
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: 14-Jährige zur Prostitution gezwungen Hohe Jugendstrafen für Zuhälter und Freier
Wegen schweren Menschenhandels und Prostitution einer 14-Jährigen sind zwei Angeklagte aus Potsdam zu vier Jahren und sechs Monaten Haft nach dem Jugendstrafrecht verurteilt worden. Die zweite Strafkammer des Potsdamer Landgerichts sah es am Freitag als erwiesen an, dass die Hauptangeklagten Mohamad A.
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Wegen schweren Menschenhandels und Prostitution einer 14-Jährigen sind zwei Angeklagte aus Potsdam zu vier Jahren und sechs Monaten Haft nach dem Jugendstrafrecht verurteilt worden. Die zweite Strafkammer des Potsdamer Landgerichts sah es am Freitag als erwiesen an, dass die Hauptangeklagten Mohamad A. und Ahmed F. das Mädchen aus Thailand zwangen, sich zu prostituieren. Sechs bis sieben Freier organisierten die zur Tatzeit 19 und 21 Jahre alten Täter, die zu einer Großfamilie aus dem Libanon gehört, die vor 20 Jahren nach Deutschland eingewandert ist und in Potsdam lebt. 15 Mal kam es zu erzwungenem Geschlechtsverkehr, sagte der Vorsitzende Richter Hans-Jörg Tiemann.
Auch einer der Freier, der 31 Jahre alte Mitangeklagte Jasbir S., wurde zu drei Jahren Haft wegen Beihilfe verurteilt. In dessen Wohnung im Stadtteil Am Stern soll es mehrfach zum Geschlechtsverkehr gekommen sein. Dabei habe S. gewusst, dass es sich um eine Minderjährige handele, so Tiemann. So habe das Kind noch eine Zahnspange getragen. Der vierte Mitangeklagte Haider F. wurde wegen Bedrohung eines Belastungszeugen zu acht Monaten ohne Bewährung verurteilt.
Zum Ende des seit Monaten andauernden Mammutprozesses mit 27 Verhandlungstagen legte Tiemann noch einmal das Martyrium des Opfers dar. Rund zwei Stunden dauerte die Begründung für das Urteil, mit dem das Gericht weitgehend dem Plädoyer der Staatsanwaltschaft folgte. Es müsse jetzt eine Zäsur erfolgen für die leicht zurückgebliebenen Täter, sagte Tiemann. Die vier Jahre Haft müssten genutzt werden, um erzieherisch auf sie einzuwirken, weil sonst weitere Straftaten folgen könnten.
Die beiden hatten Anfang 2014 die damals 14-Jährige dazu gezwungen, sich zu prostituieren. Dabei gaben sie ihr auch Drogen wie Cannabis oder Speed, um sie gefügig zu machen und drohten ihr, sie umzubringen. 90 Euro erhielten die beiden jeweils für ihre Vermittlung an Bekannte und auch an Bewohner eines Flüchtlingsheims. Dabei gaben sie das Alter der Frau, die bereits mit sechs Jahren in Thailand missbraucht wurde und aus einer zerrütteten Familie kommt, mit 18 an. Erst als sie sich an die Polizei wandte, konnten die jungen Männer schließlich festgenommen werden.
Mittlerweile lebt die schwer traumatisierte Frau in einer geschlossenen Unterkunft für Jugendliche in Nordrhein-Westfalen, so Tiemann. Nach der Urteilsverkündung kam es zu kurzen Tumulten. So beschimpften Angehörige der Großfamilie der Verurteilten die Justiz. Das Urteil sei so hart ausgefallen, weil es Ausländer seien, sagte eine Frau. Die Mutter eines der Verurteilten zog sie weinend weg. Die Anwälte kündigten bereits an, Revision einzulegen.Stefan Engelbrecht
Stefan Engelbrecht
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