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Sport: 107 Trainingseinheiten bis zum Anpfiff

Zum Auftakt der neuen Bundesliga-Saison empfängt der 1. FFC Turbine Potsdam morgen den USV Jena. Trainer Bernd Schröder: „Wenn wir gut starten, traue ich der Mannschaft alles zu.“

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Am Ende ihrer achtwöchigen Vorbereitung auf die Frauenfußball-Bundesligasaison hatten die Spielerinnen vom 1. FFC Turbine Potsdam noch einmal richtig Spaß. In lustigen Verkleidungen – passend zur jeweiligen Herkunft – wurde dieTrainingseinheit am vergangenen Freitag absolviert. Die Spielerinnen aus Bayern trainierten im Dirndl, die Amerikanerinnen kamen etwas dicker als sonst daher, die Schottin Lisa Evans trug einen echten Kilt und sogar ein Esel war dabei. Abgeleitet von ihrem Nachnamen kam Inka Wesely im Esel-Plüschkostüm. „Nach den vielen anstrengenden Einheiten wollten wir zum Abschluss noch etwas Lockeres machen und so kam die Idee“, erzählt Julia Simic, die erst in dieser Saison vom FC Bayern München nach Potsdam kam.

Bis zum Anpfiff des ersten Saisonspiels am Sonntag um 14 Uhr gegen den FF USV Jena im Karl-Liebknecht-Stadion hat Turbine-Trainer Bernd Schröder seine drei Torhüterinnen und 21 Spielerinnen zu 107 Einheiten gebeten. „Wir hatten in diesem Jahr eine optimale Vorbereitung“, sagt Schröder. Die Stimmung in der Mannschaft habe trotz der Strapazen dennoch nicht gelitten. „In anderen Mannschaften wäre die Stimmung sicher nicht so gut, wenn man drei Mal am Tag trainiert, aber bei uns ist sie echt prima“, erzählt Neuzugang Lia Wälti, die sich zunächst einmal an das hohe Pensum gewöhnen musste. Bei den Young Boys Bern, wo die 20-Jährige zuvor spielte, ging es nur einmal am Tag auf den Trainingsplatz. „Das war eine große Umstellung, aber ich wusste ja, was auf mich zukommt“, sagt Wälti, die über die Empfehlung der Schweizer Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg den Weg nach Potsdam fand. „Der SC Freiburg hatte auch angefragt, aber als Turbine ins Gespräch kam, wurde alles andere eingestellt.“

Ähnlich erging es auch Neuzugang Julia Simic, die nach ihrer langen Verletzungspause eigentlich erst einmal in München wieder Fuß fassen wollte, nach dem Anruf von Schröder jedoch bald bei den Potsdamern zusagte. „Turbine ist eine Topmannschaft in Deutschland und Europa. Neben der großen Freude über das Angebot, ist es auch eine große Ehre für mich hier zu spielen“, sagt die 24-Jährige, die als neue Spielmacherin geholt wurde und bei Turbine in Zukunft die Trikotnummer 10 tragen wird. „Früher war es eine besondere Nummer, Spieler mit großen Namen haben die Zehn getragen“, erklärt Simic, die trotz der großen Verantwortung dennoch keinen Druck verspürt. „Es ist natürlich eine Ehre für mich, diese zu tragen, aber die Zehn wiegt auch nicht mehr als die Elf oder Zwölf, somit ist sie kein Ballast für mich. Außerdem sehe ich sie ja nicht.“

Als dritten Neuzugang verpflichteten die Potsdamerinnen die noch sehr junge Laura Kristin Engler als dritte Torhüterin. „Am Sonntag feiere ich meinen 18. Geburtstag. Somit ist es völlig in Ordnung, dass ich erst einmal hinter Anna Sarholz und Ann-Kristin Berger stehe. Aber ich hoffe, dass ich mich schnell weiterentwickeln kann“, so Engler, die zuvor bei TuRa Mehdorf in Schleswig-Holstein spielte.

Kurz vor Saisonstart wurde am Donnerstagabend noch Ingrid Wells als vierte neue Spielerin vorgestellt. Die 24-jährige US-Amerikanerin spielte zuletzt für Western New York und holte 2008 mit der U 20 den WM-Titel. Sie ist eine weitere Alternative für das Mittelfeld. „Aus der Erfahrung heraus brauchen wir einen breiten Kader“, erklärt Schröder die weitere Verpflichtung. Mit Tabea Kemme (Zerrung), Ada Hegerberg und Wibke Meister (Schulterverletzung) fallen für das erste Saisonspiel gleich drei Spielerinnen verletzt aus. Ob Wells allerdings am Sonntag gegen den USV Jena auflaufen kann, ist noch unklar. „Es fehlt noch die Genehmigung aus den USA“, sagt Turbine-Geschäftsführer Mathias Morack.

„Das 1:1-Unentschieden im Testspiel gegen Jena hat uns gewarnt. Jena ist eine geschlossene Mannschaft, die auf allen Positionen gut aufgestellt ist. Gegen uns haben sie nichts zu verlieren und werden frei aufspielen. Natürlich gehen wir als Favorit ins Spiel, aber es wird nicht leicht“, sagt Schröder zum Auftaktspiel im Karl-Liebknecht-Stadion. „Wenn wir gut starten, traue ich dieser Mannschaft alles zu“, so der 71-jährige Trainer.

Die Saisonziele sind bei der Schröder-Truppe wie immer hoch gesteckt: „Wir wollen in der Meisterschaft am Ende der Saison auf Platz eins oder zwei landen, damit wir auch in der kommenden Saison für die Champions-League qualifiziert sind“, erzählt Simic. „Im DFB-Pokal bist du mit etwas Losglück nach vier, fünf Spielen im Finale. Da wollen wir natürlich hin. Und auch in der Champions-League wollen wir voll angreifen.“ Dann allerdings wieder in kurzen Hosen, Trikots und Stutzen. Die Kostüme sind im Kleiderschrank verstaut.

Luisa Müller

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