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Landeshauptstadt: 100 000 Euro Schaden durch „Öko-Terroristen“

Gentechnisch veränderte Kartoffelpflanzen vernichtet / Versuch wird wiederholt / Bekenntnis zu Wissenschaftsstandort Golm

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Gentechnisch veränderte Kartoffelpflanzen vernichtet / Versuch wird wiederholt / Bekenntnis zu Wissenschaftsstandort Golm Golm - Der Golmer Freilandversuch mit gentechnisch veränderten Kartoffelpflanzen fand am Dienstag ein abruptes Ende: Nach PNN-Recherchen zerschnitten bisher Unbekannte gegen drei Uhr den Zaun des Max-Planck-Instituts für Molekulare Pflanzenphysiologie (MPI-MP), drangen auf das Gelände vor und mähten dort mit mindestens fünf Sicheln, die noch am Tatort vorgefunden wurden, sämtliche 300 Versuchspflanzen ab. „Die Kartoffeln haben noch nicht geblüht und es ist auch noch keine Knollenbildung vorhanden“, sagte Forschungsdirektor Dr. Rainer Höfgen gestern den PNN. Somit sei der Versuch wertlos und müsse im kommenden Jahr wiederholt werden. Den Schaden schätze er auf weit mehr als 100 000 Euro. Immerhin stecke in diesem Feldversuch konkret mehr als ein Jahr wissenschaftliche und gärtnerische Arbeit, so Höfgen. Der Übergriff sei erfolgt, nachdem acht Jahre lang weitgehend ohne öffentliches Interesse vergleichbare Versuche vorgenommen wurden, die durchweg in ihrem Risiko ähnlich bewertet worden waren. „Unsere Versuche sind alle angemeldet, genehmigt und werden zuvor geprüft“, so Höfgen. Und gerade zum diesjährigen Feldversuch führe das Institut eine intensive Öffentlichkeitsarbeit mit Feldführungen und Podiumsdiskussionen durch. „Die Führungen unter dem Motto ,Komm ins Beet’ gehen trotzdem weiter.“ Das Institut habe nichts zu verbergen, anders als offenbar einige der militanten Gegner der Gen-Forschung. Höfgen sieht bei den Gegnern in Parteien und Umweltverbänden mangelnde Bereitschaft zur sachlichen Diskussion. Gerade im Zusammenhang mit dem neuen Gen-Gesetz werde die Stimmung gegen Gentechnik-Versuche aufgeheizt und habe sich längst von der sachlichen und wissenschaftlichen Ebene entfernt. „Im neuen Gen-Gesetz wird die Koexistenz von gentechnisch veränderten und klassischen Feldern betont, wo bleibt denn bei diesen Gegnern der Wille zur Koexistenz?“, fragt Höfgen. Doch werde das Institut weitermachen. Und: „Wir werden unser Feld trotzdem nicht verstecken“. In Ortsbeirat Golm wurde indessen die Nachricht vom Überfall auf das Feld mit Empörung aufgenommen. Die Gemeinde habe sich von Anfang an für den Wissenschaftsstandort eingesetzt, so die einmütige Meinung auf der Sitzung des Ortsbeirats am Mittwochabend. Dazu gehörten auch die Versuche des MPI-MP, so der frühere Bürgermeister Marcus Krause. Ulrich Buller (SPD) zeigte sich nicht nur als Mitglied des Golmer Ortsbeirats, sondern auch als Chef des benachbarten Fraunhofer-Instituts stark betroffen. „Wir sind uns in Golm über die Parteien hinweg stets darüber einig gewesen: Die vier Institute gehören zum Ort dazu.“ Der Landtagsabgeordnete Wieland Niekisch (CDU) versicherte, diese Versuche fänden großen Rückhalt im Landtag. „Die großen Parteien stehen voll hinter dem Wissenschaftstandort Golm“, so der Potsdamer CDU-Vorsitzende. Niekisch besichtigte gestern vor Ort den Schaden, den „Öko-Terroristen mit einer beispiellosen Art des Vandalismus“ angerichtet hätten. Er forderte die Landesregierung und die Verantwortlichen in der Stadt Potsdam auf, sich „eindeutig gegen die Anschläge zu äußern“. Grüne Gentechnik sei eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Niekisch: „Deutschland und Brandenburg dürfen nicht den Anschluss verlieren.“. W. Gutzeit

W. Gutzeit

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