Mindestlohn in Brandenburg: Handwerksbetriebe sind mehrheitlich zufrieden
Die Einführung des Mindestlohns bringt in Brandenburg weniger Probleme mit sich, als erwartet. Nur in der Lebensmittelbranche und auf dem Land sieht es schlecht aus.
Stand:
Potsdam - Dem Handwerk in Brandenburg-West geht es gut. Allerdings habe sich der jahrelange Aufschwung „leicht abgekühlt“, erklärte am gestrigen Dienstag der Präsident der Handwerkskammer Potsdam, Jürgen Rose, als er vor der Presse das Ergebnis der Frühjahrs-Konjunkturumfrage vorstellte. 84 Prozent der Befragten bezeichnen ihre Geschäftslage als gut beziehungsweise befriedigend. Das ist knapp ein Prozent weniger als im Vorjahr, aber der zweitbeste Wert der letzten elf Jahre.
Am besten geht es dem Ausbaugewerbe, am schlechtesten dem Nahrungsmittelhandwerk, vor allem den Bäckern. Das Nahrungsmittelhandwerk hat im Moment gleich mit drei Problemen zu kämpfen: Es müssen Mindestlöhne gezahlt werden, die Rohstoffpreise sind gestiegen und die Supermarktketten machen dem Handwerk harte Konkurrenz, sodass erhöhte Kosten nicht unbedingt an die Verbraucher weitergegeben werden können. Die Bewertungen fallen deshalb neun Prozent schlechter aus als der Gesamtdurchschnitt und es sprechen nur noch drei von vier Betrieben von einer guten bis befriedigenden Auftragslage. Es gebe aber auch Betriebe, so Rose, die durch ein besonderes Angebot Kunden binden konnten und ihren Umsatz sogar gesteigert hätten.
Fachkräftemangel ist das größere Problem
Bei den Friseuren, die erst ab Mitte des Jahres Mindestlohn zahlen, sieht er im Speckgürtel um Berlin kaum Schwierigkeiten. Dort könnten die höheren Löhne an die Kundschaft weitergegeben werden. Schwieriger sehe es auf dem Lande aus. Dort werde es wahrscheinlich Geschäftsaufgaben oder Entlassungen geben. Generell seien aber durch den Fachkräftemangel größere Probleme zu verzeichnen als durch den Mindestlohn, erklärte der Kammerpräsident. Deshalb sollen Schulabgänger am 23. April beim Zukunftstag in Brandenburg noch einmal auf Lehrstellen im Handwerk aufmerksam gemacht werden.
Zwölf Prozent der Handwerksbetriebe haben 2014/15 neue Mitarbeiter eingestellt, doch 14 Prozent Fachkräfte verloren. „Wir sind ein sicherer Faktor in der Wirtschaft“, betonte Rose und verwies darauf, dass in seinem Elektrobetrieb die Auftragsbücher gefüllt seien. Vor Juni habe er keine Termine mehr frei. Im Ausbauhandwerk liegen die Wartezeiten bei etwa sieben Wochen.
Erhoffte Fördergelder nicht bekommen
Ralph Bührig, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, bemängelte, dass es mit der Energiewende nicht vorangehe. Viele Betriebe hätten auf steuerliche Vergünstigungen gehofft. Die Gespräche auf Regierungsebene seien aber nun wieder gescheitert und damit viele energiesparende Umbauten verschoben worden. Auch bei Investitionen warteten die Betriebe offenbar auf neue EU-Förderrichtlinien, denn trotz des billigen Geldes blieben sie auf niedrigem Niveau stehen. Drei Viertel der Betriebe wollen keine neuen Betriebsmittel erwerben oder ihr Betriebsgebäude sanieren. Potsdams Handwerkskammer hat in Brandenburg-West 17 500 Mitgliedsbetriebe mit rund 70 000 Beschäftigten.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: