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Von Kay Grimmer: 15 Jahre Warten auf einen Grundstein

Erste Mauer für langersehnten Vereins- und Jugendclub-Neubau des SC Potsdam im Kirchsteigfeld

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Kirchsteigfeld – Ein paar Hammerschläge, ein paar schief eingepasste Steine – und nach wenigen Minuten ist die Grundsteinlegung eines der langwierigsten Bauprojekte in Potsdam Geschichte. Innerhalb der nächsten zwei Jahre erhält der SC Potsdam mit seinem Jugendclub Offline auf dem Gelände an der Miami-von-Mirbach- Straße einen multifunktionalen Neubau.

Rund 1,9 Millionen Euro kostet das einstöckige Gebäude mit Sporträumen, Umkleiden, Sanitäranlagen, Büros, einem Sportgerätelager und einem flexibel nutzbaren Veranstaltungsraum. In zwei Bauabschnitten – der erste soll bis Ende 2009 fertiggestellt sein, der zweite im Jahr darauf – soll das Haus mit gut 1100 Quadratmeter Nutzfläche gebaut werden. In den Baukosten enthalten sind 200 000 Euro Fördergeld aus dem Programm „Soziale Stadt“ und einem Kommunalkredit. Eine Million Euro kommen vom Kommunalen Immobilienservice. Der städtische Haushalt wird mit 551000 Euro belastet. Auch der SC Potsdam beteiligt sich mit etwa 157000 Euro. „Endlich“, war die Reaktion von SC Potsdam-Geschäftsführer Peter Rieger. „Die Verzögerungen bei den Planungen waren oft unverständlich.“

Genau genommen ist der Bau eines Gebäudes für den Jugendclub- und Sportstandort im Kirchsteigfeld wohl eine der längsten Baugeschichten der Stadt. Bereits 1994 wurde über ein Haus für den SC Potsdam in der Stadt diskutiert. Es war der damalige Baustadtrat Detlef Kaminski, der die Bürocontainer der Kirchsteigfeld-Bauherrenfirma Groth + Graalfs als Interimslösung vorschlug – so lange, bis Planung und Finanzierung des festen Gebäudes stehen würden. 1996 gab es erste baureife Planungen für ein Vereinsgebäude und Jugendclub. Der Container blieb. Selbst als 2004 die letztmalige Betriebsgenehmigung für den Container endgültig auslief, gab es noch keine Bestätigung für einen Neubau. Schließlich, als 2007 eine erneute Planung fertig war, forderte der SC Potsdam selbst mehr „überdachte Sportflächen“. Die zusätzlichen Quadratmeter im Haus führten dann dazu, dass sich der Sportverein mit eigenen Finanzmitteln am Bau beteiligte.

Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) begründete die langwierige Planungsphase vor allem mit verschiedenen Förderquellen, die zu kombinieren „schwierig gewesen ist“. „Es wäre fahrlässig von uns, städtische Mittel nicht bestmöglich durch Fördermittel zu multiplizieren“, so das Stadtoberhaupt. Es habe nie der Zweifel bestanden, dass der Neubau dringlich notwendig gewesen sei, so Jakobs. „Aber es gab andere ebenso wichtige Projekte, die durch leichtere Förderungen schneller zu realisieren waren und deshalb Priorität im städtischen Haushalt bekamen.“

Genau das bemängelte Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg. „Nur weil das Projekt jahrelang nicht in der städtischen Prioritätensatzung stand, dauerte die Umsetzung so lange.“ Er maß dem Jugendclub und dem Sportverein eine wichtige Rolle auch für den sozialen Brennpunkt Drewitz zu, „schließlich gehört das Wohngebiet auch zum Einzugsbereich“, sagte Scharfenberg, der sich auch als SC-Vereinsmitglied für den Neubau stark gemacht hatte.

Um Fördermittel aus dem Programm Soziale Stadt zu erhalten, musste das Fördergebiet Drewitz erweitert werden. Jetzt rage ein „blinddarmähnlicher Fortsatz“ in das Kirchsteigfeld hinein, erklärte Karin Juhasz vom Fachbereich Stadterneuerung, damit Fördergelder aus dem Programm, das in erster Linie für die Aufwertung von Plattenbaugebieten gedacht war, genutzt werden. „Es war nicht so einfach, das Land und andere Fördergeldgeber zu überzeugen, dass der Jugendclub nicht nur Aufgaben im Wohngebiet Kirchsteigfeld übernimmt, sondern auch nach Drewitz und dem Stern ausstrahlt und deshalb auch förderwürdig ist“, so Juhasz.

SC-Geschäftsführer Peter Rieger will mit dem Neubau an der sozialen Vernetzung der Stadtteile weiterarbeiten. „Durch den Bau wollen wir dem Gebäude einen Bürgerhaus-Charakter sowohl für das Kirchsteigfeld als auch für Drewitz verleihen.“ Er wünsche sich nur, sagte er mit einem Augenzwinkern, dass die künftig vermauerten Steine für den Neubau nicht so schief eingesetzt würden wie jene zur Grundsteinlegung.

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