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Landeshauptstadt: 181 Schüler für 112 Plätze

Deutlich mehr Bewerber als Plätze in Leistungs- und Begabungsklassen / Potsdam: 40 Prozent abgelehnt

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Mehr als die Hälfte der dafür geeigneten Potsdamer Grundschüler darf keine spezielle Leistungsklasse besuchen. Wie aus einem Schreiben des Bildungsministeriums hervor geht, haben sich in Potsdam 181 Schüler auf die 112 Plätze in den sogenannten Leistungs- und Begabungsklassen beworben – 59 Schüler und Schülerinnen, also knapp 40 Prozent, sind trotz Eignung abgelehnt worden. Im Landkreis Potsdam-Mittelmark (137 geeignete Bewerber auf 82 Plätze) und dem Havelland (188 geeignete Schüler auf 102 Plätze) haben sogar mehr als 40 Prozent der geeigneten Schüler keinen Platz erhalten.

Der Landtagsabgeordnete Ingo Senftleben (CDU) hat daher am Wochenende seine Forderung nach einem „bedarfsgerechten Ausbau“ der seit 2007 in Brandenburg bestehenden Leistungs- und Begabtenklassen sowie der Einrichtung einer Schule für Hochbegabte erneuert. Im Land Brandenburg hat es ähnlich wie in den Vorjahren 1536 Anmeldungen (davon waren 1362 Schüler geeignet) auf 932 Plätze gegeben. Das bedeutet, dass ein Drittel der Interessenten keinen Platz erhalten hat. Die Anzahl der Leistungs- und Begabungsklassen ist im Schulgesetz auf landesweit 35 Standorte festgeschrieben. Mit Oberhavel, Uckermark und Prignitz haben drei Landkreise keine Klasse für besonders leistungsstarke Schüler eingerichtet, Potsdam hat gleich fünf. Laut Bildungsministerium werde auch an allen fünf Standorten jeweils eine Klasse eröffnet, obwohl es am Leibniz-Gymnasium nur zwölf Anmeldungen für 26 Plätze gegeben hat. Schüler, deren Zweitwunsch das Leibniz-Gymnasium war, konnten dort einen Platz bekommen.

In Potsdam ist die Anzahl der Bewerbungen leicht zurück gegangen. Waren es bei der ersten Bewerbungsphase im Jahr 2007 noch 221 Schüler, die eine Leistungsklasse besuchen wollten, sind es nun noch 181. Das Humboldt-Gymnasium hat 61, das Helmholtz-Gymnasium 48, die Voltaire-Gesamtschule 32, das Evangelische Gymnasium 28 und das Leibniz-Gymnasium 12 Anmeldungen.

Schüler der Leistungs- und Begabtenklasse wechseln bereits nach der vierten Klasse ans Gymnasium. Sie dürfen in den Fächern Deutsch, Mathematik und Sachkunde oder Englisch höchstens die Notensumme 5 haben. Zudem gibt es prognostische Tests. Kritiker sehen darin ein reduziertes Leistungsspektrum in den verbleibenden Grundschuljahrgängen 5 und 6. Im vergangenen Jahr hat der Weggang von Schülern in die Spezialklassen an einer Potsdamer Grundschule erstmals dazu geführt, dass die beiden vierten Klassen zu einer fünften Klasse zusammengelegt wurden.

Den Bedarf für eine Hochbegabtenschule sieht man im Bildungsministerium allerdings nicht. „Wir haben keinen Bedarf an einer zusätzlichen Begabungsförderung“, sagte der Sprecher des Bildungsministeriums, Stephan Breiding. Linke und Grüne lehnten den Vorschlag Senftlebens ebenfalls ab. „Die Probleme des Brandenburger Schulsystems werden nicht gelöst, in dem für einige wenige Sonderbedingungen geschaffen werden“, sagte Gerrit Große (Linke). Begabtenförderung sei durchaus wichtig, das sollte aber durch individuelle Förderung in kleinen Lerngruppen geschehen. Zudem verwies Große darauf, dass es in Brandenburg bereits ein Netz von Spezialschulen gebe, wie die speziellen Sportschulen oder das Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium für mathematisch begabte Schüler in Frankfurt. Über eine Ausweitung dieses Netzes sollte nachgedacht werden. jab mit dpa

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