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Landeshauptstadt: 2009 steht Villa Jacobs

Architekt Ludes hat Baugenehmigung beantragt

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Nauener Vorstadt - Im Jahr 2009 soll am Jungfernsee die Villa Jacobs wieder stehen. Dies kündigte am Mittwochabend Grundstückseigentümer und Bauherr Stefan Ludes im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte an. Der Berliner Architekt, dessen Büro auf Klinikbauten spezialisiert ist, hielt einen Vortrag zur Schinkel-Ausstellung.

Bei den bauvorbereitenden Untersuchungen sind unter einer meterdicken Schicht aus Bauschutt und Erde die solide gemauerten Kellergewölbe der 1981 abgerissenen Turmvilla noch in teils gutem Zustand vorgefunden worden. Sie können deshalb erhalten und saniert werden. Auch einige aus Zinkguss gefertigte Schmuckelemente wurden geborgen. Zudem hat Ludes das historische Text- und Bildmaterial über das Bauwerk gründlichst recherchiert. Dazu zählen vom früheren Gartendirektor der Schlösserstiftung, Prof. Dr. Michael Seiler, heimlich aufgenommene Fotos von Verfall und Abriss des Gebäudes.

Stefan Ludes zeigte sich zuversichtlich, dass er die 1836 durch Schinkels Meisterschüler Ludwig Persius für den Zuckerfabrikanten und Königsfreund Ludwig (von) Jacobs errichtete Turmvilla, eines der bedeutendsten Potsdamer Baudenkmale, annähernd originalgerecht wiederherstellen kann. Dies betrifft die äußere Gestalt aus asymmetrisch zusammengefügten kubischen Baukörpern mit dem weithin sichtbaren Turm „in alter Form und Materialität“ ebenso wie die Raumstruktur im Inneren. Sie bestand aus Vorräumen, Salon, Speisesaal und angesetztem Küchentrakt im Erdgeschoss, während die obere Etage von Privat- und Schlafräumen für die Familie und einem Billardzimmer eingenommen wurde. Vielleicht kommt Ludes dem ursprünglichen Plan von Persius sogar näher als der später durch Anbauten veränderte Bau, indem er ein turmartig aufgesetztes zweites Obergeschoss nicht wiederherstellt und die verglasten Arkaden zwischen Haupthaus und Turm öffnet. Nicht möglich ist dagegen eine Rekonstruktion der Fassaden in allen Details, zumal es darüber nur lückenhafte Unterlagen gibt. Dies trifft auch auf die Innenarchitektur zu. Die Villa war nach 1945 von den sowjetischen Besatzungstruppen für einen Kindergarten genutzt worden. Ab den 1970er Jahren wurde sie dem Verfall überlassen, 1979 der Denkmalschutz aufgehoben. Die Ruine wurde nach einem Brand 1981 abgerissen.

Eine Bestandsaufnahme aus dem Jahr 1879, als der alte Jacobs starb, soll die Grundlage für die Wiederherstellung des Parks bilden, für den Lenné Entwürfe geliefert hatte. Hier wurden inzwischen sämtliche 1000 Bäume in einem Kataster erfasst. Ein Parkpflegewerk ist in Arbeit. Neu erstehen sollen der nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten gestaltete Teil mit der Zufahrtsallee, der große Obstgarten und die früher mit Wein bepflanzte Terrassierung. Sie folgt den Rändern der ehemaligen Lehmgrube, die hier seit dem 17. Jahrhundert bestand. Ungeklärt ist noch die Gestaltung des waldartig zugewachsenen nördlichen Parkteils, den der Zuckerfabrikant später hinzuerworben hatte.

Stefan Ludes hat inzwischen einen Bauantrag gestellt, nach dessen Genehmigung soll der Wiederaufbau der Villa 2007 beginnen und etwa 18 Monate dauern. Die Rekultivierung des Parks kann dagegen nur schrittweise erfolgen und wird ein Reihe von Jahren in Anspruch nehmen. Der Bauherr will das Grundstück, das umfriedet wird, privat nutzen und dort auch ein Büro einrichten. Er respektiert den öffentlichen Uferweg, woran zuvor Verkaufsverhandlungen mit dem Springer-Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner gescheitert waren. Die Stadt stehe damit aber in der Pflicht, eine ordnungsgemäße Pflege des Uferstreifens zu gewährleisten, erklärte Ludes. Zu besonderen Anlässen wie dem Tag des Denkmals will er sein Grundstück dem Publikum öffnen. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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