
© A. Klaer
Betrogene Abiturienten: 16 000 Euro und ein unvergesslicher Abend sind futsch Um Abi-Ball betrogen: Auch Schüler des Potsdamer
Auch der gesamte Abi-Jahrgang des Potsdamer Schiller-Gymnasiums hatten bei „Easy Abi“ gebucht - zum Glück "nur" die Feier. Die Abschlussfahrt bezahlten sie direkt beim Reiseanbieter. Trotzdem ist der Schaden groß. Der Schock noch größer.
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Ihre Prüfungen haben sie bestanden, aber feiern können sie das nicht: Die Abiturienten des Potsdamer Schiller-Privatgymnasiums sind von der Berliner Party-Agentur „Easy Abi“ betrogen worden. Rund 16 000 Euro hatten die Schüler für die Ausrichtung ihres Abi-Balls im Berliner Palais am Funkturm überwiesen, doch die für kommenden Freitag geplante Party fällt aus. Die Betreiber der Eventagentur haben sich mit dem Geld Tausender Schüler aus Berlin und Brandenburg abgesetzt. Bei der Polizei gingen gestern immer neue Anzeigen ein. 30 Berliner und fünf Brandenburger Schulen sollen betroffen sein, darunter auch Abiturienten in Eichwalde, Wandlitz, Zossen und Bernau.
Isabell Poll ist fassungslos: „Für uns ist es die reinste Katastrophe“, sagt die Schiller-Gymnasiastin. Mitten in den Prüfungsstress war die Nachricht geplatzt. „Wir haben keine ruhige Minute mehr, sind nur noch am Telefonieren, um noch eine Lösung zu finden.“ An Lernen war kaum zu denken, sagt auch Lucia Kürzederer. Seit anderthalb Wochen probieren die beiden, die Agentur zu erreichen. Antwort gab es nicht. „Ich dachte, jetzt fällt alles aus“, sagt Kürzederer. Nicht nur den Ball hatten die Schüler über die Agentur gebucht, sondern auch eine Reise nach Kroatien. „Zum Glück haben wir das Geld für die Fahrt direkt an den Veranstalter überwiesen“, sagt die 19-Jährige. Die Reise findet statt.
Hingegen sind die 16 000 Euro, die die 450 Ballgäste an „Easy Abi“ gezahlt haben, wohl weg. Der Berliner Polizeisprecher Thomas Neuendorf ist zwar überzeugt, dass man die Verantwortlichen finde – das Geld aber wohl nicht. Der Gesamtschaden belaufe sich bislang auf circa 250 000 Euro, Neuendorf rechnet gar mit einer halben Million. Wie viele Schulen betroffen sind, ist noch offen. Im Internet ist von über 40 die Rede. Spezialisten des Berliner Landeskriminalamtes gehen jetzt alle Unterlagen durch, Konten wurden eingefroren.
Offenbar war der Betrug gut geplant. Vor etwa einem Monat habe es einen Besitzerwechsel bei „Easy Abi“ gegeben, sagte Anwalt Karun Dutta, der in Berlin 16 Oberschulen und Gymnasien vertritt. Er rät allen Betroffenen, Strafanzeige gegen die Firma zu stellen. Nach PNN-Informationen sind der jetzige Firmeninhaber Karl Heinz R. und Geschäftsführer Rainer S. dem LKA als Straftäter im Bereich der Wirtschaftskriminalität bekannt. Laut Handelsregister ist R. mit einer Einlage von 25 150 Euro beim Amtsgericht Charlottenburg eingetragen. Der 64-jährigen Rainer S. war seit Mai als neuer Geschäftsführer tätig. Gegenüber den PNN sagte er am Mittwoch, dass er am Freitag seine Tätigkeit niedergelegt habe. Sein Partner habe vielmehr die Firma für 400 000 Euro von den Vorbesitzern David H. und Marcel L. gekauft und S. als Geschäftsführer eingesetzt. 360 000 Euro seien den beiden Verkäufern schon überwiesen worden, behauptet S.. Dann habe er aber gemerkt, dass „in der Buchhaltung etwas nicht in Ordnung ist“ und sei ausgestiegen. Der Kaufvertrag sei rückgängig gemacht worden. Vorbesitzer David H. veröffentlichte am Mittwoch eine Stellungnahme, in der er erklärte, dass er nach dem Verkauf als externer Dienstleister für den Übergang tätig gewesen sei. In der vergangenen Woche hätten ihm verschiedene gebuchte Locations mitgeteilt, dass sie von der Firma trotz Erinnerung kein Geld bekommen hätten. Am Freitag habe er von der Absage der Abibälle erfahren.
Ihren Ball wollen die Schiller-Abiturienten noch retten: Über den RBB haben sich Sponsoren und Helfer gemeldet. Eine Ersatzfeier soll her. „Das Problem ist, auf die Schnelle die billigste Variante hinzubekommen“, sagt Lucia Kürzederer. Isabel Poll ist immer noch sauer. Zu gerne würde sie den Betrügern ihre Meinung geigen: „Das ist eine Sauerei.“ (mit tabu, hh, jra)
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