, außerdem wird vor aufgewirbelten Pilzsporen und getrockneten Hundekot-Partikeln gewarnt. Das kann gesundheitliche Schäden und Nachbarschaftsstreits zur Folge haben. Zudem neigen Benutzer motorbetriebener Ersatzgeräte dazu, das Material lediglich temporär zu verlagern und umzuschichten. Der Träger eines Laubbläsers ist in der Regel nur eingeschränkt passiv tätig. Das Einsammeln und Entsorgen des angehäuften Materials kann dabei leicht vergessen werden, sodass dieses erneut Wind und Regen ausgesetzt ist und der Arbeitsschritt unter Umständen mehrmals wiederholt werden muss. Gerne wird der Einsatz eines Laubbläsers auf hartem Untergrund wie Gehwegen als zwingend angesehen. Hier lassen sich jedoch mit einem herkömmlichen Straßenbesen ähnlich gute Ergebnisse erzielen.

Auch im Potsdamer Stadtgebiet kommen noch immer Harken-Ersatzgeräte mit Verbrennungsmotor zum Einsatz. Aus rechtlicher Hinsicht ist die Benutzung sogenannter Laubbläser bisher unbedenklich, solange sie werktags von 9 bis 13 und 15 bis 17 Uhr erfolgt. Allerdings gibt es Gegenbewegungen und Umweltaktivisten, die zum Gebrauch der traditionellen Harke ermutigen. Ob es dazu Fördermittel aus dem städtischen Umweltetat gibt, ist nicht bekannt.

Unsere Autorin ist freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Babelsberg

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