Homepage: 200 neue Arbeitsplätze
Das Golmer Innovationszentrum ist gestern eröffnet worden, die ersten Mieter sind schon da. Dazu zählen Firmen der Nanomedizin und der Kolloidanalytik
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Potsdam lebt von den Ideen anderer. Die Behauptung konnte zumindest Landrat Lothar Koch (SPD) aus Potsdam-Mittelmark für sich in Anspruch nehmen. Denn aus seinem Hause stammte einst die Grundlage für das Innovationszentrum Golm. Doch durch die Eingemeindung – Koch sprach von „Gemeinderäuberei“ – seien die besten Teile des Landkreises der Landeshauptstadt zugeschlagen worden, dazu gehöre auch die früher eigenständige Gemeinde Golm mit dem größten Wissenschaftspark des Landes. Gestern wurde dort nach 16-monatiger Bauzeit das Go:In eröffnet, als 22. Innovations- und Gründerzentrum des Landes Brandenburg. In den nächsten Monaten sollen auf den 4000 Quadratmetern bis zu 200 Arbeitsplätze entstehen, vor allem in den Bereichen der Biochemie, Chemie, Werkstofftechnik und physikalischen Technik. Ziel ist es, eine Wertschöpfungskette von Wissenschaft und Wirtschaft zu schaffen.
Zwölf Millionen Euro haben Potsdam und Potsdam-Mittelmark mit Hilfe europäischer Fördermittel an dem Standort investiert. Vor allem „gut investiert“, sagte Clemens Appel (SPD), Chef der Staatskanzlei. Denn in Brandenburg gebe es inzwischen 21 derartige Zentren, in denen in den letzten Jahren 3000 Arbeitsplätze und 500 Firmen entstanden seien. In den vergangenen Tagen sind auch die ersten Firmen ins Go:In eingezogen: Dazu zählen beispielsweise mit AnagnosTec eine Gesellschaft für analytische Biochemie und Diagnostik, mit Gilupi ein Unternehmen im Bereich der Nanomedizin, mit Nanolytics das nach eigenen Angaben erste Kolloidanalytik-Auftragslabor Deutschlands und mit Cavira eine biopharmazeutische Firma im Bereich viraler und onkologischer Erkrankungen.
Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs erklärte, all die Anstrengungen und Gelder seien Investitionen in die Zukunft. „Das hier gewonnene Wissen ist im Idealfall das Handwerkszeug unseres zukünftigen Wirtschaftens“, so Jakobs. Er bedauerte vor den zahlreichen Vertreter der Institute und Hochschulen die gescheiterte Bewerbung zur „Wissenschaftsstadt 2008“ und versprach, an der Profilierung der Wissenschaft in der Stadt zu arbeiten. Doch Ergebnisse wie gestern in der Prognos-Studie veröffentlicht, in der die Stadt Potsdam auf Rang 15 der Städte mit Top-Zukunftschancen gelistet ist, würden der Landeshauptstadt überregional und international ein positives Image verschaffen. Bereits jetzt sei er mit weiteren wissenschaftsnahen Einrichtungen, die sich in Golm ansiedeln wollen, in ersten Gesprächen.
Das Innovationszentrum liegt in direkter Nachbarschaft zu den drei Instituten der Max-Planck-Gesellschaft, den beiden Fraunhofer-Instituten und der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam. Dazu baut der mehrfache Innovationspreisträger Uwe Braun derzeit gemeinsam mit Hasso Plattner eine Denkfabrik und Fertigungshalle neben dem Go:In. Das gestern eröffnete Zentrum mit dem GoINcubator (siehe Kasten) soll einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass der Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft verbessert wird und hochqualifizierte Arbeitsplätze geschaffen werden.
Jakobs warb gegenüber dem Staatskanzleichef Clemens Appel erneut um eine schnelle Anbindung des Wissenschafts- und Universitätsstandortes an den neuen internationalen Flughafen BBI. Es dürfe nicht sein, dass die Wissenschaftler abgehängt werden und über Berlin nach Potsdam fahren müssen. Dafür habe er Kontakt zum früheren Verkehrsminister und jetzigen Cottbuser Oberbürgermeister Frank Szymanski aufgenommen, um der Landesregierung eine direkte Bahnverbindung von Potsdam- Golm über den Flughafen BBI nach Cottbus schmackhaft zu machen. Die Stadt habe die Projekte der Wissenschaftsbahn zwischen Golm und Griebnitzsee sowie der Flughafenanbindung als oberste Priorität eingestuft. Bislang teilt die Landesregierung dies Auffassung aber nicht. jab
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