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Gewerkschaft zieht positive Bilanz: 2000 Jobs in Potsdam durch Mindestlohn
Vor der Einführung des Mindestlohns wurde befürchtet, dass viele geringfügig Beschäftigte entlassen werden müssten. Doch in Potsdam und Potsdam-Mittelmark ist das Gegenteil der Fall.
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Potsdam - Durch den im vergangenen Jahr eingeführten Mindestlohn von 8,50 Euro sind laut einer Studie allein in Potsdam mehr als 2000 zusätzliche Jobs entstanden. Im Sommer 2015 hätten im Vergleich zum Vorjahr 2154 Menschen mehr eine Arbeit gehabt, teilte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) für Potsdam am gestrigen Montag mit. „Zum ersten Mal haben alle Beschäftigten einen festen Lohnsockel unter den Füßen – von der Küchenhilfe bis zur Verkäuferin im Backshop“, sagte der NGG-Geschäftsführer Uwe Ledwig. Der Mindestlohn sei weder „Konjunktur-Bremser“ noch „gefährlicher Job-Killer“, wie von Kritikern behauptet wurde.
Die Studie wurde vom Pestel-Institut in Hannover im Auftrag der NGG erstellt. Vor allem Hotels, Pensionen, Restaurants und Gaststätten in Potsdam hätten demnach nicht wie befürchtet Personal entlassen, sondern neue Kräfte eingestellt. Viele Arbeitgeber hätten aus Mini-Jobs reguläre Stellen gemacht. „Das ist ein Riesenerfolg“, so Ledwig.
Positive Bilanz auch in Potsdam-Mittelmark
Auch im Landkreis Potsdam-Mittelmark sei die Einführung des Mindestlohns positiv verlaufen. Hier seien insgesamt 1 353 neue Jobs entstanden. Der Hotel- und Gaststättenbereich habe 2 300 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gehabt – und damit 2,1 Prozent mehr als im Vergleichsmonat des Vorjahres.
Ledwig zufolge profitiert auch der Staat vom Mindestlohn. So hätten weniger Menschen unterstützt werden müssen, die Hartz-IV-Ausgaben seien gesunken, die Zahl der Aufstocker zurückgegangen. Ledwig forderte nun, den Mindestlohn in einem ersten Schritt auf zehn Euro anzuheben. Die NGG werde hartnäckig daran arbeiten, ihn schrittweise „zu liften“. Er verwies auf eine Rentenberechnung des Bundesarbeitsministeriums, wonach ein Beschäftigter 11,50 Euro pro Stunde verdienen müsse, um im Alter eine Rente von mindestens 769 Euro zu erhalten – dies sei gerade einmal die Grundsicherung im Alter.
Stefan Engelbrecht
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