Landeshauptstadt: 15 Jahre feiern
Die Lindenpark-Partyreihe „Run for Fun“ feiert am Samstag Geburtstag – einer der Gründer blickt zurück
Stand:
Die Sache mit den ungenügenden englischen Sprachkenntnissen hat Bernhard Schmidt nicht vergessen. Denn die Lindenpark-Partyreihe „Run for Fun“, die am Samstag ihr 15-jähriges Jubiläum feiert, hatte erst einen anderen Namen: „Run to Fun“, so stand es damals auf den Plakaten. „Peinlich“, sagt Schmidt schmunzelnd, wenn er heute an den Fehler denkt. Er ist Erfinder und „Vater der ganzen Geschichte“, stand jahrelang an den DJ-Pulten der wohl langlebigsten Partyreihe der Stadt, zu der in Spitzenzeiten bis zu 1000 Besucher kamen. Heute sind es laut Schmidt pro monatlicher „Run for Fun“-Party noch bis zu 500 Leute: „Wir hatten immer Höhen und Tiefen.“
Selbst der Anfang von „Run for Fun“, so erinnert sich Schmidt, sei nicht ganz einfach gewesen. „Damals war der Lindenpark fast noch ein reines Konzerthaus – und solche Partys mit rein alternativer Musik noch etwas Neues in Potsdam.“ Bands also wie Nirvana, Smashing Pumpkins oder die Beastie Boys schallten damals aus den Boxen, Helden der Jugend. „Trotzdem hat es mehr als ein halbes Jahr gedauert, bis wir wenigstens einen festen Stamm von 300 regelmäßigen Gästen hatten“, sagt Bernhard Schmidt.
Wenn er über die Zeiten von früher spricht, ist ihm anzumerken, dass er mit der aktuellen Entwicklung der Partyreihe nicht in allen Punkten einverstanden ist. So hätten das Team und er in der ersten Jahren noch für besondere Dekorationen zu jeder einzelnen Veranstaltung gesorgt. „Wir hatten zum Beispiel Scheiben, die sich auf Elektromotoren um sich selbst drehten – oder haben den Saal einfach mal mit Linoleum ausgelegt“, erinnert sich der Plattenwechsler. Er war die Zeit, als solche Ideen regelmäßig für ein ausverkauftes Haus sorgten.
Für die musikalische Entwicklung nach dieser Blütezeit findet Schmidt denn auch kritische Worte. „Zwischendurch kamen jüngere DJs dazu, die immer öfter so “Kindertechno“ wie Blümchen oder Dolls United spielten.“ So sei der hohe Anteil alternativer Musik immer mehr zugunsten von kommerzieller Musik zurückgeschraubt worden. Neue Trends wie R“n“B oder Elektro kamen ebenso hinzu. Zudem bekam der Club mit anderen Häusern wie dem Waschhaus starke Konkurrenz, war nicht mehr der einzige Ort für tanzwütige Potsdamer. Und die Party, so sagt es Schmidt, verlor ihr geradliniges Profil wegen immer mehr Spezial-Veranstaltungen, die unter dem Namen „Run for Fun“ liefen. „Zum Teil kamen nur noch 200 Gäste.“
Doch gibt sich Bernhard Schmidt auch optimistisch, was die Zukunft von „Run for Fun“ angeht. Er berät das heute verantwortliche Team. „Wir möchten wieder mehr in die alternative Richtung gehen, wieder mehr Musik bringen, die inhaltlich etwas aussagt.“ Doch trotz dieses „Zurück zu den Wurzeln“-Anspruches: Moderne und massentaugliche Musik soll weiterhin bei „Run for Fun“ ihren Platz finden. Auch Bernhard Schmidt selbst steht heute noch an DJ-Pulten, etwa in der Berliner Kulturbrauerei oder bei der „Uni Royal“-Party im Lindenpark. 15 Jahre Feiergeschichten. Hat sich da etwas verändert? „Die Besucher sind im Verhältnis zu den ersten Jahren jünger, doch emotional ist alles gleich geblieben, auch damals quietschten die Leute und tanzten auf der Bühne – allerdings gibt es heute in der Partyszene insgesamt mehr Stress als früher – und weniger Anspruch an ein gelungenes Konzept.“ Doch genau dies, so Schmidt, solle sich in den kommenden Jahren nach dem runden Geburtstag wieder ändern.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: