Landeshauptstadt: 1,62 Millionen für Villa Gutmann
Verkauf über Immobilienfirma gestartet / Privatmuseum im Palais Lichtenau?
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Verkauf über Immobilienfirma gestartet / Privatmuseum im Palais Lichtenau? Von Sabine Schicketanz Die denkmalgeschützte Villa Gutmann in der Bertinistraße, die seit mehr als zehn Jahren dem Verfall preisgegeben ist, könnte demnächst einen Käufer finden. Die Gutmann-Erben haben die Potsdamer Immobilien-Firma Dahler & Company mit dem Verkauf des vor 1910 errichteten Gebäudes beauftragt. Die sanierungsbedürftige Villa mit dem aus dem 18. Jahrhundert stammendem „Arabicum“ soll 1,62 Millionen Euro kosten. Bereits seit fünf Wochen habe man die Villa Gutmann im Angebot, sagte Claus-Thilo Kolster, geschäftsführender Gesellschafter von Dahler & Company. Eine Reihe von „vorgemerkten Kunden“ hätten das Gebäude bereits besichtigt. Ein Exposé sei in Arbeit, es solle „sauber recherchierte Fakten“ über das Haus des früheren Eigentümers Herbert M. Gutmann enthalten. Über die mögliche Nutzung des Gebäudes am Ufer des Jungfernsees hatte es in den vergangenen Jahren erhebliche Streitigkeiten gegeben. In der Villa, zu DDR-Zeiten als Altersheim genutzt, wohnten bis zur Räumung 1999 Hausbesetzer. Ein Jahr später ging ein Brandanschlag auf das Gebäude glimpflich aus. Ein holländischer Investor wollte seinerzeit aus der Gutmann-Villa eine Seniorenresidenz machen. Die geplante Bebauung von Villa- und Nachbargrundstück hatte engagierte Bürgerinitiativen auf den Plan gerufen. Letztlich zerschlugen sich die Pläne des Holländers jedoch. Neue Investoren waren seitdem nur spärlich in Sicht. Von Seiten der Stadt habe es kaum Kontakt zu den Gutmann-Erben gegeben, sagte Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz. Aber über einen Verkauf der Villa mit hohem Denkmalwert könne sich Potsdam nur freuen. In der Frage einer zusätzlichen Bebauung des Gutmann-Grundstücks wolle man sich „nicht zu restriktiv“ verhalten, so Kuick-Frenz. Dahler & Company-Chef Kolster verwies hierbei auf den noch vorliegenden Neubau-Entwurf des Potsdamer Architektenbüros von Eric van Geisten und Georg Marsfeld. Er warnte außerdem davor, mit einer „negativen und unfreundlichen Einstellung“ potenzielle Investoren zu verprellen. Als Beispiel nannte der Immobilienmakler die von Ludwig Persius entworfene Villa Jacobs, die Springer-Chef Mathias Döpfner wiederaufbauen wollte. Neben den hohen Kosten, die die Stadt für Grundstück, Park und als Entschädigung für Kleingärtner verlangte, sorgte auch die Bedingung, den Uferweg komplett öffentlich zugänglich zu halten, für einen Rückzug des Investors. Gut situierte Privatleute dürften nicht „aus sozialneidischen Gründen anders behandelt werden als andere Investoren“, so Kolster. Zumal zahlreiche prominente Persönlichkeiten für bedeutende Bauwerke der Landeshauptstadt Interesse zeigten. Das Palais Lichtenau (2,9 Millionen Euro), die schon sanierte Villa Kampffmeyer (6,5 Millionen Euro) und die Villa Sigismund am Lehnitzsee in Neu Fahrland (3,5 Millionen Euro) stehen auf Kolsters Verkaufsliste. „Für alle Objekte gibt es sehr konkrete Interessenten, die einen Kauf prüfen – überwiegend Privatleute.“ Ein Privatmann spiele mit dem Gedanken, ins Palais Lichtenau einzuziehen und im Erdgeschoss des bedeutenden frühklassizistischen Bauwerks ein Privatmuseum einzurichten. „Damit bliebe das Palais Lichtenau der Öffentlichkeit zugänglich“, so Kolster. Es sei „Tatsache“, dass sich für alle drei der Renommier-Villen „mehr als eine Familie“, teilweise in der Öffentlichkeit sehr bekannt, interessiere. „Hier ist das Geld tatsächlich vorhanden.“ Auch eine deutsche Stiftung, die jetzt noch in einem nordamerikanischen Land sitze, wolle nach Potsdam ziehen und suche eine repräsentative Adresse. Als Grund für den Andrang auf die historisch wertvollen Bauwerke sieht Kolster zum einen die „relativ humanen“ Preise und guten Finanzierungsmöglichkeiten. Zum anderen gebe es eben Menschen, die „das, was sie da haben können, zu würdigen wissen“.
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