Landeshauptstadt: 20-Minuten-Takt zum Sozialdorf
Müller: Umzug der Asylbewerber zum Lerchensteig nur mit besserer Busverbindung
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Müller: Umzug der Asylbewerber zum Lerchensteig nur mit besserer Busverbindung Von Sabine Schicketanz Nedlitz. Dem Umzug der Asylbewerber aus dem Interims-Heim in der Bornstedter Kirschallee zum Sozialdorf am Lerchensteig stehe nur noch ein Problem im Wege: Die Verkehrsanbindung müsse verbessert werden. Das sagte gestern Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos) beim Tag der offenen Tür im Sozialdorf. Dazu werde sie mit Martin Weis, Geschäftsführer der Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH (ViP), verhandeln, so Müller. Schon seit Jahren wird um die Anbindung des abgelegenen Standortes, an dem Asylbewerber und Obdachlose untergebracht sind, gerungen. Bisher fährt der Bus 692 nur im Stundentakt, was laut Angela Basekow, Geschäftsführerin des Trägers Kreisverband Arbeiterwohlfahrt (AWO), besonders für Schulkinder und Asylbewerber mit Arbeitserlaubnis hinderlich ist. „Wir wollen einen 20-Minuten-Takt für die Stoßzeiten“, sagte Müller. Wird dieser nicht eingerichtet, könnte es von Ausländerbeirat und Flüchtlingsrat erneut Widerstand gegen den Umzug der Asylbewerber aus Bornstedt nach Nedlitz geben. Seit zwei Jahren wohnen rund 80 Asylbewerber in der Kirschallee 6 f – sie wurden umgesiedelt, als das Heim an der Michendorfer Chaussee freigezogen werden musste. Von Anfang an sei die Kirschallee nur als Übergangsstandort gedacht gewesen, betonte Müller. Neben finanziellen Gründen – will die Stadt das Bornstedter Heim behalten, müsste sie monatlich 20 000 Euro Miete zahlen oder das Gebäude für rund zwei Millionen Euro kaufen – zähle vor allem die Entscheidung, die bereits getroffen sei, so die Sozialbeigeordnete. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) habe deutlich gemacht, dass die Zusage, die Kirschallee nur zeitlich begrenzt zu nutzen, eingehalten werden müsse. Der Umzug soll planmäßig am 1. August beginnen – dann sei, so Basekow, auch der Neubau des Obdachlosenheims fertig. Mit dem Träger des Heims in der Kirschallee, den Malteser Werken, habe man sich bereits zum Ablauf des Umzugs geeinigt: Vier der fünf Malteser-Mitarbeiter würden zum 31. Juli gekündigt, einer werde für ein Jahr von der AWO übernommen. Dieser Sozialarbeiter habe bereits im Lerchensteig gearbeitet und könne so ab Mai Besuche der Asylbewerber im Sozialdorf organisieren. Auch wolle man demnächst Zimmerlisten an die Asylbewerber in der Kirschallee verteilen, damit sie einen Wunschpartner für die Zwei-Bett-Zimmer aussuchen können. Dass es in der Kirschallee Einzelzimmer gebe, sei der nicht vollen Belegung zu verdanken, sagte Sozialbeigeordnete Müller. „Das Asylbewerberleistungsgesetz sieht das nicht vor.“ Der Ausländerbeirat und auch viele Asylbewerber plädieren noch immer für einen Erhalt des Standortes Kirschallee – und wenn umgezogen werden muss, sollen im Lerchensteig gleiche Bedingungen geschaffen werden. Dies sei möglich, sagte der CDU-Stadtverordnete Volkmar Näder. „Hier hat sich eine Menge getan, ein Quantensprung.“ In den Wohnbaracken wurden die Sanitäranlagen saniert, von außen sollen die Häuser mit Hilfe der Bewohner gestrichen werden. Im jetzigen Verwaltungsgebäude des Obdachlosenheims können Internetcafé, Café, Versammlungs- und Nähraum eingerichtet werden. Klara Geywitz (SPD) betonte, dass der abgelegene Standort, wenn er eine gute Verkehrsverbindung bekommt, Vorteile haben könne. Die Bewohner könnten mal lauter sein, ohne dass es Beschwerden gebe. „Und Integration heißt für mich nicht, nur mal mit dem deutschen Nachbarn zu plaudern“, so Geywitz.
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